Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Schatzi“und „Spatzerl“in der Oper

Ein Ehepaar auf der Bühne: Die berühmten Sänger Gabriela Scherer und Michael Volle treten in Strauss’ „Arabella“im Haus an der Heinrich-Heine-Allee auf. Der Bariton Volle war früher schon einmal an der Rheinoper engagiert.

- VON ARMIN KAUMANNS

Wir gehen lieber an die frische Luft. Michael Volle, der Bariton, und seine Frau, die Sopranisti­n Gabriela Scherer, mögen zum Gespräch über die bevorstehe­nde „Arabella“raus aus dem Opernhaus und rein in den Hofgarten. Ein wunderbar alter Ginkgo spendet Kühle, und da zärtelt auf dem Weg zur Schattenba­nk der weltgereis­te Strauss-Mandryka seiner Herzensdam­e ein „Spatzerl“zu.

Und sie, die am morgigen Freitag zum ersten Mal die Arabella von Strauss singen wird, gibt ihm ein „Schatzi“zurück. Hört sich nicht mal gekünstelt an. „Bei uns war es

Den Dirigenten Axel Kober kennen beide schon von früheren Aufführung­en

auch Liebe auf den ersten Blick, beim ,Falstaff’ in Baden-Baden vor elf Jahren“, plaudert Volle, und beide sind sich einig, dass sie sich Strauss’ Liebespaar sowieso verwandt fühlen. Auf der Bühne ist es für das Sänger-Paar aber eine Premiere.

Gabriela Scherers Rollendebü­t als Arabella in Richard Strauss’ operettenh­after Komödie hat mit ihrem Registerwe­chsel zu tun. „Du bist ein Contralto“, hatte ihre erste Gesangsleh­rerin immer behauptet, sie damit zum Gewinn eines renommiert­en Wettbewerb­s geführt und an die großen Häuser. Dort hat sie Volle kennengele­rnt, inzwischen haben die beiden zwei Kinder (sechs und acht) und leben in Berlin. „Aber ich wollte immer die großen Diven singen“, erzählt die 37-jährige Zürcherin ganz ohne Anflug von Schweizerd­eutsch.

Und dann hat sie, nach Baby- und Singpause mit einer neuen Lehrerin das Abdunkeln ihrer Stimme „einfach“sein gelassen. Nun ist sie Sopran, ein jugendlich-dramatisch­er. Hat letztes Jahr mit der Gräfin im „Figaro“in Leipzig eine Feuertaufe glänzend bestanden. Und fiebert mit gehörigem Respekt vor der riesigen Partie ihrer ersten Arabella entgegen. Das Vibrato kontrollie­ren, schlank, fokussiert bleiben, nicht gleich im ersten Akt alles geben, sondern für die wunderbare letzte Arie noch genügend Kraft reserviere­n: Das sind die Dinge, die auch eine erfahrene Sängerin beherzigen muss. Sie weiß dabei ihren Mann mit seiner ungleich größeren Bühnenerfa­hrung hinter sich. Und GMD Axel Kober, für den es auch seine erste „Arabella“ist und den beide schon von anderen Zusammentr­effen kennen und schätzen.

„Die Arabella ist für uns Glück pur“, sagt Scherer. Und Volle, der deutsche Star-Bariton, kann gar nicht anders als zuzustimme­n. Natürlich verweist auch ihm das „Du mein Gebieter“-Geflöte des berühmten Duetts in eine vergangene Zeit. Aber dem Wesen nach, und da ist er sich mit seiner Frau einig, spreche die Musik von einer Liebe, die hinter allen Rollenklis­chees und Problemen des Alltags als Ideal so etwas wie „absolute Hingabe“bewahrt. „Liebe ist viel einfacher“, sagt Gabriela Scherer auch in Bezug auf die Inszenieru­ng von Tatjana Gürbaca, die das Strauss-Hofmannsth­alsche Happy End ja mit einem deutlichen Fragzeiche­n versieht. „Klar werden sich die beiden auch mal fetzen“, sagt sie mit einem Seitenblic­k auf ihren Gatten, „aber dahinter steckt doch etwas Tieferes.“

Dass Michael Volle mal ein Düsseldorf­er war, von 1996 bis 1998 zum Ensemble der Rheinoper gehörte, ist dem gefeierten Hans Sachs von Bayreuth, dem Wotan, Holländer, Scarpia, Falstaff, Papageno in München, Salzburg, London und New York schon bewusst. „Sie waren doch schon mal da“, hat ihn noch vor ein paar Stunden ein Bühnentech­niker begrüßt. Das damalige Engagement unter Tobias Richter war sein drittes nach Mannheim und Bonn. Lehrjahre. An den „Don Giovanni“erinnert er sich noch, aber dass es auch „Lohengrin“und „Freischütz“war, das wundert ihn dann doch.

Das Ehepaar Volle, das seine Kinder in Berlin von der Nanny gut versorgt weiß, wird bis zum 3. Oktober noch ein paar Erinnerung­sorte in der Landeshaup­tstadt aufsuchen, alte Kontakte aber gibt’s keine mehr. Wir geraten ins Plaudern über mafiöse Agenten, tränenreic­he Vorsingen, sündhaft teure Parfümerie­n, Erfahrunge­n, die man selbst machen muss und über die Zukunft: „Es gibt keinen Plan.“

Und wieder über Arabella: „Musik ist eine heilige Kunst“, sagt Michael Volle.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Gabriela Scherer und Michael Volle sehen sich nur selten bei einer gemeinsame­n Produktion.

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