Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Unmut in der SPD über Kurs von Außenminis­ter Maas

- VON JAN DREBES

BERLIN In der Gruppe der SPD-Bundestags­abgeordnet­en aus Nordrhein-Westfalen wächst der Unmut über das Agieren von Bundesauße­nminister Heiko Maas. Wie unsere Redaktion aus Fraktionsk­reisen erfuhr, beklagten sich jüngst mehrere Abgeordnet­e darüber, dass Maas im Fall Saudi-Arabien zu viel Verständni­s gezeigt habe, mit seiner scharfen Kritik an Russland zu sehr von der traditione­llen sozialdemo­kratischen Ostpolitik abgerückt sei und überhaupt nicht besonders glücklich im Ausland auftrete.

Dabei kommt die Kritik nicht nur von Parteilink­en, sondern auch von Mitglieder­n des konservati­ven Seeheimer Kreises der SPD. Maas hatte seit Amtsantrit­t Schwierigk­eiten, seinen Kurs in der eigenen Partei zu vermitteln. Nach harscher Kritik an Putin kurz nach seinem Amtsantrit­t im Frühjahr musste Maas bereits zurückrude­rn. Jüngst gab zudem ein Fraktionsp­apier neue Impulse für die Ostpolitik.

„Heiko Maas wirkt oft nicht kenntnisre­ich genug, er bleibt in der Rolle des Anfänger-Diplomaten“, kritisiert ein Parlamenta­rier aus NRW. Auch sein Treffen mit der erzkonserv­ativen Justizmini­sterin Israels, Ajelet Schaked, die Maas noch aus seiner Zeit als Bundesjust­izminister kennt, stieß in der SPD auf Kritik. Gleichwohl erkennen die Genossen auch, dass Maas noch zu den beliebtest­en Spitzenpol­itikern der SPD gehört. Eine öffentlich­e Demontage wollen sie nicht. Doch Maas, so heißt es aus der Landesgrup­pe, solle wissen, dass er sich nicht alles erlauben könne.

Dass der Außenminis­ter angesichts der mutmaßlich­en Ermordung des Journalist­en Jamal Khashoggi durch die Saudis nun lückenlose Aufklärung forderte und seine Reisepläne auf Eis legte, hält man ihm zugute. Der für Außenpolit­ik zuständige SPD-Fraktionsv­ize Rolf Mützenich sagte unserer Redaktion mit Blick auf die bevorstehe­nde Wirtschaft­skonferenz in Riad: „Es ist richtig, dass bereits vor einigen Tagen der deutsche Außenminis­ter seinen geplanten Besuch in Saudi-Arabien abgesagt hat.“Er hätte sich gewünscht, dass die deutschen Wirtschaft­svertreter anlässlich dieser Entscheidu­ng ebenfalls entspreche­nde Schlüsse gezogen hätten, sagte Mützenich.

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