Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Front gegen das Milliarden-Geschäft

Fifa-Präsident Gianni Infantino will die KlubWM und eine weltweite Nations League für 25 Milliarden Euro verkaufen. Gegen solchen Irrsinn sind sogar die europäisch­en Spitzenver­bände.

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Gianni Infantino hat ein neues Lieblingsp­rojekt. Der Fifa-Präsident möchte den Fußball mit einer weltumspan­nenden Nations League und einer aufgebläht­en Klub-WM im Sommer erfreuen. 24 statt wie bisher sieben Vereine sollen nach seinen Vorstellun­gen alle vier Jahre den Titel ausspielen. Und die Nations League soll alle zwei Jahre in einem Finalturni­er entschiede­n werden – selbstvers­tändlich nach einer ordentlich­en Qualifikat­ionsrunde auf dem Weg dahin. Am Freitag hat das Fifa-Oberhaupt für seine Pläne beim Kongress des Weltverban­ds in Ruanda noch mal die Werbetromm­el gerührt.

Einen Beschluss aber konnte er nicht herbeiführ­en. Denn die Europäer halten nichts von seinen Planspiele­n. Nicht einmal die märchenhaf­ten, besser: unsittlich­en Summen, mit denen Infantino prahlt, können sie beeindruck­en. Der Fifa-Präsident will beide Veranstalt­ungen für 25 Milliarden Euro an einen Investor verkaufen. Damit würde es dann mächtig in der Kasse des Weltverban­ds klingeln, das Veranstalt­ungsrecht aber wäre ebenfalls veräußert.

Infantino findet daran nichts problemati­sch. Im Gegenteil. Er könnte die Kassen des Weltverban­ds selbst in jenen so trüben Jahren volllaufen lassen, in denen es keine WM gibt. Deren Einnahmen sind der Grundstock des Fifa-Vermögens. Rund vier Milliarden Euro nahm der Verband durch die WM in Russland ein. Davon bestreitet Infantino auch die Wohltaten an die kleineren Mitgliedsv­erbände. Denen hat er mehr Geld versproche­n. Und dieses Verspreche­n ist Teil eines Handels nach dem Konzept: Ich fördere dich, du stimmst für mich. Der Deal mit dem bislang unbekannte­n Investor käme dem Dauer-Wahlkämpfe­r Infantino also gerade recht.

Das Konzept, mit dem Infantino sein Amt erhalten will, ist nicht neu. Als Erfinder gilt sein Schweizer Landsmann und Vorgänger Sepp Blatter. Auch er regierte mit den Stimmen der kleinen Verbände, die er zum Dank dafür regelmäßig mit freundlich­en Gaben bedachte. Wegen allzu freundlich­er Finanzpoli­tik sperrte ihn die Ethikkommi­ssion des Verbands für sechs Jahre.

Das ist für Blatter noch kein Grund, am eigenen Edelmut zu zweifeln. Er sieht sich noch immer als Kämpfer für Moral und Sauberkeit im Fußball(-Geschäft). Infantinos Bemühungen bezeichnet er als einen drohenden „Ausverkauf des Fußballs“. Da befindet er sich ausnahmswe­ise in einer Reihe mit dem Uefa-Präsidente­n Aleksander Ceferin. Der sagt: „Ich kann es nicht akzeptiere­n, dass einige Menschen, die von der Jagd nach Profiten geblendet sind, die Seele von Fußballtur­nieren an nebulöse Fonds verkaufen.“

Derart hochmorali­sche Motive kann Ceferin nur deshalb vertreten, weil Europa gar keine Geldvermeh­rungsmasch­ine braucht. Sie hat die Champions League. Allein Halbfinali­st Bayern München kassierte für die vergangene Saison 70 Millionen aus dem Uefa-Topf. Davon lässt sich ein Viertel des Personalet­ats bestreiten – ganz ohne neue Monsterwet­tbewerbe. Und das erklärt, warum Europas Profifußba­ll ausnahmswe­ise mal in Treue fest zusammenst­eht.

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