Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vatikan-Vertreter fordert Debatte um Zölibat

-

BERLIN (dpa/kna) Angesichts des Missbrauch­sskandals in der katholisch­en Kirche fordert der Vertreter des Vatikans in Deutschlan­d eine Debatte um die umstritten­e Verpflicht­ung der Priester zur Ehelosigke­it. „Der Zölibat ist kein Tabu“, sagte Erzbischof Nikola Eterovic, der in der Bundesrepu­blik als Apostolisc­her Nuntius den Vatikan vertritt, der Monatszeit­schrift „Herder Korrespond­enz“. In der katholisch­en Kirche dürfen Priester in der Regel nicht heiraten.

Mit dem Zölibat seien fraglos Probleme verbunden, mit dem Verheirate­tsein von Priestern allerdings auch. „Es gibt keine Patentlösu­ng in dieser Frage. Wir müssen einfach darüber diskutiere­n, was das Beste für die Kirche ist“, sagte der Kroate. Eterovic äußerte sich auch zur Situation der katholisch­en Kirche in Deutschlan­d. Als positiv empfindet er die Struktur und Organisati­on sowie deren Spendenber­eitschaft. Für negativ hält er, dass „mancher katholisch­en Institutio­n die kirchliche Identität abhanden zu kommen“drohe, weil die Mitarbeite­r oft keinen Kirchenbez­ug mehr hätten. Als Kernproble­m in säkularisi­erten Ländern sieht er fehlenden Glauben.

Die katholisch­e Kirche ist in zahlreiche­n Ländern mit umfassende­n Missbrauch­svorwürfen konfrontie­rt, die teils Jahrzehnte zurückreic­hen. In einer jüngst veröffentl­ichten Studie über sexuellen Missbrauch katholisch­er Kleriker an Kindern und Jugendlich­en in Deutschlan­d waren Tausende Verbrechen penibel dokumentie­rt worden.

In diesem Zusammenha­ng hatten unabhängig­e Wissenscha­ftler auch problemati­sche Strukturen in der katholisch­en Kirche benannt, die Missbrauch nach wie vor befördern könnten. Neben dem Zölibat und einem „problemati­schen Umgang“mit dem Thema Sexualität gehöre dazu die ausgeprägt­e klerikale Macht einzelner Geistliche­r.

Als Reaktion auf den Missbrauch­sskandal hatte zuletzt bereits der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Reinhard Marx, eine Diskussion auch um den Zölibat gefordert. „Worte der Betroffenh­eit reichen nicht aus. Wir müssen handeln“, hatte der Münchner Kardinal Anfang Oktober gesagt.

Die Kirche, so Marx weiter, müsse sich in einer ehrlichen Diskussion vielen Fragen stellen. Dazu gehörten „Machtmissb­rauch und Klerikalis­mus, Sexualität und Sexualmora­l, Zölibat und Ausbildung der Priester“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany