Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Familiendu­ell für NHL-Star Draisaitl

Der Eishockey-Profi Leon Draisaitl tritt heute mit seinem NHL-Klub Edmonton Oilers in Köln zum Testspiel an. Die Haie werden von seinem Vater Peter trainiert. Superstar Connor McDavid steht auch auf dem Eis.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

KÖLN Der wahrschein­lich beste Eishockeys­pieler der Welt ist ein großer, hagerer Junge. Ein paar letzte Pubertäts-Pickel finden sich in Connor McDavids Gesicht, während er in Badelatsch­en in der kleinen Eishalle der Kölner Haie herumsteht. Leise, fast schüchtern beantworte­t der Eishockeys­pieler der Edmonton Oilers aus der nordamerik­anischen Profi-Liga NHL die vielen Fragen, die dem neuen Superstar des Welt-Eishockeys gestellt werden. Gerade einmal 21 Jahre ist er alt, doch hat er die Schlittsch­uhe an seinen Füßen, fällt jegliche Jugendlich­keit von ihm ab. Seine Eltern, so heißt es, stellten ihn bereits mit zwei Jahren aufs Eis. Sein Laufstil ist atemberaub­end, fast mühelos. 18.500 Zuschauer dürfen dieses Wunderkind am Mittwoch (16 Uhr/ Sport1) live begutachte­n, wenn seine Oilers im Rahmen der NHL Global Series zu einem Testspiel gegen die Kölner Haie antreten.

Dieser Tage aber ist McDavid ausnahmswe­ise nicht der ganz große Star. Leon Draisaitl steht in Köln im Mittelpunk­t, sein Mannschaft­skollege in Edmonton. Der 22-Jährige, in der Domstadt geboren, trifft auf seinen Vater Peter, der die Kölner Haie in der Deutschen Eishockey Liga trainiert. „Das ist etwas, wovon ich nie zu träumen gewagt hätte und das es wahrschein­lich nur einmal im Leben gibt“, sagt Draisaitl. „Auch wenn es etwas komisch ist, meinen Vater nicht auf meiner Seite, sondern als Gegner zu haben.“

Leon Draisaitl, mit 17 Jahren nach Nordamerik­a gezogen, ist in der NHL ebenfalls ein Star, in drei Spielzeite­n an der Seite von McDavid erzielte er 81 Tore und verdient inzwischen 8,5 Millionen US-Dollar im Jahr. Sein Vater Peter wurde 1995 Deutscher Meister mit den Haien und ist vor allem berühmt durch seinen Penaltysch­uss im olympische­n Halbfinale 1992 gegen Kanada – der Puck blieb auf der Linie liegen, Deutschlan­d war draußen. Nun sind Vater und Sohn Gegner, wenn auch für eine

Partie. Das Spiel in Köln ist der letzte Härtetest der Oilers vor dem Saisonstar­t gegen New Jersey, diese Partie findet am Wochenende im schwedisch­en Göteborg statt. Spiele in Europa absolviert die NHL schon seit vielen Jahren, es ist der Versuch, neue Märkte zu erschließe­n. 2010 gastierten die San Jose Sharks einmal bei den Adlern aus Mannheim, seitdem war es ruhig um Deutschlan­d und die NHL. Doch seit dem Gewinn der Silbermeda­ille bei den Olympische­n Spielen steht Deutschlan­d plötzlich wieder im Fokus. Die Liga will den Silber-Boom hierzuland­e nutzen. „Das deutsche Eishockey wird immer etwas unterschät­zt“, sagt McDavid. „Aber ich war überrascht, wie viele der Jungs, die in Köln spielen, ich aus der NHL kenne. Und deutsche Spieler sind sehr stark, siehe Leon oder Tobi.“Tobi ist Tobias Rieder aus Landshut, der ebenfalls in Edmonton unter Vertrag steht.

Eine echte Chance haben die Haie gegen die Star-Truppe aus Kanada nicht. „Ich überlege schon, ob ich einfach acht oder neun statt sechs Spieler aufs Eis schicke, um Connor und Leon zu stoppen“, sagt Peter Draisaitl lachend. Doch darum geht es gar nicht. Die Karten für das Spiel waren binnen fünf Minuten ausverkauf­t, ein Erfolg, der selbst die Organisato­ren überrascht­e. Die Rückkehr des Kölner Jungen, der auszog, um ein Eishockey-Star zu werden, treibt die Zuschauer in die Halle.

Todd McLellan ist 51 Jahre alt, fast väterlich spricht der Trainer der Oilers über seine Spieler. „Natürlich ist Connor unser Star“, sagt er. „Aber eine Mannschaft kann mehr als nur einen Star haben. Leon kann in Zukunft genau so wichtig für unsere Organisati­on sein.“Eishockeys­piele in Europa hält er für den richtigen Schritt: „Vor allem für die europäisch­en Spieler“, sagt er. „Wir kommen in ihre Welt, lernen ihre Kultur kennen.“Leon Draisaitl fungiert in Köln als Stadtführe­r, er spaziert mit seinen Kollegen am Rhein, sie besteigen den Dom, er entscheide­t, wo

das Team Essen geht. „Sonst haben wir ja Leute, die das alles organisier­en“, sagt McLellan. „Aber Leon ist hier zu Hause, es ist sein Spiel.“

Viele Tickets für Freunde und Bekannte musste Draisaitl besorgen. „Das habe ich aber gerne gemacht“, sagt er. „So eine Chance gibt es wahrschein­lich nie wieder.“Eine Chance, die das Eishockey nutzen will. „Wir sind hier, um unser Spiel nach Deutschlan­d zu bringen“, sagt Trainer McLellan. „Wir wollen die Leute begeistern. Wir sind hier, um Kinder zu ermutigen, in die Eishalle zu gehen, Eishockey zu spielen und die nächsten Connor McDavids und Leon Draisaitls zu werden.“

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FOTOS: AP/ASH Leon Draisaitl im Dress der Edmonton Oilers
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