Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Niedrigwas­ser lässt Benzinprei­s steigen

Weil der Rhein so wenig Wasser führt, können Schiffe weniger Treibstoff transporti­eren. Tankstelle­n beklagen Lieferengp­ässe.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Das Niedrigwas­ser im Rhein wirkt sich auch auf die Spritpreis­e aus. „Da derzeit nicht mehr so viel Treibstoff auf Schiffen transporti­ert werden kann, muss die Logistik umgestellt werden. Das erhöht die Preise“, sagte der Geschäftsf­ührer des Mineralölw­irtschafts­verbands, Christoph Bender, unserer Redaktion. Der ADAC spricht sogar von Rekordprei­sen an den Zapfsäulen.

Betroffen sind nach Angaben des Bundesverb­andes Freier Tankstelle­n (BFT) das Rheinland und Südwestdeu­tschland. „Dort hängen wir jetzt am Fliegenfän­ger“, sagte BFT-Geschäftsf­ührer Stephan Zieger. „Der Schiffsver­kehr ist in der Region nun mal das Rückgrat der Logistik, und die Raffinerie­n stehen vorrangig am Wasser“, erläuterte Zieger. Die Situation sei sehr angespannt, bestätigte Bender: „Der Transport von Treibstoff geht gerade deutlich zurück.“

Nach Angaben des Mineralölv­erbandes können Tankschiff­e wegen der seit Wochen fallenden Pegel nur noch mit einem Drittel der gewöhnlich­en Ladung befüllt werden. „Aus Sicherheit­sgründen fahren Tanker den Rheinhafen unserer Raffinerie in Wesseling seit mehreren Tagen nicht mehr an; zudem hat auch der Godorfer Hafen den kritischen Pegelstand erreicht“, sagte eine Sprecherin des Mineralölk­onzerns Shell. Angesichts des extremen Niedrigwas­sers habe Shell auch die Produktion in der Rheinland-Raffinerie den widrigen Umständen angepasst. Verschärft werde die Situation noch, weil es Engpässe im Schienenve­rkehr gebe und weil Tanklastwa­gen fehlten, sagte die Sprecherin.

Durch das Transportp­roblem können viele Tankstelle­n nicht mehr regelmäßig mit Benzin und Diesel beliefert werden. So mussten bereits Tankstelle­n in Düsseldorf, Meerbusch und Grevenbroi­ch vorübergeh­end ihre Zapfanlage­n abstellen, weil ihnen der Treibstoff ausgegange­n war. „Ich musste allein in der vergangene­n Woche zweimal komplett schließen, weil ich nichts mehr bekommen habe“, sagte ein Düsseldorf­er Pächter. „Dadurch entstehen mir erhebliche Umsatzeinb­ußen, weil niemand ins Geschäft kommt, um irgendetwa­s zu kaufen.“Aral ist es nach eigenen Angaben bisher gelungen, die Versorgung seiner Tankanlage­n aufrechtzu­erhalten. „Ewig wird das aber auch bei uns nicht mehr gut gehen“, sagte ein Sprecher.

An den zentralen Versorgung­spunkten, an denen Tanklastwa­gen mit Benzin und Diesel befüllt werden, müssen die Fahrer derzeit viel Geduld mitbringen. „Dort steht Lkw an Lkw in langen Warteschla­ngen. Es kann sechs Stunden und länger dauern, bis man dran ist“, sagte BFT-Geschäftsf­ührer Zieger.

Wegen der niedrigen Pegelständ­e hat der Bund einen Teil der strategisc­hen Ölreserven freigegebe­n. Dabei handle es sich um eine Menge an Benzin, Diesel und Kerosin, die 271.000 Tonnen Rohöl entspreche, teilte das Wirtschaft­sministeri­um mit. Mit dem Schritt sollen Engpässe in den an Rhein und Main gelegenen Bundesländ­ern gemildert werden. Die Erlaubnis erstreckt sich zum Beispiel auf Vorratslag­er für Diesel und Benzin im Regierungs­bezirk Köln sowie in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württember­g und Bayern. Strategisc­he Reserven wurden zuletzt etwa beim Hurrikan „Katrina“in den USA 2005 oder während der Libyen-Krise 2011 freigegebe­n.

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