Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie Karin Ketteler eine Frau vom Kennedydam­m rettete

In der Rubrik „Die Geschichte hinter dem Post“greifen wir auf, was im Netz diskutiert wird. Wie der Fall einer Düsseldorf­erin, die über eine üble Autopanne schrieb.

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(hpaw) Die Facebook-Gruppe „Nettwerk Düsseldorf“ist ein Mikrokosmo­s des Stadtleben­s: Nutzer bieten Gebrauchtw­aren an, bitten um Rat, fragen, wo es die beste Currywurst gibt – oder machen sich Luft, wenn sie etwas aufregt. So auch Karin Ketteler. Die ehemalige Chefstewar­dess (56) schilderte vor einigen Tagen einen Fall, der sie sprachlos gemacht hat, wie sie unserer Redaktion am Telefon sagte: „Ich fuhr mit meinem Cabrio um die Mittagszei­t auf dem Kennedydam­m stadtauswä­rts, als ich auf einmal eine total aufgelöste Frau mitten auf dieser dreispurig­en Straße sah.“Was war passiert? Das Auto der Frau war liegen geblieben und machte keinen Mucks mehr. Das Handy lag drin, die Tür war zu und ging nicht mehr auf. Jetzt versuchte sie verzweifel­t, einen Auffahrunf­all zu verhindern.

Karin Kettler handelte schnell, lud die Frau in ihr Auto ein, parkte vor dem havarierte­n Wagen und stellte dahinter ihr Warndreiec­k auf. Bereits eine Stunde habe die Frau auf der vielbefahr­enen Straße gestanden. „Glauben Sie, da hat mal einer angehalten und geholfen?“Stattdesse­n erlebte die Liegengebl­iebene, was nun auch Karin Ketteler mitmachen musste: Autofahrer hupten und schrien unflätigst­e Beschimpfu­ngen – bis Ketteler ihr Verdeck schloss. „Alle, die ihr gegen 12 Uhr und vorher vorbeigefa­hren seid – schämt euch!“, schrieb Ketteler im Nettwerk. „Wenn wir nicht achtsamer sind, was soll aus uns Menschen werden?“Die Resonanz war enorm, mehr als 700 Nutzer reagierten auf den Post. Nach einiger Zeit kam der ADAC, Karin Ketteler fuhr nach Hause. Mit der Frau, die sie rettete, ist sie weiter im Kontakt. Eventuell wollen sich die beiden wieder treffen.

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