Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fünf Lehren aus dem Leverkusen-Spiel

Fortuna hat gegen Bayer 1:2 verloren, obwohl sie lange die bessere Mannschaft war.

- VON BERND JOLITZ

Wo haperte es bei der Fortuna, welche positiven Erkenntnis­se hat das Spiel geliefert? Wir haben genau hingeschau­t.

Fortuna muss sich belohnen Der Aufsteiger zeigte beim 1:2 gegen Bayer Leverkusen die beste erste Spielhälft­e der Saison, überzeugte auch über weite Strecken der zweiten 45 Minuten. Doch trotz 8:0 Torschüsse­n vor der Pause brachte Fortuna erst tief in der Nachspielz­eit einen Treffer auf die Anzeigetaf­el – durch einen Elfmeter. Diese Chancenver­wertung muss besser werden, sonst behält das Lob der Gegner. Es ist sehr positiv, dass die Mannschaft so starke Leistungen auf den Rasen bringen kann, aber von wirklichem Wert ist das nur, wenn sie sich dafür auch belohnt.

Die Bundesliga duldet keine Auszeiten Die bittere Niederlage hat gezeigt, dass man in der höchsten Spielklass­e über die komplette Spielzeit hinweg hochkonzen­triert sein muss. Fünf Minuten nach dem Seitenwech­sel genügte dem bis dahin deutlich unterlegen­en Favoriten ein ganz kurzes Nickerchen, um letztlich entscheide­nd zuzuschlag­en. Nach Leon Baileys Eckball fühlte sich niemand für Dominik Kohr zuständig, der so völlig freistehen­d per Kopf auf Kevin Volland zu dessen 0:1 vorlegen konnte. „Das darf uns niemals passieren“, schimpfte Funkel, und Interimska­pitän Marcel Sobottka sagte: „Dafür haben wir doch eine klare Zuteilung.“Wenn dabei jedoch ein einzelnes Rädchen nicht greift, steht kurz die ganze Maschine – und das Spiel ist verloren.

Fortuna kann selbst einen Top-Gegner spielerisc­h beherrsche­n Die Kritik an den Fehlern, die zur Niederlage führten, muss sein – doch ebenso wichtig ist es, das Positive aus der Partie mitzunehme­n. Und da ist zuvorderst zu nennen, dass Fortuna vor der Pause nicht nur wegen ihrer kämpferisc­hen und taktischen Darbietung die Nase vorn hatte. Der Aufsteiger setzte auch spielerisc­h zahlreiche Akzente – wie zum Beispiel in der Szene, als Benito Raman nach einer sehenswert­en Kombinatio­n und abschließe­ndem Pass von Niko Gießelmann frei vor Torhüter Lukas Hradecky auftauchte. Oder als Jean Zimmer per Hackentric­k die gesamte Bayer-Abwehr aushebelte. Die Düsseldorf­er brauchen diesen Mut, um in der Liga bestehen zu können, und sie haben offensicht­lich das Rüstzeug dafür.

Ordnung ist noch wichtiger als Leidenscha­ft Mit Ausnahme von neun Spielminut­en behielt Fortuna ihre Grundordnu­ng über die komplette Partie bei – doch diese neun Minuten waren letztlich entscheide­nd für den Ausgang. „Meine Mannschaft wollte zu schnell zu viel und ist dafür bestraft worden“, analysiert­e Funkel, und der Trainer hatte damit vollkommen Recht. Nach Vollands zu diesem Zeitpunkt überaus glückliche­n Führungstr­effer hätten die Gastgeber noch mehr als 40 Minuten Zeit gehabt, den Ausgleich zu schaffen. Doch stattdesse­n rannten

sie für eine kurze Phase ungeschick­t und ungeordnet an, niemand half dem starken Marcel Sobottka mehr dabei, Leverkusen­s Spielmache­r Kai Havertz zu bremsen. Das genügte den abgezockte­n Gästen, die Begegnung zu entscheide­n. Immerhin: Fortuna fiel nach dem 0:2 nicht auseinande­r, fand im Gegenteil wieder zu alter Ordnung zurück. Ein wichtiger Faktor für kommende Aufgabe!

Fortuna kann sich auf ihre Fans verlassen Trotz des 0:2-Rückstands, der die Zuschauer sicherlich genauso schockte wie die Mannschaft, schüttelte­n sich die treuen Anhänger auf der Südtribüne nur kurz und unterstütz­ten das Team auf bemerkensw­erte Weise bis zum Schlusspfi­ff. Sie rissen damit auch viele Besucher auf den teuren Plätzen mit, so dass die Arena zeigte, dass die gute Vorstellun­g der Spieler auch ohne das passende Ergebnis honoriert wurde. Bei einem solchen Spielstand den Sprechchor „Fortuna ist der geilste Klub der Welt“zu hören, wird bei der Verarbeitu­ng der Niederlage helfen.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Kann doch nicht wahr sein: Fortunas Außenstürm­er Benito Raman nach einer verpassten Chance, hinten Leverkusen­s Sven Bender.

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