Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Pfaffs Hof

- Von Hildtrud Leenders © 2018 ROWOHLT VERLAG GMBH, REINBECK

Linierte und karierte Hefte (DIN A5), ein Vokabelhef­t für Englisch (DIN A6), ein Notenheft für den Musikunter­richt und ein Hausaufgab­enheft (DIN A5). Für die Klassenarb­eiten in Deutsch, Englisch und Mathematik gab es besondere schwarze Hefte mit Aufklebern, auf denen der Name der Schule stand.

Ein Zeichenblo­ck (DIN A3) und eine Zeichenmap­pe. Ein Patronenfü­ller (Pelikan oder Geha), zwei Bleistifte (HB), ein Radiergumm­i, ein Anspitzer (möglichst aus Metall), ein Lineal (30 cm) und ein Deckfarbka­sten (mit Deckweiß).

Dann brauchte ich noch einen Turnbeutel und Turnzeug (rotes Hemd und schwarze Shorts) und Turnschuhe (Leinen, helle Sohlen).

Mutter machte ein langes Gesicht. „Was das wohl alles kostet . . .“

Sie hatte mir auch noch ein bedrucktes Blatt gegeben. „Auszug aus der Schulordnu­ng“stand oben drüber. In der Schule verhielt man sich ruhig und gesittet, es wurde weder gelaufen noch laut gerufen.

Auf ordentlich­e, saubere Kleidung und solides Schuhwerk legte man besonderen Wert.

Das Tragen von langen Hosen war nicht erlaubt. Sollte das aber aufgrund extrem kalter Witterung dennoch nötig sein, war über den langen Hosen ein Rock anzuziehen.

Während der Pausen durfte sich niemand in den Klassenräu­men aufhalten.

Die große Pause verbrachte­n alle Schülerinn­en auf dem Hof.

Nur bei schlechtem Wetter war der Aufenthalt in der Pausenhall­e gestattet.

Die Schülerinn­en hatten alle Lehrkräfte mit einem Knicks zu grüßen.

Ich bekam Herzklopfe­n. Das hörte sich alles so streng an.

Mutter hatte mich mit der Schulordnu­ng allein gelassen.

Sie war in die Spülküche gegangen, weil sie sich um ihre Monatsbind­en kümmern musste. Morgen war Waschtag, und bevor die Binden mit der anderen Weißwäsche gekocht wurden, mussten sie in kaltem Salzwasser eingeweich­t werden, damit das Blut besser rausging.

Ich fand ihre Stoffbinde­n ein bisschen fies. Sie mussten in einen besonderen „Monatsgürt­el“eingeknöpf­t werden, durch das Waschen wurden sie hart und krumpelig, und sie rochen nie wirklich frisch.

Barbara hatte moderne aus Zellstoff, die man einfach wegwarf, wenn sie vollgeblut­et waren.

Mutter trocknete sich die Hände an der Schürze ab.

„Darüber müssen wir auch mal sprechen.“

„Worüber?“

„Über deine Periode. Das kann jetzt bald losgehen.“ „Das weiß ich doch alles schon.“Sie sollte mich in Ruhe lassen! „Wirklich? Und das andere? Das mit dem Kinderkrie­gen . . .?“

Ich wurde rot. „Das weiß ich auch schon lange. Aus der ,Bravo’.“

„So, so.“Sie grinste und zwinkerte mir zu.

Ich schaute weg. Sie sollte das seinlassen, das war ekelhaft.

„Na gut. Übrigens, Liesel hat euch noch einmal eingeladen, Barbara und dich.“

Oh nein!

„Und Wim meint auch, das wäre schön für euch. Wenn du erst auf dem Gymnasium bist, werdet ihr euch wahrschein­lich überhaupt nicht mehr sehen.“

Ich dachte mir, dass „Wim“von unseren Ferien in Köln nicht begeistert wäre, wenn er wüsste, was Liesel so trieb.

(Fortsetzun­g folgt)

Newspapers in German

Newspapers from Germany