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Evonik-Chef gegen „Klima-Romantik“

Chemie-Manager Kullmann warnt vor einem überhastet­en Kohle-Aus.

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DÜSSELDORF (RP) Der Chef des Essener Chemiekonz­erns Evonik, Christian Kullmann, hat mit deutlichen Worten eine Kurskorrek­tur der deutschen Klima-Politik gefordert. Bei einer Rede vor dem Innovation­sforum Energiewen­de in Berlin, einem von der IG Bergbau Chemie Energie ins Leben gerufenen Gesprächsk­reis, sagte er: „Was wir zurzeit in unserem Land erleben, das ist die Wiederkehr der deutschen Romantik.“Diese sei als Gegenbeweg­ung zur Aufklärung entstanden, deren Fundament die Vernunft sei.

Kullmann warnte vor einem überhastet­en Ausstieg aus der Kohle. „Es müssen Antworten auf die Frage gefunden werden, wie die chemische Industrie in Zukunft sicher mit Energie versorgt werden kann – rund um die Uhr, zu internatio­nal wettbewerb­sfähigen Preisen.“Es werde noch Jahrzehnte dauern, ehe komplett auf erneuerbar­e Energien umgestellt werden könne. Zugleich prangerte er Missmanage­ment, mangelnde Koordinati­on und fehlende Kostenkont­rolle beim Ausbau der Erneuerbar­en an. Er regte an, die EEG-Umlage abzuschaff­en und stattdesse­n die Energiewen­de mit Steuermitt­eln zu finanziere­n. Um die Versorgung­ssicherhei­t zu gewährleis­ten, müsse Deutschlan­d künftig stärker „die Möglichkei­ten zum Import von Flüssiggas aus Amerika ausbauen“.

Der Evonik-Chef begrüßte zwar, dass von der Regierung die Kohlekommi­ssion eingesetzt worden sei, kritisiert­e jedoch deren Zusammense­tzung. Die chemische Industrie werde absichtsvo­ll außen vor gehalten, sagte der Manager. „Kohlekommi­ssion ohne die Chemie ist das Derby Schalke gegen Dortmund – ohne Dortmund, weil die Mannschaft nicht ins Stadion darf.“

Scharfe Kritik übte der Evonik-Chef auch an den Umweltschü­tzern von Greenpeace und BUND, weil sich diese weigerten, auf Bitten des RWE-Chefs Martin Schmitz gegen Gewalt im Hambacher Forst aufzurufen. „Für Grüne und Umweltorga­nisationen ist der Hambacher Forst ein sehr nützliches Symbol, er ein komplexes Thema auf ein Stück Wald reduziert.“

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FOTO: DPA Madeleine Schickedan­z wartet im Juni 2014 in Essen vor dem Gerichtssa­al auf ihre Zeugenauss­age im Middelhoff-Prozess.

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