Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Vikings-Trainer Bohrmann gibt seinen Einstand
Zwei Tage, nachdem er den Job des beurlaubten Ceven Klatt übernahm, sitzt er in der Partie beim TV Großwallstadt auf der Bank.
Es ist ein Duell der Gegensätze: Das Team aus der Rheinmetropole reist in die Provinz nach Unterfranken. Doch zugleich tritt der im Vergleich taufrische HC Rhein Vikings auch bei einem der traditionsreichsten Handballvereine Deutschlands an, dem TV Großwallstadt. Der Ruhm des ehemaligen Meisters, Pokalsiegers und Europapokalsiegers ist jedoch in der jüngeren Vergangenheit deutlich verblasst. Nach der Insolvenz und dem Sturz in die dritte Liga gelang dem TVG in diesem Sommer der Aufstieg und damit die ersehnte Rückkehr in den Profihandball.
Eines eint die so unterschiedlichen Vereine jedoch vor ihrem Zweitligaduell am Mittwoch (17 Uhr, Untermainhalle): Beide stecken unten in der Tabelle fest. Während dies bei den Großwallstädtern nach dem Aufstieg und dem Aufbau eines jungen Teams mit vielen regionalen Spielern keine allzu große Überraschung darstellt, ist in der ambitionierten Führungsetage der Vikings die Nervosität ausgebrochen. Getrieben von dem Vorhaben, mit dem jungen Verein möglichst schnell nach oben zu kommen, entschieden sich die Verantwortlichen nach der jüngsten 24:29-Heimniederlage gegen Tusem Essen, der vierten Pleite im sechsten Saisonspiel, zur Beurlaubung des Aufstiegstrainers Ceven Klatt (unsere Redaktion berichtete).
Auf Klatt (35) folgt der 14 Jahre ältere Jörg Bohrmann. Der Coach, erst seit Februar als Trainer der B-Jugend für die Vikings tätig, gibt am Mittwoch nach gerade einmal zwei Tagen im Amt seinen Einstand auf der Bank. Der ehemalige Bundesligaprofi und Zweitligatrainer soll das Team dabei mit seiner Erfahrung wieder in ruhiges Fahrwasser führen. „Die Mannschaft braucht Sicherheit“, erklärt Bohrmann. „Ich werde aber nicht alles umwerfen, Ceven hat gute Arbeit geleistet.“
Seine extrem kurze Vorbereitungszeit von der Ernennung am Montagmorgen bis zum Anwurf am Mittwochnachmittag in Großwallstadt nimmt Bohrmann gelassen: „Ich kenne die Spieler und das System von Großwallstadt. Es ist eine spiel- und konterstarke Mannschaft. Wir müssen ein gutes Rückzugsverhalten haben.“Wichtiger als die Beschäftigung mit dem Gegner sei aber die Fokussierung auf das eigene Spiel. Dabei nimmt er seine neuen Schützlinge in die Pflicht: „Ich erwarte, dass wir alle Vollgas geben. Die Spieler stehen in der Verantwortung, jeder muss hart arbeiten.“
Bohrmann selbst wird ein Trainer im Nebenamt. Hauptberuflich werde er weiter als Grundschullehrer in Düsseldorf arbeiten. Der doppelte Job werde zweifelsfrei „ein Kraftakt“. Ein Sieg wäre umso wichtiger, als sich im folgenden Heimspiel am Sonntag (17 Uhr) die große Hürde ASV Hamm aufbauen wird.