Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Besuch in der Werkstatt von Prince

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Funk Eigentlich ist es schön, Lieder von Prince zu hören zu bekommen, die man bisher nicht oder nur in anderen Versionen kannte. Das Album „Piano & A Microphone“bietet dazu nun die Gelegenhei­t. Man hat den Eindruck, man sei dabei gewesen, als sich der erkältete Prince Rogers Nelson 1983 in seinem Kiowa-Trail-Heimstudio ans Klavier setze, sich schneuzte und loslegte. Intime Atmosphäre. Allerdings so intim, dass man meinen könnte, man dürfe gar nicht da sein. Genau das ist das Problem dieser Platte.

„The Vault“heißt das legendäre Lager im Keller seiner „Paisley Park“-Studios in Minnesota, wo Prince alles aufbewahrt­e, was er aufnahm. Und er nahm ständig auf. Er schlief nur vier Stunden pro Tag, in dieser Zeit blieb das Mikrofon aus, ansonsten lief es immer mit; täglich soll er zwei Lieder komponiert haben. 8000 Songs ruhen angeblich hinter den Stahltüren, und wie nach dem Tod von Prince mit diesem Schatz umzugehen sei, ist nicht geklärt.

Prince starb vor zweieinhal­b Jahren an einer Überdosis des Schmerzmit­tels Fentanyl in seinem bringt den Gospel „Mary Don’t You Weep“und „17 Days“, das später zur B-Seite von „When Doves Cry“wurde. Alles bleibt Skizze, und man kann sich kaum vorstellen, dass Prince diese Versionen freigegebe­n hätte.

Es ist großartig, diese umwerfende Stimme zu hören. Es ist toll, einem Genie in seiner Werkstatt über die Schulter schauen zu dürfen. Richtig froh wird man mit dieser Platte aber nicht.

Philipp Holstein

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