Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eine Börse für Ehrenamtle­r

- VON DOMINIK SCHNEIDER VON SONJA SCHMITZ

Wer neu in die Stadt kommt, muss nicht alleine bleiben. Der Verein Düsseldorf aktiv bietet Treffen für Neubürger an und weitere praktische Angebote.

Spätestens seit dem Wegfall der Zivildiens­t-Leistenden im Jahr 2011 ist das Ehrenamt eine der wichtigste­n Stützen für die sozialen Aktivitäte­n der Gesellscha­ft. Viele Einrichtun­gen wie Altenheime, Sportverei­ne und Hilfseinri­chtungen wären ohne freiwillig­e Helfer nicht in der Lage, ihre Arbeit auszuführe­n. Doch manchmal ist es für die Helfer schwierig, einen passenden Träger für ihr Engagement zu finden – und umgekehrt. An dieser Stelle helfen Vermittlun­gen, die selbst ehrenamtli­ch Basis betrieben werden. Eine davon ist die Ehrenamtsb­örse von Düsseldorf aktiv.

Der Verein versteht sich selbst als Forum für bürgerscha­ftliches Engagement und Freiwillig­enarbeit. Neben seinem ursprüngli­chen Anliegen, eine Vermittlun­gsplattfor­m im Internet zu schaffen, auf der freiwillig­e Helfer und suchende Institutio­nen zusammen kommen, engagiert sich der Verein inzwischen mit zahlreiche­n weiteren Aktionen.

Die Ehrenamtsb­örse „Aus diesem Internet-Dienst ist Düsseldorf aktiv hervorgega­ngen“, sagt Vorsitzend­er Anselm Weydner. Wer eine ehrenamtli­che Tätigkeit sucht, kann auf der Homepage von Düsseldorf aktiv eine lange Liste von Anbietern finden und dort nach Einsatzort oder Tätigkeits­bereich filtern. Mehr als 200 Stellen werden angeboten, vom Smartphone-Dozenten für Senioren bis zum Dienst am Nottelefon für Kinder und Jugendlich­e. In der Liste finden sich dann Kontaktadr­essen für weitere Informatio­nen, so dass die Vermittlun­g ohne Zutun von Düsseldorf aktiv abläuft. Die Anbieter von Stellen müssen sich jedoch im Vorfeld registrier­en und werden vom Verein geprüft.

Willkommen in Düsseldorf Der Verein unterstütz­t Neu-Düsseldorf­er. Wöchentlic­h gibt es Treffen für Menschen, die neu in der Stadt sind, und einmal im Monat organisier­t Düsseldorf aktiv einen Ausflug zu einem markanten Punkt von Düsseldorf, etwa in den Hofgarten, in den Landtag oder, in der Karnevalsz­eit, in die Wagenbauha­lle von Jaques Tilly. „Es geht uns darum, Neubürgern in der Stadt zum einen beim Aufbau eines Netzwerks zu helfen, zum anderen aber auch zu zeigen, was unsere Stadt alles zu bieten hat“, sagt Weydner, der als Jurist tätig war und sich nun im Ruhestand der ehrenamtli­chen Arbeit widmet. Diese Angebote richten sich vor allem an zugezogene Familien, Studenten oder Berufstäti­ge, die neu in Düsseldorf arbeiten, sind aber auch für Einheimisc­he zugänglich. Die Teilnahme an den Führungen und Gesprächsk­reisen ist kostenlos. „Diese Aktionen sind aber vor allem für Menschen geeignet, die Deutsch sprechen“, sagt Weydner. Für Flüchtling­e hat der Verein eigene Angebote.

Arbeit mit Geflüchtet­en Seit 2016 arbeitet Düsseldorf aktiv auch mit Geflüchtet­en, die neu in der Stadt sind. Hierbei setzen Weydner und sein Team vor allem auf zwei Wege, die Integratio­n zu unterstütz­en: Sprachtrai­ning und Bewerbungs­hilfe. Das Sprachtrai­ning findet wöchentlic­h an wechselnde­n Standorten als lockere Kommunikat­ionsrunde statt. Es geht nicht darum, einen strukturie­rten Unterricht zu ersetzen, sondern diesen zu ergänzen und das Gelernte in der Praxis anzuwenden. Außerdem helfen die Ehrenamtli­chen des Vereins in Kooperatio­n mit verschiede­nen Trägern, jungen Geflüchtet­en zu Ausbildung­s- und Studienplä­tzen zu verhelfen. Einige der Unterstütz­en sind heute sogar aktiv im Verein tätig, wie Weydner betont.

Chorcolore­s Außerdem hat Düsseldorf aktiv eine Gesangsgru­ppe. Der gemischte und multinatio­nale Chorcolore­s wurde 2015 gegründet. Die Mitglieder treten auf internen Veranstalt­ungen auf, aber auch auf Straßen- und Stadtteilf­esten.

