Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Sterbebegleitung mit ganz viel Herz
Die Hospizbewegung Meerbusch feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Die Ehrenamtler des Vereins betreuen sterbenskranke Menschen – individuell und mit viel Einfühlungsvermögen.
Vor 25 Jahren in einem Büdericher Wohnzimmer gegründet, ist die Hospizbewegung Meerbusch zu einer festen Säule im Palliativsystem geworden. Der Mediziner und Hospizbewegungs-Vorsitzende Heribert Wirtz fasst die Bedeutung so zusammen: „Der Verein ist total wichtig. Wir begleiten viele Menschen, die dringend Unterstützung brauchen.“
Seit rund zwölf Jahren ist die Bewegung dem Wohnzimmer entwachsen. „Wir haben mit 16 Ehrenamtlichen angefangen, heute sind es 38 plus elf, die sich in der Ausbildung befinden“, ergänzt Gudrun Fuß. Sie ist seit 2007 dabei und als Geschäftsführerin und Koordinatorin die Ansprechpartnerin schlechthin: „Das Herzstück aber sind die Ehrenamtler“, sagt sie. Gemäß dem Leitsatz „Wir reichen Sterbenden die Hand, weil Sterben auch Leben ist“, betont Fuß: „Wir sind ein Team, wir entscheiden gemeinsam, bündeln unsere Energie, bilden um den erkrankten Menschen einen Mantel und legen größten Wert auf Ganzheitlichkeit.“
Dazu gehören die Kontakte zu den fünf Meerbuscher Senioreneinrichtungen, den Hausärzten, Palliativ-Netzwerken sowie evangelischen und katholischen Seelsorgern. Die Geschäftsführerin, ausgebildete systemische Familientherapeutin, erklärt: „Wir sehen uns die Biographie der Menschen genau an und richten die Betreuung danach aus.“Angehörige und Freunde werden mit ins Boot geholt. Sie geben den Weg vor: „Wir drängen uns nicht auf“. Das sei im Ehrenamt ganz wichtig.
„Gudrun Fuß wählt sorgsam aus, wer zu wem passt. Dieses Ehrenamt ist ein schweres Amt. Da kann nicht immer volle Belastung gefahren werden. Aber bei der richtigen Auswahl entsteht schnell Vertrauen“, erklärt August Vordemberge, zweiter Vize-Vorsitzender. Als Jurist kümmert er sich vorrangig um alle rechtlichen Belange. Er weiß aber auch, dass es eine Win-win-Situation ist: „Es macht Freude, Freude zu machen.“
Das sieht auch Ulrike Boldt so. Aufgrund privater Ereignisse lag es für die 46-jährige Lankerin nahe, sich intensiver mit dem Tod zu befassen: „Ich wollte der Sache näherkommen.“Seit rund fünf Jahren gehört sie zum Ehrenamtler-Team und berichtet: „Das Tabu ist weg, ich habe Angst und Schrecken verloren. Das hat mir sehr viel gebracht.“Auch Thomas Schroer (53) ist froh darüber, seinen früh gefassten Wunsch nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit verfolgt zu haben: „Ich wollte nur ein Jahr bleiben, daraus sind fünf geworden.“
Gudrun Fuß weiß, dass ein solches Amt viel abverlangt: „Wir haben 70 Menschen ausgebildet, dafür werden in sechs Monaten 120 Stunden angesetzt. Die Ehrenamtler bleiben zirka fünf bis zehn Jahre. Das liegt weit über dem Durchschnitt.“Die Koordinatorin aber beruhigt: „Ich stehe immer hinter den bestens vorbereiteten Ehrenamtler. Sie sind nicht allein.“Das gilt für die Begleitung rund 80 bis 100 kranker Menschen im häuslichen Bereich ebenso, wie für Palliativstation-Patienten oder Wachkomapatienten in Heimen.
Das Team Hospizbewegung kann also mit der Entwicklung im Laufe der 25 Jahre – gefeiert wird Anfang Oktober – sehr zufrieden sein. Aber Ziele bleiben trotzdem. „Wir wünschen uns, zeitnah eine Koordinatorin zu finden, die ins Team passt. Schließlich wollen wir unserem guten Ruf eines hohen Qualitätsstandards gerecht werden“, sagt Fuß.