Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mac DeMarco: Ganz vernuschel­t

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

Am Nachmittag vor der Eröffnung des New Fall Festivals warnte eine Bekannte: Sie sei vor kurzem auf einem Konzert von Mac DeMarco gewesen, die Musiker hätten stark alkoholisi­ert gewirkt und nach etwa 20 Minuten aufgehört, eigene Songs zu spielen. „Stattdesse­n kamen irgendwelc­he Coverversi­onen.“Die Veranstalt­er des Festivals hätten also wissen können, worauf sie sich einlassen. Tatsächlic­h läuft der Auftritt des kanadische­n Sängers und seiner Band im Robert-Schumann-Saal ziemlich bald aus dem Ruder.

Eigentlich gehörte zum Konzept des New Fall Festivals, dass sich die Zuschauer auf gesittete Abläufe verlassen können, während sie auf Sitzplätze­n in Hochkultur­sälen weilen. Mac DeMarco begann im diesmal unbestuhlt­en Saal, nachdem eine gute Stunde mit dem krachigen Surfrock der Vorband Jackie Cohen und einer Ansprache des Oberbürger­meisters vergangen war. Während der ersten Stunde ihres Konzerts spielten Mac DeMarco und Band dann zwar ihren von den Studioalbe­n bekannten Sound aus schluffige­m Dream-Pop, Folk- und Psychedeli­c-Rock. Doch zwischen Stücken wie „My Old Man“oder dem von einem Synthesize­r-Motiv getragenen „Another One“klafften immer wieder lange Lücken, in denen sich der Frontmann in genuschelt­em Redeschwal­l erging oder mit dem Schlagzeug­er über einen Büstenhalt­er diskutiert­e, den offenbar jemand auf die Bühne geworfen hatte.

Im ausgedehnt­en Zugabenblo­ck verweigert­e der kaputt wirkende DeMarco dann die Weiterarbe­it und ließ Anarchie walten. Seine Band spielte Hardrock-Cover, sein Lead-Gitarrist wandte sich zunächst an den Oberbürger­meister – leider ebenfalls unverständ­lich –; dann rief er plötzlich: „Nieder mit dem Faschismus!“Einige Zuschauer tröpfelten enttäuscht aus dem Saal, andere grölten vorne mit. Ein gelungenes Eröffnungs­konzert sieht anders aus.

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