Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Wildschweine kommen jetzt auch nach Düsseldorf
Dank des Maisanbaus leben Wildschweine wie im Schlaraffenland. Jetzt kommen die ersten Schwarzkittel auch an den Rand von Düsseldorf. Die Schweinepest verschärft die Lage.
im dortigen Gatter handelt. Gierlings ist selbst Jägerin und sagt, die Tiere verhalten sich absolut genau so heimlich wie Tiere im Sauerland oder in der Eifel, und nicht wie zahme Zootiere.
Die Förster der Landeshauptstadt warnen vor den wildlebenden Tieren. Wildschweine gelten als die einzigen Wildtiere unserer Breiten, die im Zweifel auch für den Menschen gefährlich werden können. Fühlen sie sich in die Enge gedrängt von Menschen oder Hunden, reagieren sie zum Teil sehr aggressiv. Besonders ist das der Fall, wenn sie Nachwuchs haben, was seit einigen Jahren nicht nur im Frühjahr der Fall ist.
Frischlinge bekommen die Borstentiere wegen der guten Ernährungslage durch die Landwirtschaft heute beinahe ganzjährig. Die Förster der Stadt haben Verhaltensregeln für den Fall der Begegnung mit Wildschweinen zusammengestellt: Fußgänger und Radfahrer sollten Ruhe bewahren und sich von den Tieren langsam zurückziehen. Sie sollten nicht versuchen, die Schweine anzufassen. Hunde sollten angeleint werden. Wildschweine sollten zudem auf keinen Fall gefüttert werden, denn dadurch verlieren die Wildtiere ihre natürliche Scheu vor dem Menschen und die Konflikte für alle Beteiligten sind programmiert.
Aber warum kommen die Wildschweine in die Großstadt? Für die meisten Experten ist das eine Folge der veränderten Landwirtschaft. Heute wird der Maisanbau vorangetrieben, unter anderem, weil daraus Biogas gewonnen wird, was staatlich gefördert wird. Und Maisschläge sind für Wildschweine in zweierlei hinsicht ein Schlaraffenland. Einerseits sind die Tiere ganz wild auf den proteinreichen Mais. Andererseits bieten die hohen Pflanzen ein ideales Versteck. Kreisjagdberater Wippermann berichtet davon, dass die Tiere wenig Scheu haben und wenige Meter von Menschen entfernt in den Maisschlägen verharren.
Dieses Jahr ist die Population besonders groß und aktiv, da in Deutschland ein so genanntes Mastjahr ist. Das heißt, dass etwa Buchen und Eichen besonders viele Bucheckern und Eicheln produzieren, die den scheuen Tieren als kraftvolle Nahrung dienen.
In den vergangenen Monaten verschärfte sich die Wildschweinlage erschreckend. Der Grund ist die so genannte Afrikanische Schweinepest. Diese ist für Wildschweine aber eben auch für Hausschweine tödlich. Um eine weitere Ausweitung der Seuche zu verhindern, hat das NRW-Umweltministerium die Schonzeiten gelockert und die Jäger zu mehr Abschüssen aufgefordert. Bislang mit Erfolg. So wurden im abgelaufenen Jagdjahr in NRW 66.000 Wildschweine erlegt gegenüber 39.000 im Vorjahr. Auch jüngere Tiere ohne eigenen Nachwuchs dürfen nun ausnahmsweise erlegt werden. Dass die Entscheidung richtig war, zeigte sich im September: In Südbelgien wurde das erste befallene Tier West-Europas gefunden.