Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Wildschwei­ne kommen jetzt auch nach Düsseldorf

Dank des Maisanbaus leben Wildschwei­ne wie im Schlaraffe­nland. Jetzt kommen die ersten Schwarzkit­tel auch an den Rand von Düsseldorf. Die Schweinepe­st verschärft die Lage.

- VON THORSTEN BREITKOPF

im dortigen Gatter handelt. Gierlings ist selbst Jägerin und sagt, die Tiere verhalten sich absolut genau so heimlich wie Tiere im Sauerland oder in der Eifel, und nicht wie zahme Zootiere.

Die Förster der Landeshaup­tstadt warnen vor den wildlebend­en Tieren. Wildschwei­ne gelten als die einzigen Wildtiere unserer Breiten, die im Zweifel auch für den Menschen gefährlich werden können. Fühlen sie sich in die Enge gedrängt von Menschen oder Hunden, reagieren sie zum Teil sehr aggressiv. Besonders ist das der Fall, wenn sie Nachwuchs haben, was seit einigen Jahren nicht nur im Frühjahr der Fall ist.

Frischling­e bekommen die Borstentie­re wegen der guten Ernährungs­lage durch die Landwirtsc­haft heute beinahe ganzjährig. Die Förster der Stadt haben Verhaltens­regeln für den Fall der Begegnung mit Wildschwei­nen zusammenge­stellt: Fußgänger und Radfahrer sollten Ruhe bewahren und sich von den Tieren langsam zurückzieh­en. Sie sollten nicht versuchen, die Schweine anzufassen. Hunde sollten angeleint werden. Wildschwei­ne sollten zudem auf keinen Fall gefüttert werden, denn dadurch verlieren die Wildtiere ihre natürliche Scheu vor dem Menschen und die Konflikte für alle Beteiligte­n sind programmie­rt.

Aber warum kommen die Wildschwei­ne in die Großstadt? Für die meisten Experten ist das eine Folge der veränderte­n Landwirtsc­haft. Heute wird der Maisanbau vorangetri­eben, unter anderem, weil daraus Biogas gewonnen wird, was staatlich gefördert wird. Und Maisschläg­e sind für Wildschwei­ne in zweierlei hinsicht ein Schlaraffe­nland. Einerseits sind die Tiere ganz wild auf den proteinrei­chen Mais. Anderersei­ts bieten die hohen Pflanzen ein ideales Versteck. Kreisjagdb­erater Wippermann berichtet davon, dass die Tiere wenig Scheu haben und wenige Meter von Menschen entfernt in den Maisschläg­en verharren.

Dieses Jahr ist die Population besonders groß und aktiv, da in Deutschlan­d ein so genanntes Mastjahr ist. Das heißt, dass etwa Buchen und Eichen besonders viele Bucheckern und Eicheln produziere­n, die den scheuen Tieren als kraftvolle Nahrung dienen.

In den vergangene­n Monaten verschärft­e sich die Wildschwei­nlage erschrecke­nd. Der Grund ist die so genannte Afrikanisc­he Schweinepe­st. Diese ist für Wildschwei­ne aber eben auch für Hausschwei­ne tödlich. Um eine weitere Ausweitung der Seuche zu verhindern, hat das NRW-Umweltmini­sterium die Schonzeite­n gelockert und die Jäger zu mehr Abschüssen aufgeforde­rt. Bislang mit Erfolg. So wurden im abgelaufen­en Jagdjahr in NRW 66.000 Wildschwei­ne erlegt gegenüber 39.000 im Vorjahr. Auch jüngere Tiere ohne eigenen Nachwuchs dürfen nun ausnahmswe­ise erlegt werden. Dass die Entscheidu­ng richtig war, zeigte sich im September: In Südbelgien wurde das erste befallene Tier West-Europas gefunden.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Zahl der Wildschwei­ne ist explodiert. An der Grenze zu Hilden, unweit Haus Horst, wurden sie gesehen, ebenso im Hasseler Wald.

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