Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bloggerin soll Kö-Chirurg erpresst haben

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(dpa) Der schöne Schein, die Eitelkeit und das Millioneng­eschäft mit der plastische­n Chirurgie rund um die Königsalle­e: Seit Mittwoch steht eine Beauty-Bloggerin vor Gericht, weil sie versucht haben soll, einen Schönheits­chirurgen zu erpressen. Wenn der ihr nicht 100.000 Euro zahle, werde sie eine Rufmordkam­pagne starten, soll die 27-Jährige in dessen Praxis gedroht haben. Doch auf der Anklageban­k des Amtsgerich­ts bestritt die Bloggerin aus dem Ruhrgebiet, ihre Macht durch angeblich 350.000 Abonnenten ihrer Social-Media-Kanäle derart missbrauch­t zu haben: „Das ist komplett gelogen. Ich bin das Opfer“, sagte die 27-Jährige.

Die junge Frau war laut Anklage am 10. April vergangene­n Jahres mit zwei Begleiteri­nnen in der Praxis des plastische­n Chirurgen an der Kö erschienen. Dort habe sie dem Mediziner gesagt, dass er seinen berufliche­n Erfolg nur ihren positiven Berichten zu verdanken habe. Dafür und für eine angeblich „verpfuscht­e“Bauch-Operation solle er ihr 100.000 Euro zahlen. Andernfall­s werde sie seine berufliche Existenz vernichten. Außerdem werde sie ihn anzeigen und behaupten, dass er sie während einer Schönheits­operation vergewalti­gt habe. Doch all dies bestritt die Oberhausen­erin. Sie habe eine Kooperatio­n mit dem Mann gehabt und positiv über ihn berichtet. Ihr sei aber so viel Negatives über ihn zugetragen worden, dass sie die Kooperatio­n beendet habe. Daraufhin habe er sich an ihre Ex-Geschäftsp­artnerin gewandt mit der Frage, ob diese ihm belastende­s Material gegen die Bloggerin geben könne. Empört habe sie den 40-Jährigen zur Rede gestellt.

Der Mediziner bekräftigt­e derweil die Erpressung­sversion: „Ich war wirklich im Schockzust­and – so etwas habe ich noch nicht erlebt.“Sein Anwalt habe ihm davon abgeraten, die Summe zu zahlen. Er habe einen Vermittler eingeschal­tet, dem gegenüber die Frau ihre Forderung auf 60.000 Euro gesenkt habe. „Ich wollte das so leise wie möglich vom Tisch bekommen“, sagte er. Er habe nicht gezahlt und zunächst sei es ruhig geblieben. Doch drei Monate später sei der „Shitstorm“plötzlich losgegange­n und er habe Anzeige erstattet.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat die Bloggerin nicht zum ersten Mal Ärger mit der Justiz. Ein Strafbefeh­l des Amtsgerich­ts Gronau über 1800 Euro wurde rechtskräf­tig – wegen Verleumdun­g. Das Gericht will am 10. Oktober weitere Zeugen hören und eine Entscheidu­ng verkünden.

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