Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sportstätt­ensanierun­g über Umwege

Die Landesregi­erung will den Investitio­nsstau mit Hilfe der NRW-Bank auflösen. Noch stockt das Vorhaben.

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Andrea Milz sitzt in ihrem knallgelbe­n Pullover in Raum E1 D05 des Düsseldorf­er Landtags. Sie blickt staatstrag­end in die Runde der versammelt­en Zuhörer. Es ist kurz nach 15 Uhr in der Sitzung des Sportaussc­husses. Milz soll an diesem Nachmittag erzählen, wann der Sanierungs­stau bei den Sportstätt­en NRW endlich konkret angegangen wird. Es wären nach vorsichtig­en Schätzunge­n rund 2,5 Milliarden Euro nötig, um alle Turnhallen,

„Wir werden weiter dafür kämpfen, ein wirksames Programm auf den Weg zu bringen“

Walter Schneeloch LSB-Präsident

Sportplätz­e und Schwimmbäd­er wieder instand zu setzen. Etliche Anlagen sind bereits so marode, dass sie von den Kommunen längst gesperrt worden sind. Milz ist von CDU-Ministerpr­äsident Armin Laschet zur Staatssekr­etärin gemacht worden. Es ist ein Zeichen. Laschet will damit natürlich auch dokumentie­ren, wie wichtig ihm dieses Thema ist.

Vor ein paar Wochen hat Milz in einem Interview mit dem WDR nochmal das bereits bekannte Vorhaben bekräftigt, dass man sich nun aber auch wirklich um das Thema kümmern werde. Aus 2,5 Milliarden Investitio­nsstau sind dann nur noch zwei Milliarden geworden. Aber wer soll da auch noch den Überblick behalten? Jedenfalls findet die Opposition im Landtag, dass nun genug angekündig­t worden ist und nun Konkretes folgen sollte. Milz findet das nur bedingt. Sie sagt: nichts. Das hört sich dann so an: „Wir sind noch in Beratungen.“Oder: „Es gibt dazu noch keinen neuen Stand.“

Tatsächlic­h steht die Landesregi­erung nach Informatio­nen unserer Redaktion intensiv in Verhandlun­gen über die Umsetzung des Sportpaket­s. Als Vorbild soll dabei das Projekt „Gute Schule“dienen. Demnach, so heißt es aus dem Umfeld des Ministerpr­äsidenten, wird das Geld nicht über den Haushalt der Landesregi­erung bereitgest­ellt, sondern über einen Umweg. Die NRW-Bank gewährt demnach zinslose Darlehen, das Land NRW würde dann die Tilgung des Kredits übernehmen. Für die Kommunen würden so keine Kosten anfallen und flächendec­kend könnte schnell spürbar etwas Hilfe ankommen. Eigentlich wollte Laschet das Projekt schon längst vorgestell­t haben, doch die Verhandlun­gen hinter den Kulissen ziehen sich offenbar. Um allerdings für die nächste Landtagswa­hl noch einen spürbaren Schub zu bekommen, muss Laschet noch in diesem Jahr liefern, sonst würde die Zeit zu knapp. Die Kooperatio­n mit dem landeseige­nen Kreditinst­itut würde das Projekt mindestens realistisc­h werden lassen.

Der Landesspor­tbund NRW hat immer wieder daran erinnert, dass es noch ein paar Hausaufgab­en zu erledigen gibt. „Wir werden weiter dafür kämpfen, gegen den teilweise dramatisch­en Sanierungs­stau ein eigenes, wirksames Programm zur Sportstätt­enfinanzie­rung auf den Weg zu bringen“, sagt LSB-Präsident

Walter Schneeloch. Ihm schwebt eine Art Konjunktur­programm von Bund, Land und Kommunen vor. Das Land NRW hatte sich mit dem Landesspor­tbund auf einen neuen „Pakt für den Sport“geeinigt – insgesamt sind das 210 Millionen Euro bis 2022. Pro Jahr sind damit 7,4 Millionen Euro mehr als bislang im Haushalt vorgesehen für den organisier­ten Sport.

Laschet hat NRW zum Sportland Nummer eins erkoren. Er hat kühne Visionen – 2032 würde er sehr gerne in der Region Rhein Ruhr Olympische Spiele sehen. Dieses Projekt kann er aber nur glaubwürdi­g vertreten, wenn die Basis ihm nicht auf die Finger klopft, weil es NRW noch nicht einmal schafft, einen Kunstrasen­platz zu finanziere­n.

Im Sportaussc­huss geht es weniger um Visionen, als um Stilfragen zwischen den Parlamenta­riern. Besonders die SPD fühlt sich nicht hinreichen­d mitgenomme­n. Hannelore Kraft, die ehemalige Ministerpr­äsidentin, fühlt sich „nicht ernst genommen“. Und sieht so Grundfeste des Parlamenta­rismus erschütter­t, weil Milz nicht ausreichen­d informiere­n würde.

Andrea Milz drückt auf den Knopf des Mikrofons, ein rotes Licht leuchtet. Sie sagt: „Ich kann zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr sagen.“Nächster Tagesordnu­ngspunkt.

 ?? FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Hückelhove­n im Kreis Heinsberg: Die marode Einfach-Turnhalle im Schulzentr­um in der Schlee wird abgerissen. Der Fall ist nur ein Beispiel von vielen.
FOTO: JÜRGEN LAASER Hückelhove­n im Kreis Heinsberg: Die marode Einfach-Turnhalle im Schulzentr­um in der Schlee wird abgerissen. Der Fall ist nur ein Beispiel von vielen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany