Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gladbach will das dritte Trauma besiegen

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Es ist auf den Tag genau acht Monate her. Borussia Mönchengla­dbach trat bei Eintracht Frankfurt an und konnte im Falle eines Erfolgs bei den Hessen Platz zwei erobern, zumindest über Nacht. Es wäre nebenbei ein symbolisch­er Akt gewesen, das Zeichen: Gladbach greift oben an. Es gab aber ein 0:2, es folgten drei weitere Niederlage­n ohne eigenen Treffer, und statt um Europa mitzuspiel­en, fand sich Gladbach im Mittelmaß wieder. Es war die Phase, als die Saison zu der wurde, über die Manager Max Eberl und Trainer Dieter Hecking rückblicke­nd sagten: „Es war nicht das, was wir uns vorgestell­t hatten.“

Noch schicksalh­after war es, als sich Borussia fast auf den Tag genau vor 17 Monaten mit der Eintracht um den Einzug ins DFB-Pokalfinal­e stritt und im Elfmetersc­hießen im eigenen Stadion verlor. „Rückblicke­nd kann man vielleicht sagen, dass wir und auch unsere Fans etwas gebraucht haben, diese Halbfinal-Niederlage und das unglücklic­he Aus vorher in der Europa League gegen Schalke aus den Kleidern zu schütteln“, sagte Eberl später im Interview mit unserer Redaktion.

Schalke gehörte in den vergangene­n beiden Spielzeite­n ebenfalls zu den Negativ-Erlebnisse­n der Borussen, und auch Bayer Leverkusen, gegen das es in der Spielzeit zuvor drei Niederlage­n gab. Mit beiden Geschichte­n hat die Borussia in dieser Saison ihren Frieden gemacht, Bayer (2:0) und Schalke (2:1) wurden in den ersten beiden Heimspiele­n besiegt. Nun soll das Eintracht-Trauma aufgearbei­tet werden. Gegen Leverkusen und Schalke tat Borussia das mit viel Elan und Spielfreud­e, beide Siege waren verdient. Doch Vorsicht ist geboten. Gerade auswärts ist die Eintracht mit dem neuen Trainer Adi Hütter gefährlich. Ihren einzigen Bundesliga-Sieg dieser Saison fuhr sie in Freiburg (2:0) ein, zudem gab es das 2:1 in der Europa League in Marseille. Entspreche­nd warnt Hecking davor, Frankfurt zu unterschät­zen.

Dass die Fans wie einst beim Halbfinale protestier­en – damals wegen einer zerstörten Choreograf­ie, nun wegen der Kommerzial­isierung im Fußball –, und sie das Team in den ersten 20 Minuten nicht unterstütz­en werden, soll nicht zu einer Wiederholu­ng der Frankfurt-Geschichte führen. „Es ist schade, aber die Fans möchten mit dem Protest auf friedliche Weise etwas zum Ausdruck bringen und ihre Kritik anbringen. Das müssen wir akzeptiere­n“, sagte Hecking. Er hofft, dass sein Team dennoch den „Funken überspring­en“lässt und die Trauma-Bewältigun­g, Teil drei, zu einem psychologi­sch und sportlich wertvollen Ende bringt. „Nichts ersetzt Siege“, pflegt Hecking zu sagen. Schon gar nicht gegen ein Team, das zuletzt ein Angstgegne­r war.

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