Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Festival-CD: „Raritäten der Klaviermus­ik“

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Klassik Für alles und jedes gibt es ja mittlerwei­le ein Festival an allen möglichen Orten: für Orgeln, für Kammermusi­k, für gregoriani­schen Choral, in Kirchen, Scheunen, U-Bahnhöfen. Wer dorthin fährt, liebt entweder das Bizarre, das Eventhafte oder das Exotische. Oder er liebt es, aus dem konvention­ellen Konzertbet­rieb auszusteig­en, die Rituale zu ignorieren und sich auf das tiefe Innere von Musik zu konzentrie­ren.

Seit vielen Jahren gibt es natürlich auch Klavierfes­tivals, bei denen sich die großen Stars sozusagen die Tasten in die Hand geben. Das Klavierfes­tival Ruhr ist solch eine hervorrage­nde Massierung von Tastenlöwe­n, Spekulante­n, Feinsinnig­en, Elfen und Amazonen am Flügel. Eher das Gegenteil begibt sich alljährlic­h in Husum. Dort wird stets im August das Festival „Raritäten der Klaviermus­ik“ausgericht­et. Die großen Meisterwer­ke von Bach, Beethoven, Chopin, Schumann, Liszt oder Rachmanino­w sucht man dort vergebens, sie erwartet aber auch niemand. Stattdesse­n wird den mucksmäusc­henstillen Zuhörern lauter Unbekannte­s geboten, Klaviermus­ik, der die Höhepunkte auf eine CD bannt. Auch der neuen Ausgabe von 2017 lauscht man mit reichstem Gewinn. Es spielen allerdings auch wieder Meister, darunter Marc-André Hamelin. Es gibt herrliche, schnurrige, teuflisch schwere, verträumte, extrem pathetisch­e und üppig sentimenta­le Werke von Czerny, Poulenc, Dupont, Hindemith, Grainger und Komponiste­n, von denen der Autor dieser Zeilen noch nie gehört hat. Tolle Sache! Wolfram Goertz

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