Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ryanair zieht Jets aus Weeze ab
Europas größter Billigflieger steckt in der Krise. Nun schließt er für den Winter die Standorte in Bremen und Eindhoven. Und für den niederrheinischen Standort Weeze sieht es kaum besser aus – da hat Ryanair nur noch drei Jets.
WEEZE/DUBLIN Europas größter Billigflieger Ryanair fährt seine Kapazität am Standort Weeze ab dem 5. November auf drei Maschinen herunter. Früher waren es acht Jets. Aktuell stehen fünf Maschinen mit knapp 200 Mitarbeitern am Niederrhein. Ryanair schließt gleichzeitig die Basen in Bremen sowie im niederländischen Eindhoven. Dies hat Peter Bellow, Chief Operating Officer von Ryanair, am Montag in einer Mail an die Piloten und das Kabinenpersonal verkündet. Die Mail liegt unserer Redaktion vor. Das Unternehmen hat den radikalen Schritt auch öffentlich bekanntgegeben.
Als Ursache für die radikalen Schritte wird genannt, dass die Gewinne von Ryanair um zwölf Prozent niedriger sein werden als erwartet. In der Meldung wurde auch beklagt, dass Ryanair unter den europaweiten Streiks von Piloten und Stewardessen leide. Dies würde das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen schwächen. Der Aktienkurs des irischen Unternehmens stürzte um 13 Prozent ab.
Tatsächlich hatte der Billigflieger schon vor Wochen gedroht, Kapazitäten als Reaktion auf immer neue Arbeitskämpfe herunterzufahren. Da mag es eine Rolle gespielt haben, dass in Weeze die Streikbereitschaft am vergangenen Freitag höher war als erwartet: Elf von 17 Flügen mussten gestrichen werden.
Außerdem leidet der Flughafen an der holländischen Grenze darunter, dass Ryanair immer mehr Flugzeuge an den zwei Großflughäfen Köln und Düsseldorf stationiert hat. Das ist ein Schritt, der früher undenkbar gewesen wäre, als Ryanair nur von billigen Provinzflughäfen startete.
Ryanair hatte im Sommer Laudamotion gekauft, um sich Start- und Landerechte ab Düsseldorf als wichtigstem NRW-Airport zu sichern. Dadurch operiert Ryanair ab Düsseldorf mit acht Airbus-Jets.
Die Gewerkschaft Verdi gibt sich empört über die Schließung des Standortes in Bremen und das Herunterfahren der Flugzeuganzahl in Weeze. „Wir fordern Ryanair auf, diese Entscheidung sofort zurückzunehmen und nicht die Existenz der Beschäftigten zu bedrohen“, sagt Verdi-Bundesvorstand Christine Behle. „Die Schließung des Bremer Standorts ist der Versuch eines Vergeltungsschlages als Reaktion auf die Streiks der Beschäftigten, die für ihre berechtigten Forderungen kämpfen. Das Verhalten von Ryanair ist skandalös und unwürdig.“
Ryanair erklärt in dem Brief an die Belegschaft, man wolle Jobverluste minimieren.
Die Piloten und das Kabinenpersonal, deren Arbeitsplätze wegfallen könnten, sollten angeben, an welchem Standort sie weiterarbeiten wollen. Eine Jobgarantie ist dies nicht.
Der Flughafenchef in Weeze, Ludger van Bebber, ist geschockt vom Abzug der zwei Jets: „Wir bedauern das sehr“, sagte er unserer Redaktion. Er hofft, dass Unternehmen und Gewerkschaften schon bald einen Kompromiss finden, damit die Streiks enden. Dann könne es 2019 in Weeze vielleicht wieder aufwärts gehen: „Dann könnte die Flotte im Frühjahr ja vielleicht wieder aufgestockt werden. Es gibt ja eine hohe Nachfrage.“
Ryanair erklärte, die Passagiere über den Wegfall von Flügen zu informieren. Ein Passagier, dessen Flug nach Fuerteventura wegfällt, rief unsere Redaktion an. Er habe angeboten bekommen, für einen Aufpreis ab Düsseldorf nach Fuerteventura zu fliegen. Doch dann fiel auch dieser Flug weg. Der Passagier will nun einen Anwalt einschalten, um Schadenersatz zu erhalten. Doch die Chance dafür ist niedrig, weil Ryanair die Flüge sehr früh abgesagt hat. Den bezahlten Flugpreis gibt es allerdings wohl schon zurück.