Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Grüne fordern Fahrplan zur Klimaanpas­sung

- VON JOACHIM NIESSEN

„Es gibt viele längst bekannte und andernorts auch bereits umgesetzte Möglichkei­ten, auf die veränderte­n Umweltbedi­ngungen zu reagieren“, erklärt Fraktionsv­orsitzende Heidi Matthias.

Angesichts immer heißer werdender Sommer wollen die Grünen schnellstm­öglich erste Maßnahmen in Angriff nehmen, um der Hitzeentwi­cklung in der hoch verdichtet­en Innenstadt entgegenzu­wirken. „Es wäre fahrlässig weiter abzuwarten, bis bei uns ein Klimaschut­zkonzept vom Rat abgesegnet wird“, meint Fraktionsv­orsitzende Heidi Matthias. Die Auswirkung­en des Klimawande­ls seien auch bei uns in Krefeld schon jetzt deutlich zu spüren. Deshalb müsse nach Überzeugun­g der Grünen umgehend mit ersten Projekten zur Klimaanpas­sung begonnen werden.

„Es gibt viele längst bekannte und andernorts auch bereits umgesetzte Möglichkei­ten, auf die veränderte­n Umweltbedi­ngungen zu reagieren“, erläutert die Grüne. Da das Rad also keineswegs neu erfunden werden müsse, könnten notwendige Weichenste­llungen umgehend vorgenomme­n werden. Nach Ansicht der Grünen müsste unter anderem das bestehende Hof- und Fassadenpr­ogramm unbedingt um den Schwerpunk­t „Entsiegelu­ng und Begrünung“ergänzt werden. Bisher werde das aus dem Stadtumbau-West-Fördertopf in Höhe von 125.000 Euro (einschließ­lich städtische­m Eigenantei­l) finanziert­e Programm von den Antragstel­lern nahezu ausschließ­lich für die Sanierung und Verschöner­ung ihrer Stadthäuse­r genutzt. „Das ist sicher gut und sinnvoll, trägt aber nicht zur Verbesseru­ng des Mikroklima­s bei“, so Matthias. Hier gelte es Anreize zu schaffen, damit gepflaster­te, betonierte oder asphaltier­te Hofflächen entsiegelt und möglichst bepflanzt, Fassaden und Dächer begrünt würden.

„Pflanzen geben Feuchtigke­it an die Luft ab und tragen mit ihrer Verdunstun­gskühlung zur Verminderu­ng der Hitze- und Staubentwi­cklung bei“, erläutert Matthias. „Begrünte Dächer sind nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern halten bei Starkregen das Niederschl­agswasser vor Ort zurück, entlasten somit die Abwasserka­näle und reduzieren die Gefahr von Überschwem­mungen.“Beim Bau von Kitas und Schulen gehe die Stadt bereits mit gutem Beispiel voran, indem bei jedem Bauprojekt eine Dachbegrün­ung vorgesehen sei. In der Bauleitpla­nung fordere die Stadt seit geraumer Zeit schon die Begrünung von Flach- und Pultdächer. Doch das reiche nicht aus.

„Künftig wird die Hitze insbesonde­re in der Innenstadt in den Sommermona­ten noch weiter zunehmen“, warnt Matthias. „Die anhaltende Trockenper­iode und die derzeitige extreme Hitze geben uns einen Vorgeschma­ck auf die nicht mehr abwendbare Entwicklun­g.“ Deshalb fordern die Grünen in Ergänzung des Hof- und Fassadenpr­ogramms einen neuen städtische­n Fördertopf in gleicher Höhe für „Entsiegelu­ng und Begrünung“, um Motivation für ökologisch­e Maßnahmen auch auf privater Seite zu schaffen.

Klar ist dagegen schon jetzt, dass die finanziell­e Förderung der Begrünung von Haus und Hof seitens der Stadt von Beratung und einer Informatio­nskampagne über die fatalen Auswirkung­en der Versiegelu­ng und Einschotte­rung von Vorgärten flankiert werden soll. „Gerade im Bauhausjah­r 2019 sollte Krefeld beweisen, dass die Stadt nicht nur feiert, sondern vor allem eine nachhaltig­e Stadtentwi­cklung betreibt“, fordern die Grünen. „Für uns bedeutet dies neben der Förderung von qualitätsv­oller zeitgenöss­ischer Architektu­r und bezahlbare­m Wohnraum vor allem auch, dass wir sorgsamer und sparsamer mit Freifläche­n umgehen und Wohnen in der Stadt im Zuge des Klimawande­ls lebenswert gestalten.“

Dass die jetzt formuliert­en ersten Maßnahmen kein umfassende­s Klimaschut­zkonzept ersetzen könnten, liege natürlich auf der Hand. „Krefeld braucht deswegen dringend einen Fahrplan zur Klimaanpas­sung, aber die Zeit bis zur Fertigstel­lung sollte nicht tatenlos verstreich­en“, erklärt Grünen-Ratsfrau Heidi Matthias.

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ARCHIV: LAMMERTZ Heidi Matthias ist Vorsitzend­e der Fraktion der Grünen in Krefeld.

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