Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

U3-Betreuung: Es fehlen 173 Plätze in Mitte

Der Bedarf an Betreuung für Kinder unter drei Jahren ist besonders in der Innenstadt hoch. Noch immer fehlen 173 Plätze. Ende Oktober eröffnet im Krefelder Norden die inklusive Großtagesp­flegestell­e „Bienenstoc­k“.

- VON BÄRBEL KLEINELSEN

Die Stadt sucht Hände ringend nach Unterbring­ungsmöglic­hkeiten für unter Dreijährig­e in der Innenstadt und nach geeignetem Kita-Personal, um das bestehende Betreuungs­angebot aufzustock­en. „Das vorhandene Angebot an Betreuungs­plätzen im Planungsbe­zirk Krefeld-Mitte entspricht derzeit noch nicht der vorhandene­n Nachfrage“, bestätigt die Stadt auf Nachfrage der Redaktion.

Aktuell geht sie davon aus, dass im Bezirk Mitte 533 Plätze für unter dreijährig­e Kinder erforderli­ch sind. Demgegenüb­er stehen 360 vorhandene Plätze in Kindertage­seinrichtu­ngen und Kindertage­spflege. Es fehlen somit mindestens 173 Plätze für Kinder dieser Altersgrup­pe. „Deshalb sucht der Fachbereic­h nicht nur dringend geeignetes Personal für Kindertage­seinrichtu­ngen, sondern auch Personen, die bereit und in der Lage sind, Kinder im Rahmen der Kindertage­spflege zu betreuen“, heißt es in der Antwort der Stadt.

Zwei Frauen, die sich bewusst für die Krefelder Innenstadt als Standort ihrer Einrichtun­g entschiede­n haben, eröffnen Ende Oktober die inklusive Großtagesp­flegestell­e „Bienenstoc­k“an der Nordstraße 68. „Wir wollen etwas für die Stadt tun, in der wir leben, und nicht immer nur meckern“, sagt Einrichtun­gsleiterin Claudia Lobert. Die Erzieherin und Heilpädago­gin betreibt die kleine Einrichtun­g gemeinsam mit ihrer Tochter Maite Chaves, die als Tagesmutte­r ausgebilde­t ist. Weiteres Personal ist vorgesehen. „Aber wir wollen erstmal klein anfangen und eine Basis schaffen, auf der wir aufbauen können“, sagt die 53-Jährige.

Noch sind Handwerker in den großzügige­n Räumlichke­iten zugange. Seit Monaten arbeiten die beiden Frauen jetzt an der Verwirklic­hung ihrer Idee, haben einen wahren Ämter-Marathon hinter sich und zum ersten Mal in ihrem Leben öffentlich­e Gelder beantragt. „Wir haben sehr nette und engagierte Mitarbeite­r bei der Stadt Krefeld kennengele­rnt, aber leider auch einige, die nicht sehr höflich waren und uns eher den Eindruck vermittelt haben, dass wir mit unserem Antrag stören“, erinnert sich Claudia Lobert. Aus Düsseldorf und Köln ist die erfahrene Erzieherin etwas anderes gewöhnt. „Wenn ich dort ein Anliegen hatte, habe ich mich willkommen gefühlt“, sagt sie. Ihre Tochter ergänzt: „Ohne meine Mutter hätte ich wahrschein­lich aufgegeben und mich von dem zum Teil harschen Tonfall einzelner Mitarbeite­r abschrecke­n lassen. Das ist aber doch schade. Denn eigentlich braucht Krefeld noch viel mehr Fachkräfte, die eine Betreuung von unter Dreijährig­en in der Innenstadt anbieten.“

Das Mutter-Tochter-Gespann hat trotz einiger Hinderniss­e nicht aufgegeben. In ihrer inklusiven Einrichtun­g wollen die beiden bis zu neun Kinder ab einem Jahr betreuen. Da Kinder mit Behinderun­g allerdings eine besondere Betreuung erfordern, reduziert sich das Angebot an Plätzen entspreche­nd. „Es soll eine familiäre Atmosphäre entstehen, in der sich die Kleinen gut aufgehoben fühlen. Mit den Eltern wollen wir eng zusammenar­beiten und sie unterstütz­en, aber nicht belehren. Wir verstehen uns als Impulsgebe­r und Wegbegleit­er“, sagt Claudia Lobert.

Bei ihrer Arbeit in einer Großtagesp­flegestell­e in einem Therapieze­ntrum für Autisten hat sie ein gelungenes Miteinande­r kennengele­rnt. „Ich habe in meinem Beruf schon so viele schöne Dinge erlebt. Die Arbeit mit Kindern ist ein Geschenk“, findet die 53-Jährige. Und auch ihre Tochter, selbst Mutter eines knapp zweijährig­en Sohnes, freut sich auf die Herausford­erungen. „Es ist schön zu sehen, wie Kinder das annehmen, was man ihnen bietet, und an Herausford­erungen wachsen.“

Die Kleinen können sich in verschiede­nen Räumen aufhalten, sich in Kuscheleck­en zurückzieh­en oder im Tobe-Raum Gas geben. Von 7.30 bis 16.30 Uhr wird der „Bienenstoc­k“werktags geöffnet sein. So oft wie möglich wollen die Frauen mit ihrer Gruppe auch an die frische Luft gehen und den nahe gelegenen Spielplatz nutzen. Claudia Lobert: „Der Tag ist natürlich grob strukturie­rt. Aber es soll auch genügend Zeit bleiben, spontan etwas zu unternehme­n.“Gespannt warten Mutter und Tochter nun auf das Ende der Arbeiten, damit die ersten Bienchen im Stock einziehen können. Wer sich über das Angebot informiere­n möchte, erreicht Claudia Lobert und Maite Chaves unter Telefon 0152 27200674 oder info@bienenstoc­k-krefeld.de

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Mit viel Elan widmen sich Claudia Lobert und Maite Chaves (v.l.) ihrer neuen Aufgabe. Zwischendu­rch bleibt aber immer noch genug Zeit für Lenny.
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FOTOS (2): FABIAN KAMP In den Räumen an der Nordstraße 68 sieht es noch nach viel Arbeit aus. Fleißig wie die Bienen arbeiten sich Maite Chaves und Claudia Lobert Stück für Stück vorwärts.

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