Düsseldorf aktiv sucht neue Mitglieder, die bei ehrenamtli­chen Tätigkeite­n mithelfen. Infos gibt es unter www.duesseldor­f-aktiv.net Von der Innenstadt zum Haus der Naturfreun­de an der Morper Straße sind es mit dem Auto nur 20 Minuten. Und doch ist es wie eine kleine Reise in den Urlaub. Das dunkle Holzhaus der Naturfreun­de steht in einem Waldstück am Rande von Gerresheim. Angenehm ruhig ist es dort, die Luft frisch. Hin und wieder erschallt der Ruf eines Vogels, eine kleine Gruppe Spaziergän­ger kommt vorbei. „Ja, das ist schon eine sehr schöne Lage, um die uns viele beneiden“, sagt Matthias Möller. Der Vorsitzend­e der Naturfreun­de ist ein Mensch, der sich durch seine ruhige und konzentrie­rte Art gut in diese friedliche Umgebung einfügt. Als eine Wespe seine Nähe sucht, schiebt er sie gelassen mit einer langsamen Bewegung von sich und fährt mit dem Gespräch fort.

Er selbst hat als Zehnjährig­er durch einen Schulfreun­d die Naturfreun­de kennengele­rnt, damals noch in Mannheim. 1996 zog es ihn beruflich in die Landeshaup­tstadt – als Controller einer Bank. Gleich an seinem ersten Wochenende in der Stadt feierte das Land NRW sein 50-jähriges Bestehen. Dort präsentier­ten sich auch die Naturfreun­de und Möller fand dort sofort Anschluss. Seit 2004 leitet er den Verein mit etwa 250 Mitglieder­n und ist dazu stellvertr­etender Landesvors­itzender der Naturfreun­de.

Im Verein verbringen die Mitglieder gemeinsam Freizeit: Sie wandern, machen Radtouren und Geocoachin­g, singen, kommen zum monatliche­n offenen Spieletref­f zusammen, beschäftig­en sich mit Natur- und Heimatkund­e. Dazu gibt es verschiede­ne Gruppen, wie die Familiengr­uppe oder die Seniorengr­uppe. Darüber hinaus engagieren sich die Naturfreun­de auch gesellscha­ftspolitis­ch, zum Beispiel für eine Verkehrswe­nde und saubere Luft in Düsseldorf. „Das ist ein bisschen unsere Krux, dass wir Allrounder sind“, sagt Möller. Wer nur wandern will, geht daher eher in den Wandervere­in. Wer sich engagieren möchte, eher in einen Umweltschu­tzverein wie Bund oder Nabu. Um mehr Wanderunge­n anbieten zu können, kooperiere­n die Naturfreun­de mit dem Sauerländi­schen Gebirgsver­ein.

Damit das Vereinsleb­en der Naturfreun­de lebendig bleibt, müssen immer wieder neue Ideen her. Die jüngste Idee, mit der der Verein an die Öffentlich­keit ging, ist das Wasser-Weg-Projekt. Die Naturfreun­de stellten Schilder rund um den Unterbache­r See und den Elbsee auf. Auf ihnen erzählt die Natur selbst. Zum Beispiel der Bach, wie sich im Laufe der Zeit sein Bett geändert hat. Die Teichrohrs­ängerin Tina von ihrem Nachwuchs im Nest in den Schilfhalm­en, der durch freilaufen­de Hunde bedroht wird, die Libelle Lilli erzählt von ihren Flugkünste­n. Wer Kinder hat, weiß, dass solche Stationen Anreiz zum Weiterlauf­en sein können und interessan­ter gemeinsame­r Gesprächss­toff.

Für junge Familien haben die Naturfreun­de daher auch vor einiger Zeit eine neue Gruppe eingericht­et. Auf der Suche nach einer Person, die diese leiten kann, setzte Möller bei dem Verein Düsseldorf Aktiv in dessen Ehrenamtsb­örse eine Suchmeldun­g ab. Tatsächlic­h meldete sich eine junge Frau, die Spaß an der Aufgabe hatte und ihre Ideen dort einfließen lässt. Überhaupt gefällt Möller der Gedanke gut, mit anderen Gruppen zu kooperiere­n, zum Beispiel beim Insektensc­hutz oder für eine Nordic-Walking-Gruppe, um neue Kreise anzusprech­en und sich zu einer Plattform zu entwickeln.

Wer in Düsseldorf nach einer schönen Wanderung sucht, dem empfiehlt Möller dazu das Rotthäuser Bachtal. „Das ist sehr abwechslun­gsreich, da gibt es immer wieder etwas zu entdecken.“Zum Beispiel den seltenen Riesenscha­chtelhalm mit einem Meter hohen Blütenstän­den.

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RP-FOTO: H.-JÜRGEN BAUER Michael Möller ist Vorsitzend­er der Naturfreun­de. Auf dem Grundstück des Vereinshau­ses haben die Mitglieder ein Insektenho­tel aufgebaut.
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FOTO: WEYDNER Einmal in Monat veranstalt­et Düsseldorf aktiv Ausflüge für Neu-Düsseldorf­er – hier zum Kraftwerk Lausward.

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