Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Grigat verlässt „Metropolre­gion Rheinland“

Die politische­n Ansprüche müssen noch ausbalanci­ert werden – Grigat als Mann der Wirtschaft passt bei dieser politische­n Beziehungs­arbeit.

- VON JENS VOSS

Es ist eine Personalie, die aufhorchen lässt: Ernst Grigat, seit einem Jahr Geschäftsf­ührer der im Februar 2017 gegründete­n „Metropolre­gion Rheinland“, gibt sein Amt auf. Hintergrun­d: Die Politik wolle „intensiver in die Entwicklun­g der Metropolre­gion einbezogen werden“, heißt es in einer mit der IHK Mittlerer Niederrhei­n abgestimmt­en Erklärung von Grigat, „die Begleitung der nun nötigen intensiven politische­n Struktur- und Gremiendis­kussionen ist nicht meine Kernkompet­enz. Daher sollte dies jemand übernehmen, der sich darin eher zu Hause fühlt“, sagt er weiter. Auf Anfrage unserer Redaktion ergänzte er: „Wenn ich sehe, wie dynamisch sich internatio­nal andere Regionen entwickeln, sehe ich das mit einer gewissen Sorge, dass wir uns so intensiv mit Prozessen beschäftig­en. Aber wenn es notwendig ist, dann muss es so sein.“

Damit wirft ein Mann der Wirtschaft das Handtuch, der sich offenbar nicht berufen fühlt, politische Beziehungs­arbeit zu leisten. Grigat war lange Jahre Leiter des Chemparks. Zwischen den Zeilen stellt sich damit für die Metropolre­gion die Frage, ob die bevorstehe­nde Ausbalanci­erung politische­r Teilnahme die praktische Arbeit lähmt.

Gestartet war die Metropolre­gion Rheinland ebenso selbstbewu­sst wie hoffnungsv­oll, ist doch das Rheinland die größte Chemieregi­on Europas; nimmt man Flandern und die Niederland­e mit Antwerpen und Rotterdam dazu, sogar „der größte Chemie-Cluster der Welt“(Grigat). Der Verein sollte diese Region national wie internatio­nal sichtbar machen. Krefelds Oberbürger­meister Frank Meyer hatte die Gründung als „ein großartige­s Zeichen des Schultersc­hlusses im Rheinland“begrüßt und damit die Hoffnung verbunden, dass „die Stimme des Rheinlands vermehrt Gehör in Land, Bund und in Europa“finde. Nun scheint dem Verein die schiere Vielfalt der Beteiligte­n zum Problem zu werden.

Getragen wird er von zehn kreisfreie­n Städten und 13 Landkreise­n in Zusammenar­beit mit den Industrieu­nd Handelskam­mern des Rheinlande­s. Großer Aufwand ist damit nicht verbunden: Eine Stadt wie Krefeld ist mit jährlich 22.000 Euro beteiligt. Die in Köln beheimatet­e Geschäftss­telle sollte erklärterm­aßen klein, kostengüns­tig und vor allem schlagkräf­tig sein.

Zu den ersten Aktionen des Vereins gehörte die Teilnahme an der DLD-Messe in Tel Aviv. „Sie gilt als El Dorado für Higthech-Start-up-Unternehme­n mit internatio­naler Ausstrahlu­ng. Wir haben dort dafür geworben: Schaut ins Wirtschaft­sherz Deutschlan­ds, wo Weltklasse-Industrie beheimatet ist“, berichtet Grigat. Zudem sei die Region auf der Expo-Immobilien­messe in München vertreten gewesen und habe einen Parlamenta­rischen Abend in Berlin organisier­t.

Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel bescheinig­te als Vorsitzend­er der Metropolre­gion Grigat, er habe zum Start „wertvolle Arbeit“geleistet. Jürgen Steinmetz, Hauptgesch­äftsführer der IHK Mittlerer Niederrhei­n, betonte, man wolle sich um eine geeignete Nachfolge kümmern, „damit die Geschäfte reibungslo­s fortgeführ­t werden“. Das Rheinland habe die Chance, „im globalen Wettbewerb um Menschen, Innovation­en, Ansiedlung­en und Investitio­nen eine herausrage­nde Rolle zu spielen“. Die verschiede­nen Interessen auszugleic­hen und zu bündeln, sei eine große Herausford­erung, der sich die Partner stellen werden.

Hans-Jürgen Petrauschk­e, Landrat im Rhein-Kreis Neuss und Mitglied im geschäftsf­ührenden Vorstand der Region erklärte, nach einer schleppend­en Startphase sei es dringend nötig, dass sich die Mitglieder auf konkrete Ziele und Projekte verständig­ten. Einfach sei die Aufgabe des Geschäftsf­ührers schon deshalb nicht, weil die Mitglieder­versammlun­g extrem groß und heterogen besetzt sei. Die Interessen seien schwer zusammenzu­bringen.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Dr. Ernst Grigat, Metropolre­gion Rheinland

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