Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kuddel von den Toten Hosen ist gerne ein Vegetarier
Am Samstag startet die Veggieworld in Düsseldorf – nach eigenen Angaben Europas größte Messe für Veganer und Vegetarier. Braucht es im Jahr 2018 wirklich noch eine solche Veranstaltung? Wir haben einen berühmten Fast-Veganer gefragt: Kuddel, Gitarrist der Toten Hosen.
Wir schreiben das Jahr 2018, die Veggieworld steht vor der Tür. Braucht es wirklich noch eine Spezialmesse für Vegetarier?
Kuddel Unbedingt. Die Zahl der Menschen, die realisieren, was so falsch läuft, ist in den letzten Jahren gestiegen. Ich finde es super, dass das nicht nur ein Trend ist, sondern anscheinend wirklich ein Wachrütteln. Das ist absolut notwendig, wenn man sich vor Augen führt, wie viel Milliarden Tiere hinter geschlossenen Türen umgebracht werden.
Aber ist Vegetarismus nicht in der Gesellschaft angekommen?
Kuddel Was nicht viele wissen: Auch Parmesan ist nicht vegetarisch. Gelatine und Wein – dafür müssen auch Tiere sterben. Da sollte es mehr Aufklärung geben für die, die vegetarisch leben wollen.
Auf so einer Messe werden ja viele Neuheiten präsentiert. Gibt es noch viel Luft nach oben bei veganen Innovationen?
Kuddel Erst mal finde ich es gut, dass es viel mehr Produkte gibt als vor fünf oder sechs Jahren. In fast jedem Supermarkt gibt es mittlerweile eine vegane Ecke. Aber viele Sachen sind noch nicht so gut wie herkömmlich zubereitet. Veganer Käse oder vegane Wurst sind zum Beispiel oft gewöhnungsbedürftig. Ich komme damit inzwischen gut klar - aber für viele ist die Umstellung gerade wegen dieser Produkte schwer.
Du bist Vegetarier – fast Veganer. Was heißt das genau?
Kuddel Ich wünschte es mir sehr, dass ich komplett Veganer wäre. Manchmal ist mir das aber zu stressig. Wenn es eine vegane Option gibt, nehme ich die – wenn es nur vegetarisches Essen gibt, ist das auch in Ordnung. Und wenn es um Süßigkeiten geht, ein Stück Schokolade oder Kuchen, dann bin ich nicht derjenige, der sagt: Das esse ich jetzt nicht.
Aber Joghurt würdest du nicht ohne Not essen?
Kuddel Milchprodukte habe ich mir komplett abgewöhnt: Die finde ich mittlerweile richtig widerlich. Was für mich ein klares Zeichen ist, dass unsere Essgewohnheiten teilweise künstlich von der Industrie aufrecht erhalten werden. Wenn man sich vorstellt, man würde Muttermilch vom Menschen trinken, wäre das eklig. Aber von der Kuh soll es auf einmal okay sein?
Wie funktioniert das auf Tour oder auf Reisen?
Kuddel Mandel-, Hafer-, Soja- oder Reismilch gibt es mittlerweile fast überall. Man darf diese Produkte nicht direkt mit Kuhmilch vergleichen – das haut geschmacklich nicht hin.
Das heißt, wenn du jetzt in Argentinien oder China auftrittst, hast du keine Probleme?
Kuddel China ist tatsächlich etwas schwierig. Die sagen: Ja, ja, Tofu mit Auberginen, das ist vegan!
Und dann würzen die mit Hackfleisch. Das ist mir öfters passiert. Man braucht dort einen Guide, der einem das übersetzt. Im Steakland Argentinien geht das dagegen wunderbar, die haben mittlerweile viele vegane Restaurants.
Hast du denn nie Lust auf Fleisch?
Kuddel Ich bin tatsächlich jemand, der Fleisch sehr gern gemocht hat – deswegen greife ich gelegentlich auf Ersatzprodukte zurück. Aber wenn ich Lust auf einen Burger habe, dann ist ein vegetarischer Burger auch völlig ausreichend.
Kochst du auch selbst gern?
Kuddel Ja. Ganz passabel. Meine vegetarische Bolognese ist ziemlich gut! Schon mehrere hundertprozentige Fleischesser haben gedacht, da sei welches drin. Wobei das ja auch wieder komisch ist.
DIE FRAGEN STELLTE HELENE PAWLITZKI.