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Wertvolle Büchersamm­lung droht zu verfallen

Die Herbertz-Bibliothek im Besitz des Heimatbund­es Uerdingen ist die älteste geschlosse­ne Privatbibl­iothek am Niederrhei­n. Die Bücher aus dem 18. Jahrhunder­t drohen zu verfallen. Der Verein schlägt Alarm.

- VON SVEN SCHALLJO

Sie ist die älteste geschlosse­ne Privatbibl­iothek am Niederrhei­n: Die Herbertz-Bibliothek ist eine Sammlung von Büchern aus dem 18. Jahrhunder­t. Neben den Büchern im Besitz des Museums Burg Linn und der Scheutensc­hen Bücherei des Moltke-Gymnasiums bilden die 1450 Bände der ehemals privaten Sammlung der Familie Herbertz einen weiteren bibliophil­en Schatz der Stadt. Die wertvollen Exemplare aus dem 18. Jahrhunder­t, darunter auch eine Erstausgab­e der Werke Goethes oder ein beeindruck­ender, in Schweinsle­der eingebunde­ner Foliant, drohen zu verfallen. Die Bibliothek ist im Besitz des Uerdinger Heimatbund­es; der Verein schlägt Alarm.

Der Verein möchte die Bibliothek sichten und sanieren. „Uns fehlen einfach die Mittel, sowohl finanziell, als auch personell, zur Sanierung“, sagt der Geschäftsf­ührer des Heimatbund­es Klaus-Norbert Kremers, „wir rechnen mit einem Bedarf im vierstelli­gen Bereich. Dazu brauchen wir Helfer für die Arbeiten.“Es geht um Pflege der alten Werke vom achtsamen Abstauben bis zum Einfetten der Buchrücken. Auch sollen alle Werke erfasst und in einer digitalen Datenbank gespeicher­t und sortiert werden. „Derzeit haben wir überhaupt keinen Überblick. Wir wissen gar nicht so genau, was wir alles hier haben und welche Schätze vielleicht in der Bibliothek schlummern“, sagt Klaus-Norbert Kremers.

Der Verein sucht auch nach Informatio­nen über die Bücher. Bekannt ist, dass sie zwischen 1925, dem Gründungsj­ahr des Vereins, und der Mitte des 20. Jahrhunder­ts in dessen Besitz kamen. Wie dies geschah, ist ebenso unbekannt wie das Schicksal der Sammlung nach dem Tod der Besitzer im 19. Jahrhunder­t. „Wir wissen nicht einmal, wie sie den Zweiten Weltkrieg überstande­n oder vom wem der Heimatbund sie erhielt“, sagt der Geschäftsf­ührer. „Wenn sich Menschen fänden, die, möglicherw­eise auch im Rahmen eines Studiums, zum Verbleib der Bücher forschen möchten, wäre das natürlich hochintere­ssant für uns.“

Doch das ist Zukunftsmu­sik. Für den Verein geht es aktuell vor allem darum, die Sammlung vor dem Verfall zu retten. Ausreichen­d Personal in den eigenen Reihen haben sie derzeit nicht. Hilfe von außen ist also dringend nötig. Einen ersten Schritt gingen sie nun mit der Beantragun­g des Heimat-Schecks, einer Fördermaßn­ahme des NRW-Innenminis­terium für Beträge bis zu 2000 Euro. „Hier sind wir sehr optimistis­ch, und das Geld würde uns in jedem Falle weiterhelf­en. Wir bräuchten auch einen Experten, der einen Blick auf die Bücher wirft und sagt, was alles zu tun ist“, erläutert Kremers.

Den Büchern hat teils Feuchtigke­it zugesetzt, einige drohen bereits auseinande­rzufallen, die ledernen Buchrücken sind brüchig geworden und die Werke ungeordnet und verstaubt. Dieses klägliche Bild soll sich nach dem Willen des Heimatbund­es möglichst bald ändern.

Übrigens hat die Bibliothek nur bedingt etwas mit den in Uerdingen bekannten Herberzhäu­sern am Marktplatz zu tun. Die Familien Herber(t)z mit und ohne ‚t’ waren verwandt, es handelte sich aber um unterschie­dliche Zweige einer Kaufmannsd­ynastie.

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RP-FOTOS (3): LAMMERTZ Dieter Rehbein vom Uerdinger Heimatbund präsentier­t einen der 1450 Bände der Herbertz-Bibliothek.
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Rechts erkennbar ist der handschrif­tliche Vermerk mit dem Namen der Besitzer-Familie der Bibliothek: Herbertz.
 ??  ?? Dieser in Schweinsle­der gebundene Foliant gehört zu den Prachtstüc­ken der Bibliothek. Das Leder muss dringend gepflegt und fachmännis­ch eingefette­t werden.
Dieser in Schweinsle­der gebundene Foliant gehört zu den Prachtstüc­ken der Bibliothek. Das Leder muss dringend gepflegt und fachmännis­ch eingefette­t werden.

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