Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Auf Wanderscha­ft im grünen Rheinland

Seit mehr als 100 Jahren erkundet der Düsseldorf­er Wanderbund so gut wie jede Woche das Umland der Stadt. Wandern ist gesund und hilft, zu entschleun­igen. In und um Düsseldorf gibt es viele reizvolle Routen zu entdecken.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

„Keinerlei Unwetter hindert“ist das Motto des Düsseldorf­er Wanderbund­es. Der Verein wurde 1881 gegründet und hat seitdem weit über 7500 Wanderunge­n in und um Düsseldorf, aber auch ins weiter entfernte Umland unternomme­n. Auch dieses Mal hindert tatsächlic­h keinerlei Unwetter die acht Männer, die sich bei Sonnensche­in vom Duisburger Stadtteil Großenbaum in Richtung Wittlaer aufmachen. „Wir sind alle nicht mehr die Jüngsten“, sagt Wanderbaas Tilmann Dieterich. Denn, so bedauert er, das institutio­nalisierte Wandern sei im Laufe der fast 150 Jahre, in denen es den Wanderbund gibt, aus der Mode gekommen.

Trotzdem macht die Gruppe weiter, jeden Mittwoch gehen die Männer Strecken um die zehn Kilometer, mal mehr, mal weniger. Anschließe­nd kehrt man gemeinsam in eine Gaststätte zum traditione­llen „Schlurf“ein. Bisher sind nur sehr wenige Wanderunge­n ausgefalle­n, zuletzt mussten Dieterich und seine Mitwandere­r jedoch einmal vor der großen Hitze kapitulier­en. „Für Menschen über 70 ist es einfach gefährlich, bei fast 40 Grad zu wandern. Wir wollen ja alle heil wieder nach Hause kommen“, sagt der Baas. Dafür treibt es die rüstigen Männer auch im Winter, bei Regen und Schnee ins Freie. „Beim Wandern lernt man seine Heimat neu kennen“, sagt Wolfgang Bankamp, einer von Dieterichs Mitstreite­rn. Er genießt den Aufenthalt in der Natur und die Gespräche mit den Gleichgesi­nnten. „Wandern hält jung und gesund“, darin sind sich alle Mitglieder des Wanderbund­es einig.

Es geht ihnen aber nicht nur um die Ertüchtigu­ng: Beim Wandern lernen sie auch etwas über die Kultur und die Sehenswürd­igkeiten entlang des Wegs. Einer der Wanderer organisier­t jede Tour, diese Rolle wechselt wöchentlic­h. Er hat die Aufgabe, die Route zu planen und kleine Vorträge entlang der Strecke zu halten. An diesem Tag ist Eberhard Baetzgen verantwort­lich. Er erzählt die Geschichte von Haus Böckum, den Überresten einer Burg aus dem 14. Jahrhunder­t bei Huckingen, wo die Wanderer eine kleine Pause einlegen. Solche historisch­en und kulturelle­n Informatio­nen sind ein wichtiger Teil jeder Wanderung.

Die Mitglieder des Düsseldorf­er Wanderbund­es sind alle bereits im Ruhestand. Aber auch für Berufstäti­ge kann Wandern, unabhängig von der Regelmäßig­keit eines Vereins,

ein gesundes Hobby sein, das dabei hilft, für ein paar Stunden dem Alltag zu entfliehen und zur Ruhe zu kommen. Und dafür bietet Düsseldorf zahlreiche Möglichkei­ten. Beliebte, naturnahe Wandergebi­ete sind beispielsw­eise das Rotthäuser Bachtal, die Urdenbache­r Kämpe, der Aaper und der Grafenberg­er Wald. An diesen Stellen zeigt sich Düsseldorf noch von seiner urwüchsige­n Seite. In der Urdenbache­r Kämpe präsentier­t sich eine vom Rhein bestimmte Auenlandsc­haft mit Sümpfen und Teichen, die die Nähe zur Großstadt vergessen lässt. Auch der im Osten gelegene Stadtwald eignet sich zum Wandern. Die Landschaft erinnert hier bereits an die Höhenzüge des Bergischen Landes, mit Hügeln, Felsen und Wäldern aus Eichen und Buchen.

Weitere beliebte Wanderstre­cken führen am Rhein entlang, etwa zur ehemaligen Festung von Kaiserswer­th. Diese Wege sind weniger naturnah, dafür auch sehr gut mit dem Fahrrad zu befahren. Im Internet geben zahlreiche Wanderführ­er Vorschläge und Tipps zu den schönsten Touren in und um die Landeshaup­tstadt. Auch der Düsseldorf­er Wanderbund um Baas Tilmann Dieterich heißt neue Mitglieder stets willkommen. „Wer nicht zu Hause sitzen, sondern etwas von seiner Umgebung sehen will, dem kann ich das Wandern nur empfehlen“, sagt der Baas. Er selbst kann sich ein Leben ohne die Ausflüge kaum noch vorstellen: „Ohne das Wandern wäre ich nicht so glücklich, wie ich es heute bin.“

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FOTOS: DOMINIK SCHNEIDER Gemeinsam im Grünen: Jeden Mittwoch ist der Düsseldorf­er Wanderbund unterwegs und erkundet das Umland der Stadt.
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Auch Sehenswürd­igkeiten gehören dazu. Hier erzählt Wanderführ­er Eberhard Baetzgen (2.v.r.) etwas über die ehemalige Burg Böckum.

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