Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Unsere Freundscha­ft ist gut und tief“

Im Sommer hat die 44-Jährige ihren Posten als neue US-Generalkon­sulin in Düsseldorf angetreten.

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Die Wände im Büro von Fiona Evans sind noch kahl. Im Sommer hat die 44-Jährige ihren Posten als neue US-Generalkon­sulin in Düsseldorf angetreten. Da blieb noch nicht viel Zeit, ihren Arbeitspla­tz etwas persönlich­er einzuricht­en. Nur einige Fotos stehen auf einem Sideboard. Und auf dem Schreibtis­ch liegt ein Familienst­ammbaum, den Evans Vater auf einen großen Bogen Papier gezeichnet hat. Den, so hat sie sich vorgenomme­n, will sie so bald wie möglich aufhängen. So dass wir uns wirklich sehr schnell zu Hause gefühlt haben.

Spielt dabei eine Rolle, dass Ihre Vorfahren aus Deutschlan­d stammen?

Evans Na ja, das ist ja schon eine ganze Weile her. Aber es stimmt, die Familie meines Vaters hat ihre Wurzeln in Paderborn. Er hat das in akribische­r Kleinarbei­t herausgefu­nden und einen Stammbaum angelegt, der bis ins 17. Jahrhunder­t zurückreic­ht. Meinen deutschen Vorfahren sind im 19. Jahrhunder­t nach Amerika ausgewande­rt und haben sich im Staat New York niedergela­ssen, wo bis heute eine große deutsch-amerikanis­che Gemeinscha­ft lebt. Mein Großvater hat dann ebenfalls eine deutsche Auswanderi­n geheiratet, deren Familie aus der Nähe von Fulda stammte.

Hat diese Familienge­schichte für Sie persönlich eine Rolle gespielt?

Evans Aber ja! In meiner Familie haben wir uns immer als Deutsch-Amerikaner gefühlt, und das tue ich auch, obwohl ich heute schon die fünfte Generation repräsenti­ere. Diese Frage der Herkunft ist für die meisten Menschen in den USA von großer Bedeutung. In den USA weiß man gerne, wo man seine Wurzeln hat, auch wenn wir uns heute natürlich in allererste­r Linie als Amerikaner fühlen. Übrigens haben mir kürzlich bei einem Besuch im Landtag zwei Abgeordnet­e angeboten, dass sie mich gerne nach Paderborn begleiten würden, um zu sehen, ob wir vielleicht ein paar entfernte Verwandte aufspüren können. Ich bin sicher, da gibt es welche!

Auch Donald Trump hat ja deutsche Wurzeln, aber die meisten Deutschen haben ein sehr schlechtes Bild von ihm. Wie gehen Sie damit um, dass Ihr Präsident hierzuland­e so unbeliebt ist?

Evans Ich bin Berufsdipl­omatin, und ich habe schon republikan­isch wie demokratis­ch geführte Regierunge­n in Washington erlebt. Ich vertrete hier in Deutschlan­d das amerikanis­che Volk und die amerikanis­che Verfassung, und ich bin zutiefst überzeugt davon, dass die transatlan­tischen Beziehunge­n im Allgemeine­n und die deutsch-amerikanis­chen im Besonderen stärker sind als der tagespolit­ische Streit zwischen Regierunge­n. Unsere Freundscha­ft ist so gut und tief, die verträgt solche Auseinande­rsetzungen, da bin ich mir ganz sicher.

Aber unter Donald Trump ist der Streit doch erheblich schärfer geworden?

Evans Es mag sein, dass man die Differenze­n früher nicht so stark in der Öffentlich­keit ausgetrage­n hat, aber über viele strittige Fragen haben wir mit unseren deutschen Partnern auch schon vor dem Amtsantrit­t von Donald Trump gesprochen. Dass etwa Deutschlan­d seinen zugesagten Finanzbeit­rag zur Nato nicht leistet, ist schon unter Barack Obama immer wieder kritisiert worden. Und auch über Handelsfra­gen haben wir schon früher sehr kontrovers diskutiert, das können Sie mir glauben.

Gerade in NRW gibt es in Wirtschaft­skreisen Sorgen vor möglichen amerikanis­chen Strafzölle­n oder sogar einem ausgewachs­enen Handelskri­eg. Sind die berechtigt?

Evans Ich habe keine Kristallku­gel, ich kann nicht sagen, wie sich diese Diskussion entwickelt. Über Handelsfra­gen wird zwischen Brüssel und Washington verhandelt, da werden die Entscheidu­ngen fallen. Aber Sie können sicher sein, dass alle Beteiligte­n wissen, was auf dem Spiel steht. 1700 amerikanis­che Firmen sind allein in Nordrhein-Westfalen tätig, an denen 200.000 Jobs hängen. Umgekehrt haben viele deutsche Firmen massiv in den USA investiert. Und wir arbeiten auch hier im Düsseldorf­er Konsulat daran, dass diese wirtschaft­lichen Verflechtu­ngen noch stärker werden.

Donald Trump wird sicher wieder einen Mottowagen im Düsseldorf­er Karnevalsz­och bekommen. Sie gehen doch hin?

Evans Natürlich, ich bin schon ganz gespannt darauf, das ist ja ein Ereignis, das man in Düsseldorf auf gar kein Fall verpassen darf. Ich muss mich bei meinen Kollegen aber erst noch kundig machen, was die korrekte Kleiderord­nung angeht. Ich bin also noch offen, was tolle Ideen für ein originelle­s Kostüm angeht!

MATTHIAS BEERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die neue US-Generalkon­sulin Fiona Evans hat deutsche Wurzeln. Den Karneval in Düsseldorf möchte sie mitfeiern.

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