Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mittwoch ist Freitag
Der Reformationstag ist in NRW Arbeitstag. Aber nicht die Menge der Feiertage zählt.
Die Nordlichter in Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben es gut. Sie haben kommenden Mittwoch frei: War der 31. Oktober vergangenes Jahr anlässlich „500 Jahre Reformation“ausnahmsweise bundesweit frei, haben die vier Landesregierungen nach Debatten über Sinn oder Unsinn eines zusätzlichen Feiertags den Reformationstag nun dauerhaft zum arbeitsfreien Feiertag erklärt – so wie er es in fünf ostdeutschen Bundesländern schon lange ist. Wer in eher katholisch geprägten Ländern der Republik wohnt, guckt in die Röhre. Da ist der Mittwoch kein Freitag.
Arbeitsfrei oder nicht, der Reformationstag ist für mich immer Freitag – ein Frei-Tag. Vor 501 Jahren hat der Reformator Martin Luther freigelegt, was im Glauben, Reden und (Ablass-) Handeln der Kirche seiner Zeit verschüttet war: Der Mensch kann sich die Liebe, Zuwendung und Gnade Gottes nicht durch Geld oder Werke erkaufen. Das muss er auch gar nicht, weil Gott sich dem Menschen zuwendet: in Jesus Christus. Befreite Leute sind wir, sagen Christenmenschen deshalb. Diese von Gott geschenkte Freiheit bindet aber zugleich an Gottes Wort und Gebot. Reformator Luther sagt das so: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“Das ist Freiheit in Verantwortung. Das ist Freiheit, die nicht zuerst das eigene Vorankommen sucht, sondern die auf Verantwortlichkeit gegenüber den Mitmenschen aus ist. Für mich ist die Zahl der freien Feiertage deshalb nicht entscheidend. Wichtiger ist mir, dass wir mehr von dieser Freiheit brauchen: im Zusammenleben und im politischen Handeln. Unsere Freiheit ruft uns in Verantwortung.