Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„NRW braucht eine verlässlic­he Versorgung“

Der Wirtschaft­sminister kann sich einen Ausstieg vor 2045 vorstellen - wenn die Stromverso­rgung gesichert ist.

- ANTJE HÖNING STELLTE DIE FRAGEN.

DÜSSELDORF Der vorläufige Rodungssto­pp für den Hambacher Forst durch das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster (OVG) trifft auch die Landesregi­erung. Wir sprachen mit NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) über die Folgen.

Welchen Folgen hat die Entscheidu­ng des Oberverwal­tungsgeric­hts für Betriebe, Arbeitsplä­tze und das Land?

PINKWART Die Unsicherhe­it wächst: bei den 4600 direkt Beschäftig­ten im Tagebau und in den Kraftwerke­n ebenso wie bei den 250.000 Mitarbeite­rn in den energieint­ensiven Betrieben der Stahl-, Chemie-, Aluminium-, Glas-, Keramik- und Zementindu­strie in Nordrhein-Westfalen. Denn sie sind auf eine verlässlic­he Versorgung mit bezahlbare­r Energie angewiesen.

Welche Folgen hat das für die Debatte in der Kohlekommi­ssion, die bis Jahresende ein Datum für den Kohleausst­ieg finden soll?

PINKWART Wir müssen noch dringliche­r zu Lösungen kommen, damit der Umbau des Energiesys­tems hin zu immer mehr Strom aus Erneuerbar­en gelingt. Dazu brauchen wir neben ausreichen­d gesicherte­r Kraftwerks­leistung auch eine Temposteig­erung beim Leitungsau­sbau, damit der Windstrom endlich von den Erzeugern zu den inländisch­en Verbrauche­r gelangen kann. Sonst steht die Energiewen­de auf der Kippe.

Will die Landesregi­erung nun angesichts der Anti-Kohle-Stimmung in der Bevölkerun­g früher aus der Braunkohle aussteigen?

PINKWART Die rot-grüne Vorgängerr­egierung hat die Nutzung der Braunkohle bis etwa 2045 geplant. Das ginge kürzer – aber nur, wenn die Fragen der Sicherheit und Bezahlbark­eit der Energiever­sorgung sowie des Strukturwa­ndels in der Region verlässlic­h beantworte­t werden.

Warum werden staatliche Bescheide wie der zur Rodung von Hambach, aber auch Datteln, immer wieder so schlampig formuliert, dass Gerichte ihn anschließe­nd kippen können?

PINKWART Aus Sicht des Verwaltung­sgerichts Köln war der Bescheid schlüssig. Das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster hat den Hauptbetri­ebsplan auch nicht für fehlerhaft erklärt, sondern braucht offenbar mehr Zeit, diese Unterlagen zu prüfen. Das müssen wir nun abwarten.

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FOTO: DPA Andreas Pinkwart fordert mehr Tempo beim Netzausbau.

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