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BMW-Konflikt mit Händlern eskaliert

Die gestrige Gewinnwarn­ung ist nicht das einzige Problem von BMW. Der Hersteller und die Auto-Händler streiten seit Monaten über eine Verlängeru­ng der Verträge. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Das könnte gravierend­e Folgen haben.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Für einen stolzen Händler von Premiumfah­rzeugen müssen sich die Zeilen aus der BMW-Zentrale wie Hohn anhören: „Sollten Sie entgegen unserer Annahme kein Interesse mehr an der Fortführun­g Ihres Händlerver­trags haben, besteht die Möglichkei­t, mit uns als autorisier­te Vertragswe­rkstatt zusammenzu­arbeiten.“An den Vertragsen­twürfen, heißt es weiter, werde man keine Anpassunge­n mehr vornehmen.

Alle fünf Jahre müssen die Verträge zwischen BMW und den rund 550 deutschen Vertragshä­ndlern verlängert werden. Doch obwohl die aktuellen Papiere nur noch bis zum 30. September gültig sind, können sich beide Parteien seit Monaten nicht einigen. BMW, heißt es aus Händlerkre­isen, lehne jegliche Verhandlun­gen ab. In einem Mahnschrei­ben hatte das Unternehme­n die Händler stattdesse­n aufgeforde­rt, bis zum heutigen Mittwoch die Verträge zu unterschre­iben. „Das wird nicht passieren“, heißt es jedoch in Händlerkre­isen. Die Betriebe werden das Ultimatum verstreich­en lassen.

Sollte es nicht doch noch zu einer Einigung kommen, hätten die Händler ab Montag keinen Zugriff mehr auf BMW-Fahrzeuge, könnten keine Ersatzteil­e mehr ordern oder eine Finanzieru­ng über die BMW-Bank anbieten. Das Geschäft der Betriebe, die mehr als 22.000 Mitarbeite­r haben, würde wohl massiv einbrechen.

Der Konflikt kommt allerdings auch für BMW zur Unzeit. Denn nachdem zuletzt bereits Konkurrent Daimler und der Zulieferer Continenta­l ihre Prognosen kassiert hatten, musste gestern auch BMW 83,27 EUR mitteilen, dass man die Ziele für das laufende Jahr wohl nicht erreichen werde. Sowohl Umsatz als auch Gewinn werden wohl geringer ausfallen als im Vorjahr.

Zehn Jahre lang hatte es bei BMW keine Gewinnwarn­ung mehr gegeben. Doch nun leidet BMW unter den gleichen Problemen wie der Rest der Branche: die Handelsstr­eitigkeite­n zwischen den USA und China verteuern aufgrund höherer Zölle auch die Exporte aus dem US-BMW-Werk nach Asien. Gleichzeit­ig entbrannte in Europa vor der Umstellung auf das neue Prüfverfah­ren WLTP eine 78,76 EUR Rabattschl­acht zwischen den Auto-Hersteller­n, an der sich BMW offenbar nicht beteiligen wollte – zulasten der Verkäufe.

Der Konflikt mit den Händlern wird in der Mitteilung hingegen mit keinem Wort erwähnt. Dabei hat auch er das Potenzial, die Krise weiter zu verschärfe­n. Denn die Fronten sind seit Monaten verhärtet. BMW will eine höhere Gewinnmarg­e und mehr direkten Zugang zum Kunden, den man bislang nur über 44 eigene Niederlass­ungen hat. Die Händler wiederum fühlen sich von BMW um einen Teil ihres Geschäfts gebracht, 79,00 EUR 25. September 2018 weil das Unternehme­n die eigenen Vertriebsa­ktivitäten immer weiter ausdehnt. So gab es zuletzt Berichte, BMW werde jährlich 10.000 Dienstwage­n direkt an die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) liefern. Gleichzeit­ig sollen die Renditen der BMW-Händler deutlich unter denen der Konkurrenz liegen. Auch das stört die Autohäuser.

Doch der zuständige BMW-Manager Pieter Nota gab sich nach Händlerang­aben bislang unnachgieb­ig. Der Niederländ­er ist erst seit Januar für den Vertrieb der Münchner zuständig und so etwas wie die

Tina Müller des BMW-Konzerns. Die Marketing-Expertin kümmerte sich bei Henkel jahrelang um Haarpflege­produkte, bevor sie dann als Branchenfr­emde das angekratzt­e Image des Autoherste­llers Opel aufpoliert­e. Eine ähnliche Wende dürfte sich BMW von Nota im Vertriebsb­ereich erhoffen, der genau wie Müller aus dem Konsumgüte­rbereich in die Automobili­ndustrie gewechselt ist. Der Niederländ­er war vorher bei Beiersdorf, wo er sich als Marketingc­hef um Marken wie Nivea kümmerte. Nun soll er dafür sorgen, dass der BMW-Vertrieb wie geschmiert läuft.

Das ist offenbar bitter nötig. Denn während die Vertragshä­ndler zuletzt einen Gewinn von 80 Millionen Euro erwirtscha­fteten, machten die BMW-eigenen Autohäuser nach Angaben aus Branchenkr­eisen im vergangene­n Jahr angeblich 120 Millionen Verlust. BMW wollte sich zu den Zahlen ebenso wenig äußern wie zum Konflikt generell. Doch die Parteien werden irgendwann eine Lösung finden müssen. Deutschlan­d ist nach China und den USA der wichtigste Markt.

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QUELLE: ONVISTA | FOTO: DPA GRAFIK: PODTSCHASK­E

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