Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Nach Brüssel müssen die Besten

Im Mai ist Europawahl. Danach wird die Kommission neu gewählt. Die Staaten sollten auf Macher wie Margrethe Vestager setzen.

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Am 26. Mai 2019 ist Europawahl. Da die EU längst gezeigt hat, dass sie keine Folklore ist, sondern eine einflussre­iche Macht, nutzen hoffentlic­h viele Bürger ihr Recht. Anschließe­nd wird die EU-Kommission gekürt. Pläne, die Zahl der Kommissare unter 28 zu drücken, sind bislang gescheiter­t. Jedes der 28 Mitgliedsl­änder will einen Kommissar mit Apparat. Entspreche­nd voll ist es im Hauptsitz in Brüssel.

Inhaltlich machen 28 Kommissare keinen Sinn – wozu brauchen wir eine Kommissari­n für Arbeitnehm­ermobilitä­t neben einem für Jobs oder einen Kommissar für Umwelt neben einem für Klimaschut­z und einen weiteren für Gesundheit? Wichtiger ist, wen die EU an die Spitze holt. Zuletzt haben die Mächtigen um Angela Merkel sich gern auf Politrentn­er wie Jean-Claude Juncker (Luxemburg) oder Manuel Barroso (Portugal) geeinigt, die schwach, umstritten, ergeben waren. Die Schuhe europäisch­er Vordenker wie Jean Monnet (Erfinder der Montanunio­n) oder Jacques Delors (Erfinder der Währungsun­ion) waren für die Ex-Staatschef­s stets zu groß.

Nun hat Europa die Chance, es besser zu machen. Aus der Riege der aktiven Spitzenkrä­fte in Brüssel stechen zwei hervor: der Pole Donald Tusk, der als Präsident des Europäisch­en Rates Klartext spricht, und Margrethe Vestager, die unkonventi­onelle dänische EU-Wettbewerb­skommissar­in. Sie hat Konzerne wie Apple, Amazon, Daimler und Bayer in die Schranken gewiesen. Doch sie hat zu wenig politische­n Rückhalt im eigenen Land. Die Gefahr ist groß, dass nicht die Qualifikat­ion, sondern das Klüngeln um diverse Spitzenjob­s (Kommission, Europäisch­e Zentralban­k, Europäisch­er Rat) entscheide­t. Vor Peter Altmaier (jetzt Wirtschaft­sminister) möge uns die Kanzlerin bewahren. Wir brauchen keinen Chef-Europäer der Hinterzimm­er und Sonntagsre­den, sondern einen der Taten und Verbrauche­r.

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