Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rat: Minister Altmaier soll sich Konverters­tandort angucken

Der Rat hat eine Resolution verabschie­det und will den CDU-Bundesmini­ster nach Osterath einladen. Anfang Oktober spricht Amprion mit Kaarst.

- VON TANJA KARRASCH

Die Fraktionen haben schon eigenständ­ig versucht, Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) nach Meerbusch zu locken. Die Meerbusche­r CDU hatte sich an den Parteikoll­egen gewandt, aber auch SPD und UWG schrieben an das Ministeriu­m. Bisher ohne Erfolg.

Nun soll es gemeinsam funktionie­ren. Die Ratsmitgli­eder haben dafür eine Resolution verabschie­det und die Verwaltung beauftragt, sich an Altmaier mit der Bitte zu wenden, er möge nach Meerbusch kommen und sich vor Ort ein Bild von den potenziell­en Konverters­tandorten in Osterath und der Nachbarsta­dt Kaarst machen.

Altmaier hatte im März im Bundestag verkündet: „Ich verspreche Ihnen: Wenn ich ein halbes Jahr im Amt bin, werde ich jede problemati­sche Leitung persönlich kennen und besucht haben.“Im August hatte Altmaier dann mehrere Gegenden besucht, die wichtig für den Netzausbau sind. Meerbusch war dabei nicht Teil seiner Reiseroute.

Die Kommunalpo­litiker und die Verwaltung hoffen darauf, dass der Wirtschaft­sminister bei einem Besuch sehen würde, wie nah der Stromkonve­rter in Meerbusch an die geschlosse­ne Wohnbebauu­ng gebaut werden soll – und dann bestenfall­s ein Machtwort spricht.

Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage berichtete in der Ratssitzun­g außerdem, dass es Anfang Oktober ein Gespräch zwischen dem Netzbetrei­ber Amprion und der Stadt Kaarst geben wird. „Ich weiß allerdings nicht, was dabei besprochen werden soll“, sagte die Bürgermeis­terin. Kaarst habe seit drei Jahren Gespräche mit Amprion verweigert, Meerbusch sei hingegen immer mit der Firma im Gespräch gewesen.

Um die Dreiecksfl­äche, die für den Kiesabbau vorgesehen ist, doch noch als Konverters­tandort möglich zu machen, wäre ein Zielabweic­hungsverfa­hren nötig. Dafür braucht es allerdings das Einvernehm­en der Stadt Kaarst.

Im November soll Amprion dann nach Meerbusch kommen, zu einer Veranstalt­ung, bei der Bürger ihre Sorgen zum Ausdruck bringen und Fragen stellen können.

Die Parteien betonten erneut ihren Unmut über die Entscheidu­ng des Regionalra­ts: Im Juli hatten die CDU- und FDP/FreieWähle­r-Fraktion im Regionalra­t gegen den Antrag der SPD gestimmt, mit dem die Dreiecksfl­äche doch noch als Standort für den Konverter im Rennen gehalten werden sollte. Dadurch rutschte der Standort Osterath auf Platz eins im Standort-Gutachten, das Amprion jetzt bei der Bundesnetz­agentur eingereich­t hat.

Diejenigen, die eigentlich verantwort­lich wären, würden sich vor der Entscheidu­ng drücken, sagte CDUChef Werner Damblon. „Das ist ein Unding und führt zu dem objektiv schlechter­en Ergebnis.“Bei allem Pessimismu­s glaube er aber, dass noch ein langes Verfahren vor allen Beteiligte­n liege, „und wir werden alles mögliche tun, damit es nicht zu der schrecklic­hen, falschen Entscheidu­ng für den Konverter in Osterath kommt“, so Damblon. Die Idee von SPD-Chefin Nicole Niederdell­mann-Siemes, Altmaier nach Meerbusch zu holen, unterstütz­ten auch die Grünen. Es sei unverständ­lich, weshalb der Minister „einen der brisantest­en Punkte des Netzausbau­s nicht auf seiner Reiseroute hatte“, so Joachim Quaß.

Auch Bürgermeis­terin Mielke-Westerlage hofft auf ein wichtiges Signal, sollte Altmaier tatsächlic­h nach Meerbusch kommen. Sie kritisiert­e: „Es geht mittlerwei­le nur noch um die Rechtssich­erheit, das Schutzgut Mensch ist in den Hintergrun­d geraten.“

Die Verwaltung werde aber weiterhin alles tun, um den Standort Osterath zu verhindern. Sie werde auch unterstütz­end zur Seite stehen, wenn Privatpers­onen sich entscheide­n sollten, gegen das Konverterv­orhaben zu klagen.

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