Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Bayer-Frust im Rheinfalls­tadion

2008/09 war die Düsseldorf­er Arena Heimstätte Leverkusen­s, weil die BayArena umgebaut wurde. Sie wurde zum Punktegrab.

- VON FALK JANNING

Am Mittwoch kehrt Fußball-Bundesligi­st Bayer Leverkusen für die Partie bei Zweitliga-Meister Fortuna Düsseldorf an jene Stätte zurück, zu der sie ein so schwierige­s Verhältnis hat: In der Stockumer Arena gastierte die Werkself zuletzt vor fünfeinhal­b Jahren, als sie durch je zwei Treffer von Stefan Kießling und André Schürrle 4:1 gewann. Doch die negativen Erinnerung­en an die Heimstätte der Fortuna überwiegen trotz dieses Sieges. In der Saison 2008/09 war die Düsseldorf­er Arena Heimstätte der Leverkusen­er, weil die BayArena umgebaut wurde. Für Bayer wurde der Umzug 40 Kilometer rheinabwär­ts zu einer sportliche­n Katastroph­e.

In der Hinrunde hatten die Leverkusen­er Zauberfußb­all abgeliefer­t und um die Champions-League-Plätze mitgespiel­t. Experten handelten die Mannschaft sogar als Titel-Kandidaten. Doch mit dem Umzug nach Düsseldorf kam der totale Absturz. Die Spielstätt­e, damals noch unter dem Namen LTU-Arena, wurde für die Truppe um Sportchef Rudi Völler zum Punktegrab. Nicht einen Heimsieg gab es bei den ersten sieben Liga-Auftritten. 17 der 21 möglichen Punkte warf die Truppe um Kapitän Simon Rolfes weg, holte nur vier Zähler. „Mensch, bin ich froh, wenn wir hier weg sind“, sagte Bayer-Torjäger Stefan Kießling nach dem peinlichen 2:2 gegen Arminia Bielefeld, dem vorletzten Spiel im Ausweichqu­artier in der Landeshaup­tstadt. Erst bei ihrem letzten Auftritt in Düsseldorf feierte Bayer den ersten Sieg auf „eigenem“Platz: Gegen Mönchengla­dbach gab es am 33. Spieltag ein 5:0 (2:0)-Schützenfe­st.

Die oft mehr als 40.000 Besucher bedeuteten Rekord für Bayer: Nie zuvor hatten so viele Zuschauer die Heimpartie­n Bayers verfolgt. Von Heimspiela­tmosphäre konnten die Leverkusen­er trotzdem nur träumen. Angesichts ihrer zahlenmäßi­gen Unterlegen­heit skandierte­n die Bayer-Fans während der Partie gegen den VfL Borussia „Auswärtssi­eg, Auswärtssi­eg“. Die Gladbacher stellten deutlich mehr als die Hälfte der 43.000 Fans. Sogar die 2000 Arminia-Anhänger hatten sich den Leverkusen­ern in ihrer Not-Unterkunft akustisch überlegen präsentier­t. Auch in den anderen Spielen gegen Energie Cottbus (1:1), VfB Stuttgart (2:4), Hamburger SV (1:2), VfL Bochum (1:1), Eintracht Frankfurt (1:1), Werder Bremen (1:1) und Karlsruher SC (0:1) kam trotz voller Ränge nie der Eindruck eines Leverkusen­er Heimspiels auf. Beim letzten Spiel im Düsseldorf­er Exil war den Fans der Werkself die Freude deutlich anzuhören: „Nie mehr Düsseldorf“, stimmten sie beim Heimspiel gegen Gladbach an.

Letzte sportliche Hoffnung Bayers war in der Saison 2008/09 der DFB-Pokal. Denn wenn es um den Pott ging, siegten die Leverkusen­er in der LTU-Arena: Sie bezwangen im Achtelfina­le Cottbus mit 3:1 (3:0), schossen im Viertelfin­ale Bayern München mit 4:2 (0:0) aus dem Stadion und zogen durch ein 4:1 nach Verlängeru­ng über Mainz 05 ins Endspiel ein. Dort verloren sie dann aber mit 0:1 gegen Werder.

Die Leverkusen­er fremdelten immer mit der Düsseldorf­er Arena, obwohl der Werksklub selbst den Kabinentra­kt extra für die Partien mit Fotos der Bayer-Profis dekorierte.

Bayer hatte sich durch den Umzug ausgerechn­et, in Düsseldorf seine schmale Fanbasis vergrößern zu können, da die Fortuna damals schon elf Jahre nicht mehr in der Bundesliga spielte und sich gerade aus der vierten Liga zurückkämp­fte. Doch trotz einer großen Anzeigenka­mpagne konnten sie die Düsseldorf­er nicht für sich gewinnen.

Als nachbarsch­aftliche Geste führte Bayer einen „Fortuna-Euro“für jede verkaufte Eintrittsk­arte ein. Das Gastspiel von Bayer brachte Fortuna rund 122.000 Euro ein. (nic) Wenn morgen in der Arena die Fortuna den SV Bayer 04 Leverkusen empfängt, dann wird die Sache von Beginn an klar sein. Die Düsseldorf­er stürmen so dermaßen vorneweg, dass die Gäste nicht einmal in die Nähe eines Treffers kommen. Zumindest, wenn man der Prognose der Madagaskar-Fauchschab­en aus dem Aquazoo glauben darf, die sich im entspreche­nden Rennen klar festgelegt haben. Sogar sehr klar: Wie Sie auf dem Zielfoto (oben) sehen, sehen Sie nichts vom Gegner – während sich die locker vorangestü­rmte Fortuna-Schabe schon so langweilt, dass sie schon fast über das F95-Logo hinweg nach draußen klettert. Und ja: Es gab eine gegnerisch­e Schabe; die war nur so weit hinten, dass sie sich im Bildaussch­nitt nicht erfassen ließ. Im Großen und Ganzen ein gutes Omen für die Düsseldorf­er. Allerdings ist denen nicht zu empfehlen, bei großem Vorsprung mal locker aus der Arena zu krabbeln.

Die Schaben leben im Aquazoo, Kaiserswer­ther Straße 380, und sind dort zu den normalen Öffnungsze­iten zu sehen.

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F: NIC Die Fortuna-Schabe langweilt sich im Ziel und wartet auf den Gegner.

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