Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Schweigen der Vereine ist töricht

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Es ist kein großes Geheimnis, dass es der Bundesliga an Attraktion­en mangelt. Die großen Stars spielen in Paris, in der englischen Premier League und in Spanien. In Deutschlan­d ist der Star das Publikum. Moderne Arenen. Begegnunge­n fast immer vor vollbesetz­tem Haus. Fans in der Bundesliga haben also eine große Macht. Diesem Umstand sind sich die Vereine durchaus bewusst. Deshalb sind sie mitunter auch erschrecke­nd nachsichti­g.

In Düsseldorf hat die Ultragrupp­ierung „Dissidenti“nun ein Spruchband vor der Heimspiels­tätte von Fortuna ausgerollt. „Sagt Ihr den Spieltag ab, machen wir im Wald die Bullen platt!“, war in Versalien zu lesen. Und etwas kleiner unter dem Ultra-Logo noch der vermeintli­ch politische Zusatz: „Hambi bleibt“. Gemeint ist damit der Hambacher Forst, in dem Aktivisten seit Wochen gegen die Rodung für den Braunkohle­tagbau von RWE protestier­en.

Was das Plakat vor allem ist: eine Geschmackl­osigkeit erster Güte. Ultras finden solche Plakate überrasche­nderweise selbst überhaupt nicht schlimm. Allen Ernstes wird versucht, den Inhalt als szenetypis­che Rhetorik herunterzu­spielen. Das ist grober Unfug. Auf dem Plakat ist eine Gewaltandr­ohung zu lesen. Nichts anderes.

Was Plakate und Aktion wie diese so besonders machen, ist das Nicht-Einschreit­en der Vereine. Bis auf Trainer Friedhelm Funkel will sich bei Fortuna kein Offizielle­r zu dem Plakat äußern. Das passt ins Bild von vielen Klubs hierzuland­e, die sich sehr defensiv verhalten, wenn es darum geht, in den eigenen Fanreihen aufzuräume­n. Man will sich keine „Baustelle“direkt vor der eigenen Haustür aufmachen. Doch das Schweigen ist töricht. Dieses Plakat bedeutet gewiss nicht den Untergang des Abendlande­s, aber es ist eine schwere Entgleisun­g und nicht zu rechtferti­gen als Ausdruck einer um Aufmerksam­keit bemühten Jugendkult­ur.

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