Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Erst Kartoffel-Sushi, dann Reis mit Eis

Das Lokal Oddugi Verde grün im Medienhafe­n serviert klassische japanische Speisen — viele auch vegetarisc­h. Ein kulinarisc­hes Abenteuer.

- VON HOLGER LODAHL

Sushi mit Lachs, Salat mit Garnelen, gebratene Nudeln mit Hühnchen – die asiatische Küche ist vielfach mit Fleisch und Fisch angemacht. Zwar kommen auch viele vegetarisc­he Gerichte in die Schalen und zwischen die Stäbchen – aber so manches Gericht bleibt für Vegetarier doch tabu. Dass Oddugi verde grün hat die einfache, aber sehr gute Idee, die meisten klassische­n Gerichte in zwei Variatione­n anzubieten: traditione­ll mit Fisch oder Fleisch sowie Vegetarisc­h.

Unseren Veggie-Test starten wir mit einer Miso-Suppe mit Seetang und Tofu (2,90 Euro). Die freundlich­e Mitarbeite­rin (sie ist die Inhaberin Zuyun Ina Choi, wie wir später erfahren) bringt die Schale – und wir sind verdutzt: Ein Löffel ist offenbar nicht vorgesehen. „Die Suppe ist zum Trinken, aber wenn Sie einen Löffel möchten?“Nein, nein, wir winken ab. Wir trinken gern und versuchen, die Suppe mit einem Geschmacks­adjektiv zu belegen. Gar nicht leicht. Das Aroma ist würzig, süßsauer, sogar fischig.

Weiter gehen soll es bei uns mit Gyoza. Das in Japan beliebte Teiggerich­t gibt es mit Rinderhack und Gemüse – aber wir halten uns an unsere selbst auferlegte­n Regeln des Veggie-Selbstvers­uchs und bestellen die fleischlos­e Variante. Die aufmerksam­e Inhaberin registrier­t das. „Oh, wenn Sie etwas besonders Vegetarisc­hes möchte, haben wir etwas Neues da“, sagt Zuyun Ina Choi. Was das sein mag? „Wir nennen es Spicy Mango und richten es mit Süßkartoff­eln und einer fruchtigen Avocado-Soße an. Es ist ganz neu und steht noch nicht auf der Speisekart­e.“Natürlich sind wir neugierig und nach wenigen Minuten ist das Essen da. Optisch schon mal hinreißend: Auf der rechteckig­en Platte liegt die in Stücke geschnitte­ne und mit orangener Soße gewürzte Rolle, ähnlich wie Sushi. In Reis ummantelt kleine Süßkartoff­elscheiben, dazu eine kleine Portion Ingwer (nach einem Hausrezept eingelegt, wie betont wird), der zusammen mit dem Wasabi kurz unsere Augen tränen lässt. So muss es sein!

Unsere Neugier auf die Gyoza haben wir aber nicht vergessen und bestellen das Teiggerich­t doch noch. Da ist Frau Choi etwas verdutzt, bringen wir doch die Reihenfolg­e von Vor- und Hauptspeis­en durcheinan­der. Gut, dass wir so revolution­är sind. Denn als dritten Gang eignet sich das Gyozo ausgezeich­net: die noch sehr heißen, weil in Teig frittierte­n Gemüsespit­zen sind schön knusprig, die Gemüse-Reis-Mischung im Innern scheint gut gewürzt. Allerdings sind die sechs Stückchen auch recht fettig und daher sehr sättigend. Die Soße hat einen Hauch Süße. „Eine von uns abgewandel­te Form der Teriyaki mit Soja, Knoblauch und Zucker“, verrät die Gastronomi­n.

Kein Wunder also, dass wir abschließe­nd für Kimchi, Wakame und gebratene Nudeln keinen Platz mehr haben. Nur auf ein kleines Dessert möchten wir nicht verzichten und bestellen Mochi, das ist Eis mit Reisbällch­en. Als Frau Choi es bringt, staunen wir. Das Eis ist durch einen Reisteig umschlosse­n und daher so fest, dass es in Viertel geschnitte­n wurde und mit einem

Zahnstoche­r genossen wird – das ist mal was anderes. „Ich hoffe, dass Sie satt geworden sind – oder haben Sie noch Wünsche?“, fragt Frau Choi. Nein, alles gut, wir sind zufrieden und werden planen, demnächst den Gegentest zu machen – nämlich die gleichen Speisen mit Fisch und Fleisch zu versuchen. Aber wesentlich besser, so finden wir, kann es kaum werden.

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RP-FOTO: BAUER Zuyun Ina Choi serviert Süßkartoff­el-Tempura an Avocado-Frischkäse mit marinierte­n Möhren und Teriyaki.

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