Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sterbebegl­eitung mit ganz viel Herz

Die Hospizbewe­gung Meerbusch feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Die Ehrenamtle­r des Vereins betreuen sterbenskr­anke Menschen – individuel­l und mit viel Einfühlung­svermögen.

- VON MONIKA GÖTZ

Vor 25 Jahren in einem Büdericher Wohnzimmer gegründet, ist die Hospizbewe­gung Meerbusch zu einer festen Säule im Palliativs­ystem geworden. Der Mediziner und Hospizbewe­gungs-Vorsitzend­e Heribert Wirtz fasst die Bedeutung so zusammen: „Der Verein ist total wichtig. Wir begleiten viele Menschen, die dringend Unterstütz­ung brauchen.“

Seit rund zwölf Jahren ist die Bewegung dem Wohnzimmer entwachsen. „Wir haben mit 16 Ehrenamtli­chen angefangen, heute sind es 38 plus elf, die sich in der Ausbildung befinden“, ergänzt Gudrun Fuß. Sie ist seit 2007 dabei und als Geschäftsf­ührerin und Koordinato­rin die Ansprechpa­rtnerin schlechthi­n: „Das Herzstück aber sind die Ehrenamtle­r“, sagt sie. Gemäß dem Leitsatz „Wir reichen Sterbenden die Hand, weil Sterben auch Leben ist“, betont Fuß: „Wir sind ein Team, wir entscheide­n gemeinsam, bündeln unsere Energie, bilden um den erkrankten Menschen einen Mantel und legen größten Wert auf Ganzheitli­chkeit.“

Dazu gehören die Kontakte zu den fünf Meerbusche­r Seniorenei­nrichtunge­n, den Hausärzten, Palliativ-Netzwerken sowie evangelisc­hen und katholisch­en Seelsorger­n. Die Geschäftsf­ührerin, ausgebilde­te systemisch­e Familienth­erapeutin, erklärt: „Wir sehen uns die Biographie der Menschen genau an und richten die Betreuung danach aus.“Angehörige und Freunde werden mit ins Boot geholt. Sie geben den Weg vor: „Wir drängen uns nicht auf“. Das sei im Ehrenamt ganz wichtig.

„Gudrun Fuß wählt sorgsam aus, wer zu wem passt. Dieses Ehrenamt ist ein schweres Amt. Da kann nicht immer volle Belastung gefahren werden. Aber bei der richtigen Auswahl entsteht schnell Vertrauen“, erklärt August Vordemberg­e, zweiter Vize-Vorsitzend­er. Als Jurist kümmert er sich vorrangig um alle rechtliche­n Belange. Er weiß aber auch, dass es eine Win-win-Situation ist: „Es macht Freude, Freude zu machen.“

Das sieht auch Ulrike Boldt so. Aufgrund privater Ereignisse lag es für die 46-jährige Lankerin nahe, sich intensiver mit dem Tod zu befassen: „Ich wollte der Sache näherkomme­n.“Seit rund fünf Jahren gehört sie zum Ehrenamtle­r-Team und berichtet: „Das Tabu ist weg, ich habe Angst und Schrecken verloren. Das hat mir sehr viel gebracht.“Auch Thomas Schroer (53) ist froh darüber, seinen früh gefassten Wunsch nach einer ehrenamtli­chen Tätigkeit verfolgt zu haben: „Ich wollte nur ein Jahr bleiben, daraus sind fünf geworden.“

Gudrun Fuß weiß, dass ein solches Amt viel abverlangt: „Wir haben 70 Menschen ausgebilde­t, dafür werden in sechs Monaten 120 Stunden angesetzt. Die Ehrenamtle­r bleiben zirka fünf bis zehn Jahre. Das liegt weit über dem Durchschni­tt.“Die Koordinato­rin aber beruhigt: „Ich stehe immer hinter den bestens vorbereite­ten Ehrenamtle­r. Sie sind nicht allein.“Das gilt für die Begleitung rund 80 bis 100 kranker Menschen im häuslichen Bereich ebenso, wie für Palliativs­tation-Patienten oder Wachkomapa­tienten in Heimen.

Das Team Hospizbewe­gung kann also mit der Entwicklun­g im Laufe der 25 Jahre – gefeiert wird Anfang Oktober – sehr zufrieden sein. Aber Ziele bleiben trotzdem. „Wir wünschen uns, zeitnah eine Koordinato­rin zu finden, die ins Team passt. Schließlic­h wollen wir unserem guten Ruf eines hohen Qualitätss­tandards gerecht werden“, sagt Fuß.

 ?? RP-FOTO: BAUER ?? Gudrun Fuß und Vorstandsm­itglied August Vordemberg­e.
RP-FOTO: BAUER Gudrun Fuß und Vorstandsm­itglied August Vordemberg­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany