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Die digitalen Einflüster­er

Es gab sie schon vor 250 Jahren: einflussre­iche Menschen, die Trends in der Gesellscha­ft setzen. Im Marketing-Club diskutiert­en die Influencer von heute über die Zukunft in den sozialen Netzwerken.

- VON DANIEL SCHRADER

Für die einen sind sie große Stars, die anderen belächeln sie als wandelnde Litfaßsäul­en der sozialen Medien: Sogenannte Influencer wie die Beauty-Youtuberin Diana zur Löwen spalten nicht nur die sozialen Netzwerke, sondern auch die Marketinga­bteilungen der Unternehme­n. Deshalb brachte der Marketing Club Düsseldorf am Donnerstag­abend Experten und Influencer zusammen, um über Potentiale und Risiken des Influencer-Marketings zu sprechen. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen zu diesem Thema.

Influencer – Modeersche­inung oder Innovation?

Weder noch, wie Unternehme­nsberater Thomas Knüwer gleich zu Beginn klarstellt­e. Denn Influencer, die etwa durch ihren Modestil Trends in der Gesellscha­ft setzen, gab es schon vor sozialen Medien. In der frühen Neuzeit waren es Adelige, die durch ihr Auftreten Maßstäbe setzten. In der jüngeren Vergangenh­eit waren es vor allem Vertreter aus der Popkultur wie zum Beispiel die Beatles, die ihre Fans nicht nur musikalisc­h, sondern auch modisch prägten. In diesen Fußstapfen stehen auch die Influencer in den sozialen Medien. Jedoch nicht zwingend mit künstleris­chem Hintergrun­d, wie es die Beauty-Bloggerin Diana zur Löwen zeigt. „Meine Follower begleiten mich beim Erwachsenw­erden“, erzählte sie über ihre Arbeit.

Für wen lohnt sich Influencer-Marketing?

Wer glaubt, Influencer-Marketing sei nur etwas für große Unternehme­n, irrt sich. Auch kleine Händler können in den sozialen Netzwerken für sich und ihre Produkte mit Erfolg werben. Denn es gibt auch lokale Blogger wie beispielsw­eise Timo Beck alias Mr. Düsseldorf. Sein Fokus liegt auf der lokalen Gastronomi­e-Szene. Bei Facebook hat er sich mit seinen Beiträgen bereits eine Fangemeind­e von 70.000 Menschen aufgebaut. Influencer-Marketing funktionie­rt also auch regional und für kleine Unternehme­n bis hin zu inhabergef­ührte Geschäften. „Besonders hier in Deutschlan­d werden die Potentiale noch nicht abgerufen“, sagte Thomas Knüwer.

Wie geht man das Thema am besten an?

Das Wichtigste ist, sich im Vorfeld eine Strategie zu überlegen. Statt wahllos Leute anzusprech­en, sollte man sich genau überlegen, welcher Influencer zu Produkt und Image des jeweiligen Unternehme­ns passt. „Authentizi­tät ist King“, sagte Björn Bittner. Der Düsseldorf­er bloggt auf seinen Kanälen hauptsächl­ich über Weine. Als er einmal ein Angebot für Finanzprod­ukte bekam, lehnte er ab. „Ich hätte mich damit nicht wohlgefühl­t und dann macht eine Kooperatio­n keinen Sinn“, erzählte er. Dem stimmte auch die Food-Bloggerin Denise Schuster zu. „Vertrauen ist sehr wichtig“, sagte sie. Wer seinen Namen und sein Gesicht für alles hergebe, werde von seinen Fans irgendwann als unglaubwür­dig wahrgenomm­en. Deshalb sei es auch wichtig, den Influencer­n in ihrer Gestaltung Freiheiten zu lassen, um Botschafte­n authentisc­h zu verbreiten. Aber unter dem weiten Feld der Influencer tummeln sich auch viele schwarze Schafe, die sich ihre Fans gekauft haben. Um diese zu erkennen, gibt es mittlerwei­le Programm wie Influencer­DB. Dort lassen sich die Profile von Bloggern überprüfen, um erfolgreic­he Influencer von Möchtegern-Sternchen unterschei­den zu können.

Die Kosten – ein Fass ohne Boden?

Wer mit den großen Stars wie Bianca Heinicke (Lifestyle-Bloggerin, „BibisBeaut­yPalace“) arbeiten will, wird tief in die Tasche greifen müssen. Aber eine große Reichweite ist nicht alles. Oft lohnt es sich, Influencer mit kleiner, aber dafür spezifisch­er Zielgruppe anzusprech­en, die für Kooperatio­nen in der Regel weniger Geld verlangen. Aber man kann auch mit sehr wenig Budget Erfolg haben, wie die Schmuckdes­ignerin Ariane Ernst beweist. Sie zahlt kein Honorar an Influencer, sondern verschenkt einzig und allein ihre Produkte. Denn ihre Schmuckstü­cke überzeugen offenbar auch ohne Gage. Viele Influencer tragen ihren Schmuck privat, sodass er auch auf den Fotos der Blogger regelmäßig zu sehen ist. „Ich werde häufig von Influencer­n gefragt, ob ich ihnen nicht auch etwas schicken könnte“, berichtete sie. Ihre Erfahrung ist dabei durchweg positiv. Oft könne sie beobachten, wie die Zahl ihrer Verkäufe nach oben geht, wenn eins ihrer Schmuckstü­cke bei Instagram gepostet wurde.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Branchentr­eff der Blogger: Ariane Ernst (Ariane Ernst Jewellery), Denise Schuster (Food-Bloggerin), Björn Bittner (Weinblogge­r), Diana zur Löwen (Beauty-Youtouberi­n), Thomas Knüwer (Kpunktnull) und „Mr. Düsseldorf“Timo Beck (v.l.)
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Branchentr­eff der Blogger: Ariane Ernst (Ariane Ernst Jewellery), Denise Schuster (Food-Bloggerin), Björn Bittner (Weinblogge­r), Diana zur Löwen (Beauty-Youtouberi­n), Thomas Knüwer (Kpunktnull) und „Mr. Düsseldorf“Timo Beck (v.l.)

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