Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Frau, die immer Platt spricht

Seit 1987 steht Liesel Beeck auf der Mundartbüh­ne des Lank-Latumer Theaters. Die 80-Jährige erinnert sich an ihren ersten Auftritt und erzählt aus ihrer Kindheit. Das Buretheate­r spielt auch an diesem Wochenende wieder im Forum.

- VON MONIKA GÖTZ

Die Mundart gehört zu ihrem Leben. Hochdeutsc­h wurde im Elternhaus von Liesel Beeck nicht gesprochen: „Aber in Osterath wohnten vornehme Cousinen, von ihnen habe ich einiges gelernt und hatte im Fach Deutsch immer gute Zensuren.“

Der Mundart aber, dem Platt, verdankt die Strümperin einen Teil des Erfolgs, den sie auf der Bühne des Lotumer Buretheate­rs feiert: „Ich bin damit aufgewachs­en, ich bin geübt.“Kein Wunder, denn Liesel Beeck ist in Strümp geboren und im Mai dieses Jahres 80 Jahre alt geworden.

Sie erinnert sich an ein Erlebnis in Kanada. Elf Mal war sie mit ihrem

„Ich ziehe mich zum Lernen in ein stilles Kämmerlein zurück und muss ein paar Mal öfter durchlesen als früher“

Liesel Beeck Mundart-Darsteller­in

Mann dort, hatte vorübergeh­end sogar ein eigenes Blockhaus: „Wir haben die Wildnis geliebt.“Während einer Veranstalt­ung in Ottawa hörte sie hinter sich jemanden sagen: „Das ist doch die Frau aus dem Buretheate­r.“Es stellte sich heraus, dass es Stammgäste des Mundartthe­aters waren, die jedes Jahr aus Willich nach Meerbusch kamen und jetzt in Nordamerik­a Urlaub machten. „Ich spreche eben immer Platt – auch in Kanada“, erzählt Liesel Beeck lachend.

Zurzeit stellt sie auf der Bühne des Forums Wasserturm mit „Ach, du fröhlich!“als Hertha Drohmiehse­r eine neugierige, nervige Nachbarin dar: „Eine Rolle, die mir liegt, das macht Spaß.“Aber die 80-Jährige erinnert sich auch an ihren ersten Auftritt 1987 als Finchen Splissenba­ch in „König Koebes I.“: „Mein Mann wollte unbedingt Schützenkö­nig werden.“Kalli Zmugg als der ‚Italjäner‘ Luigi Lamento aus Ilverich, hatte einen Apparat zum Abschießen des Vogels gebaut und Finchen probierte ihn allein auf der Bühne stehend aus: „Ich habe auf den Knopf gedrückt, da fiel ein Schuss und alle jubelten im Hintergrun­d. Das ‚Schötzestö­ck‘ von Karl Schmalbach war eine nette Veräppelun­g der Schützen. Aber niemand hat uns das übelgenomm­en.“

Schließlic­h wurde extra das Lied „Echte Schötze“als Meerbusche­r Schützenli­ed von Schmalbach komponiert und getextet und das ganze Stück 2001 noch einmal auf die Bühne gebracht: „Damit haben wir es mindestens 50 Mal gespielt.“Bereits seit Beginn ihrer Laufbahn als Laiendarst­ellerin des Mundartthe­aters weiß Liesel Beeck, dass improvisie­ren nicht erlaubt ist: „Wenn ich meinen Text nicht korrekt spreche, suchen die anderen ihr Stichwort vergeblich. Deshalb achte ich sehr darauf, meine Passagen wie angegeben vorzutrage­n.“

Bis heute fällt ihr das Textlernen nicht schwer: „Ich ziehe mich in ein stilles Kämmerlein zurück und muss ein paar Mal öfter durchlesen als früher.“Und die Mundart gehört auch heute noch zum Alltag.

Mit ihrem Mann Willi lebt Liesel Beeck im durch einen Anbau erweiterte­n Elternhaus an der Xantener Straße mit einem 5000 Quadratmet­er großen Garten mit wilder Wiese, Obstbäumen und Stauden. „Das habe ich alles von meinem Vater geerbt. Zum Glück bin ich ein Gartenfrea­k“.

Die Eheleute unterhalte­n sich auch auf Platt. Aber mit den drei Söhnen und sechs Enkelkinde­r sprechen sie Hochdeutsc­h. Liesel Beeck erinnert sich an ihre Kindheit und erzählt, wie es früher an der Xantener Straße war: „Wir wohnten hier auf dem Berg und das Dorf – Strümp - mit den Bauernhöfe­n, lag tief unten

in der Senke. Die Straße war so steil, dass die Pferdefuhr­werke gezogen werden mussten. Trecker gab es noch nicht, und es war viel Verkehr zwischen den Betrieben in Uerdingen und Düsseldorf. Trotzdem konnten wir auf der Straße spielen.“

Das ist vorbei. Darüber, wie lange sie dem Lotumer Buretheate­r treu bleibt denkt sie nicht nach: „Mir macht es noch immer sehr viel Freude.“

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ARCHIVFOTO: BAUER „Ach, du fröhliche!“heißt das Stück in diesem Jahr, in dem Liesel Beeck auch wieder mitspielt.
 ?? FOTOS: ARCHIV ?? Vor vier Jahren wurde der „Kermes Clou“aufgeführt; hier das Ensemble mit Liesel Beeck in der Mitte.
FOTOS: ARCHIV Vor vier Jahren wurde der „Kermes Clou“aufgeführt; hier das Ensemble mit Liesel Beeck in der Mitte.
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 ??  ?? Liesel Beeck im Jahr 2010 als Tante Lieske
Liesel Beeck im Jahr 2010 als Tante Lieske
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