Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Früher Schock wirft Fortuna nicht um

- VON BERND JOLITZ

Der Bundesliga-Aufsteiger zieht durch ein 5:1 bei Frankfurt-Bezwinger Ulm ins Pokal-Achtelfina­le ein.

ULM Nur eine knappe Viertelstu­nde durfte Außenseite­r SSV Ulm von der zweiten Pokalsensa­tion nach dem 2:1-Erstrunden­sieg über Titelverte­idiger Eintracht Frankfurt träumen. So lange führte der Viertligis­t gegen Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf 1:0 – doch dann nahm die Truppe von Trainer Friedhelm Funkel das Herz in beide Hände und zog durch einen 5:1-Sieg ins Achtelfina­le des DFB-Pokals ein.

Trotz des klaren Erfolgs schnaufte Torhüter Rensing nach dem Abpfiff erst einmal tief durch. „Als Ulm nach 13 Sekunden in Führung ging, habe ich mir schon gedacht: Scheiße, das geht ja gut los“, sagte der Torhüter. „Danach aber haben wir es gut gemacht. Das ist Balsam für die Seele, das tut richtig gut.“Hauptveran­twortlich dafür war die überragend­e Vorstellun­g von Dodi Lukebakio, der zwei Treffer erzielte und zwei weitere vorbereite­te. „Aber noch bemerkensw­erter ist für mich, dass Dodi nach hinten so hervorrage­nd gearbeitet und die Räume zugelaufen hat“, lobte Rensing. „Das ist sauwichtig für uns.“

Auch Funkel attestiert­e dem 21-jährigen Belgier eine „gute Leistung“, war aber sehr um Einordnung bemüht. „Er ist ein junger Spieler, und dass er gegen einen Viertligis­ten so auftrumpft, ist noch kein Maßstab für die Bundesliga“, warnte der Coach. „Bei allem Respekt vor Ulm: Es muss der Anspruch eines Bundesligi­sten sein, bei einem Viertligis­ten deutlich zu gewinnen. Bis Dodi richtig in der Bundesliga angekommen ist, braucht er noch eine verdammt lange Zeit.“

Das wollte der 64-Jährige ausdrückli­ch auch auf seine Mannschaft angewandt wissen: „Natürlich freut mich das für die Jungs. Und es ist auch wichtig für unsere Stürmer Marvin Ducksch und Rouwen Hennings, dass sie wieder getroffen haben. Aber wir werden erst am Sonntag bei unserem schweren Bundesliga­spiel in Mönchengla­dbach sehen, was die heutige Leistung jedes Einzelnen wert ist.“

Es ehrt den erfahrenen Chefcoach, dass er den Ball flach hielt. Dennoch muss man festhalten, dass Fortuna Charakter zeigte. Denn es war schon ein schwerer Schlag, als Niko Gießelmann mit einem kapitalen Bock den Rückstand einleitete. Anschließe­nd auf diese Weise zurückzuko­mmen, durch Ducksch schon nach 14 Minuten auszugleic­hen und bis zur Pause auf 4:1 davonzuzie­hen – das bewies, dass die Mannschaft trotz der Rückschläg­e in der Liga weiter an sich glaubt.

„Unsere Moral war immer gut“, erklärte Funkel, „aber so ein frühes 0:1 ist schon ein Schlag ins Kontor. Und das Vertrauen in die eigene Leistung leidet nach fünf Niederlage­n in der Liga natürlich auch. Ich habe aber an der Reaktion der Mannschaft gemerkt, dass sie unseren Plan weiter verfolgt hat. Er ist zu hundert Prozent aufgegange­n.“Er sah vor allem vor, die Ulmer über die Flügel unter Druck zu setzen, und das tat das starke Tandem Lukebakio/Jean Zimmer permanent.

Auch der japanische Nationalsp­ieler Takashi Usami erwies sich als belebendes Element auf Außen und lieferte die präzise Flanke zum Ausgleich. Für diesen verdiente sich Ducksch ein Sonderlob von Sportvorst­and Erich Rutemöller: „Ein überragend­er Kopfball von Marvin. Wahnsinn, wie er Druck auf den Ball bekam.“

Fortuna bewies sich selbst, „dass wir noch Fußball spielen können“, sagte Mittelfeld­spieler Matthias Zimmermann. Marvin Ducksch fasste es unwiderste­hlich zusammen: „Nach so einem frühen 0:1 kann man die Köpfe hängen lassen oder mit breiter Brust zurückkomm­en. Wir haben das zweite gemacht.“Stimmt.

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FOTO: DPA Leistete sich einen kapitalen Bock: Fortunas Niko Gießelmann. Ulm - Fortuna

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