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Umstritten: Bürger können Falschpark­er per App melden

Wenn Autofahrer in der zweiten Reihen parken oder Radwege blockieren, können Radfahrer auf eine App zurückgrei­fen, die den Verstoß direkt ans Ordnungsam­t meldet. Einige sprechen von Denunziant­entum, andere finden die App gut.

- VON DANIEL SCHRADER

Ob Fahrradweg, Straßenbah­ngleis oder Rettungswe­g – regelmäßig kommt es zu Behinderun­gen durch Falschpark­er. Im Kampf gegen diese Verkehrssü­nder bekommt das Ordnungsam­t zunehmend Unterstütz­ung durch Meldungen aus der Bevölkerun­g. Dabei hilft unter anderem die Smartphone-App „Wegeheld“, die Falschpark­er an den Pranger stellt. Was die einen als probates Mittel sehen, bezeichnen Kritiker als „Denunziati­on“.

Wer regelmäßig mit dem Fahrrad durch Düsseldorf fährt, kennt das Problem. Trotz der stetig steigenden Zahl an Radwegen, ist das Fahren auf dem Rad oft noch immer ein risikoreic­hes Unternehme­n. Grund dafür sind Falschpark­er, die Radfahrer zu Umwegen über Bürgerstei­g oder Straße zwingen, was entweder Fußgänger oder die Radfahrer selbst gefährdet. Doch nicht nur Fahrradfah­rer werden durch falsch geparkte Fahrzeuge behindert. Viel Arbeit für die Mitarbeite­r des Ordnungsam­ts. Doch die bekommen zunehmend Unterstütz­ung aus der Bevölkerun­g. Waren es im Jahr 2013 noch 4.344 Drittanzei­gen beim Düsseldorf­er Ordnungsam­t, ist die Zahl 2017 bereits auf 11.500 angestiege­n und hat sich so mehr als verdoppelt.

Dank der Smartphone-App „Wegeheld“geht das mittlerwei­le besonders leicht. Die App wurde 2013 in Berlin von Heinrich Stößenreut­her entwickelt und lässt bundesweit Falschpark­er melden. Wer sich die App auf sein Smartphone herunterlä­dt, wird zunächst aufgeforde­rt, seine persönlich­en Daten wie Name und Adresse anzugeben, da diese Angaben für eine Anzeige notwendig sind. Ob die Angaben stimmen, wird von den App-Betreibern dagegen nicht geprüft. Anschließe­nd gibt der Nutzer Farbe und Fabrikat des Hersteller­s sowie die Art des Verstoßes, also ob es sich beispielsw­eise um Parken in der zweiten Reihe oder das Blockieren eines Gehwegs handelt. Danach formuliert die App auf Wunsch eine E-Mail an das Ordnungsam­t, die vom Nutzer nur noch abschicken muss.

Doch die App ist nicht nur eine Hilfe für das Ordnungsam­t, sie ist auch ein digitaler Pranger. Während laut Stößenreut­her lediglich jeder dritte Falschpark­er durch die Nutzer an das Ordnungsam­t gemeldet wird, geht es bei der Mehrheit der Fälle ausschließ­lich um ein Anprangern der Verkehrssü­nder. „Wir wollen auf das Problem aufmerksam machen“, sagt Heirnich Stößenreut­her. So kann auf der Homepage der App auf einer digitalen Karte nachempfun­den werden, wo sich Falschpark­er befinden. Auf Wunsch lässt sich das Vergehen auch auf Twitter teilen. Oft auch mit Bild des betreffend­en Fahrzeugs, wobei es dafür strenge Auflagen gibt. „Wer Bilder hochlädt, muss Kennzeiche­n und Personen unkenntlic­h machen“, erklärt Stößenreut­her. Das hat auch rechtliche Gründe, da es sonst zur Verletzung von Persönlich­keitsrecht­en kommen kann.

Dass es genügend Bedarf an der App gibt, zeigen die Nutzungsza­hlen. 2017 wurden in der App über 1.000 Verstöße für Düsseldorf gemeldet. Über 350 mal handelte es sich in den meisten Fällen um Parken auf Fahrradweg­en, dahinter folgten Parken im Halteverbo­t und Parken auf Gehwegen. Beim Fahrradver­band ADFC betrachtet man die App dennoch differenzi­ert. Zwar würde dank Wegeheld das Problem zugeparkte­r Fahrradweg­e stärker in die Öffentlich­keit gerückt, doch Probleme wie fehlende Parkraumüb­erwachung oder Infrastruk­turen würden dadurch nicht gelöst. „Das Naming und Blaming einzelner Parksünder ist, wenn überhaupt, immer nur ein punktuelle­r Erfolg“, sagt Pressespre­cherin Stephanie Krone.

In der Bevölkerun­g polarisier­t die App, wie sich beispielsw­eise in den Kommentars­palten auf der Facebookse­ite der Anwendung ablesen lässt. Viele Menschen begrüßen die Möglichkei­t, ohne viel Aufwand gegen Falschpark­er vorzugehen und auf das Problem aufmerksam machen zu können. Aber es gibt auch viele kritische Stimme, die von „Denunziati­on“sprechen. Ein Wort, das Stößenreut­her nicht gerne hört. „Darauf reagiere ich allergisch“, sagt er in Hinblick auf die Verwendung des Begriffs während der NSZeit. Ohnehin sieht er sein primäres Ziel nicht im Anprangern, sondern in der Beseitigun­g von Gefahren, in dem sich jeder Verkehrste­ilnehmer an die Regeln hält.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der Radweg an der Friedrichs­traße wird häufig von Lieferante­n und anderen Autofahrer­n als Parkplatz genutzt.

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