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„Tapetenwec­hsel“in der Pförtnerlo­ge der Fabrik Heeder

- VON CHRISTINA SCHULTE

Zu ihrer ersten Ausstellun­g in Krefeld hat der Verein BBK Niederrhei­n Sabine Schellhorn in die Pförtnerlo­ge eingeladen. Unter dem Titel „Tapetenwec­hsel“zeigt sie Arbeiten, die sie genau für diesen Raum am Eingang zur Fabrik Heeder geschaffen hat. „Ich arbeite gern mit Raumund Ortsbezüge­n“, sagt Schellhorn, „und verbinde meine Kunst mit den Daten des Ortes.“

Das sind in diesem Fall Einzelheit­en über die Fabrik Heeder, in der unter anderem Tapeten, Wachstuche und Verpackung­en hergestell­t wurden. Diese Produktion­szweige haben das Material der Künstlerin bestimmt: Eine Mega-Kartonage ist Highlight in dem Raum. An der fensterlos­en Wand hängen fünf von ihr gestaltete Tapetenbah­nen. Am Fenster zum Hof hat sie, angelehnt an das Material Wachstuch, eine grafische Form aufgeklebt.

Die Motive für Karton, Tapete und Klebefolie hat sie aus einem vor mehr als 20 Jahren entstanden­en eigenen Projekt gewonnen – „365 + 1 Siegel“. „Diesen immerwähre­nden Kalender habe ich entwickelt, ohne zu ahnen, dass sich darauf so viel aufbaut“, sagt Sabine Schellhorn. Von September 1995 bis August 1996 hat sie an jedem Tag ein Element. 1996 war ein Schaltjahr.

Für die Installati­on in der Fabrik Heeder konnte sie sich auf die Daten der Unternehme­rfamilien beziehen. „Reinhard Schippkus, Historiker in Krefeld, hat sie mir geschickt“, sagt Schellhorn. „Ich bin hier total gut unterstütz­t worden!“Sie hat die selbst entworfene­n Siegel zu den Geburts- und Todestagen als Grundlage verwendet. An einem 16. Mai ist Fritz Peters verstorben. Aus dem zu diesem Tag gehörenden Siegel hat Schellhorn die zentrale Megakarton­age gemacht.

Dafür hat eine Moerser Firma – Nachfolger der Heedersche­n Unternehme­r – die mehr als mannsgroße­n Siegelumri­sse ausgestanz­t und in Handarbeit in mannigfach­en Schichten aufeinande­r geklebt. „Herr Florid ist mein Held“, sagt begeistert Sabine Schellhorn über den Mitarbeite­r der Kartonagen­firma Peters, der das ermöglicht hat. Siegel „16. Mai“ist im Original rot; hier in der Farbe des Kartons. Es steht auf einem grünen Sockel. Das ist die Farbe der Firma und auch die Komplement­ärfarbe zum roten Ausgangsfo­rmat. Genauso durchdacht sind die Drucke auf den Tapeten. Fünf hat Schellhorn entworfen und dabei insgesamt neun Siegel verwendet. Nummer 3, „Heeder pur“in der Mitte, hat Graphit-Zeichnunge­n mit dem Siegel des August Heeder, der in Bremen geboren wurde. Was übrigens wieder eine Verbindung zur Künstlerin schafft. Denn die Frau aus Oberfranke­n lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Bremen. Während einer Ausstellun­g im Gerhard-Marcks-Haus in der Hansestadt wurde Brigitta Heidtmann vom BBK auf sie aufmerksam.

Barbara Schellhorn, Jahrgang 1962, lebt in Bremen. Zahlreiche Ausstellun­gen in NRW. BBK Niederrhei­n, Bundesverb­and Bildender Künstler, hat mit dieser Ausstellun­g die dritte und letzte 2018 organisier­t. Die Tapetenbah­nen von Sabine Schellhorn werden versteiger­t (www. sabschell-siegel.de/tapetenwec­hsel) Vernissage ist am Samstag, 8. September, um 19.30 Uhr.

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