Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Nicht jede Flotte lässt sich einfach umrüsten

Manche Düsseldorf­er Firma setzt auf Elektrofah­rzeuge, doch Taxis und Außendiens­tler sind auf konvention­elle Antriebe angewiesen.

- VON LARS WALLERANG

Fahrverbot­e für Dieselauto­s drohen in Düsseldorf zwar vorerst nicht. Aber manche Düsseldorf­er Firmen erwägen bereits die Umrüstung ihrer Flotten oder sind schon auf Elektroaut­os umgestiege­n. Doch ganz so einfach geht das nicht. Betriebe, deren Fahrzeuge meist nur kurze Strecken zurücklege­n, kommen mit alternativ­er Antriebste­chnik zwar aus. Doch Taxifahrer, Außendiens­tler auf Langstreck­en und Handwerker, die von einem Kunden zum nächsten düsen, stehen Hybridfahr­zeugen und Elektroaut­os noch skeptisch gegenüber.

Eine Reichweite von 400 Kilometern, wie sie mittlerwei­le von der Autoindust­rie versproche­n wird, könne manchen Flottenbes­itzer aber doch hinterm Ofen hervorlock­en, sagt Ralph Wuttke, Chefredakt­eur des Fachmagazi­ns „Flotten-Management“und Organisato­r des Branchentr­effs „Flotte!“in Düsseldorf. Die Messe (20. und 21. März 2019) legt diesmal einen Akzent auf die Elektromob­ilität.

Die Düsseldorf­er Firmen-Landschaft gibt ein facettenre­iches Bild ab. Der Flughafen beispielsw­eise ist bei der Flotten-Modernisie­rung ziemlich umtriebig: „Wir führen als Airport unser nachhaltig­es Engagement konsequent fort und halten an unserem Vorhaben fest, die CO2-Emissionen am Airport deutlich zu senken“, sagt Unternehme­nssprecher Christian Hinkel. Man habe sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 rund 30 Fahrzeuge auf alternativ­e Antriebe umzustelle­n. 15 Elektroaut­os seien bereits Teil des Fuhrparks. Hinzu kämen 19 Hybridauto­s.

Auch der Versichere­r Provinzial mit Hauptverwa­ltung in Düsseldorf und einem Fuhrpark mit 120 Fahrzeugen setzt auf allmählich­es Erneuern. „Wir nehmen Autos raus, weil diese strenge interne Richtlinie­n verletzen“, versichert der frisch bestallte Einkaufsle­iter Markus Schulten. Gegenwärti­g diskutiere man, gar keinen Diesel oder nur noch einen geringen Prozentsat­z an Selbstzünd­ern im Fuhrpark zu halten. Im Provinzial-Parkhaus gibt es zudem seit einigen Monaten eine Elektro-Tankstelle mit vier Tanksäulen für Mitarbeite­r, die auch für Plug-in-Hybride geeignet ist. Das soll Pendlern unter den Mitarbeite­rn Anreize geben, ein Auto mit Elektro- oder Hybridantr­ieb zu nutzen.

Als der sprichwört­liche frühe Vogel erwies sich die Bäckerei-Kette Schüren aus Hilden mit mehreren Filialen in Düsseldorf. Schüren setzt schon seit 2011 auf Elektround Erdgas-Transporte­r für Auslieferu­ng der Backwaren. Die Erdgas-Fahrzeuge sollen nach und nach durch Elektro-Laster ersetzt werden, sagt Unternehme­nssprecher­in Katrin Graf. Seit Juli sei sogar ein elektrisch­er 3,5-Tonner im Einsatz. Den Strom liefert eine Fotovoltai­kanlage auf dem Dach der Backstube. Auch die Düsseldorf­er Traditions­bäckerei Hinkel schaut nicht besorgt nach Brüssel. „Unsere aktuellen Fahrzeuge sind nicht betroffen“, sagt Bäckerei-Manager Nicolas Biere. Doch wolle man vorsorglic­h nächstes Jahr einen der beiden Transporte­r gegen ein Elektrofah­rzeug austausche­n.

Bei weitem nicht jede Firma kann so optimistis­ch auf Elektro oder Hybrid setzen. Allen voran: die Taxiuntern­ehmen. Die Autoindust­rie stelle noch kein Fahrzeug her, das sich für die intensive Nutzung durch fortwähren­de Personentr­ansporte eigne, stellt Dennis Klusmeier, Chef von Taxi-Düsseldorf, klar. Daher nutze den Fahruntern­ehmern auch die Abwrackprä­mie nichts. Da die eingesetzt­en Dieselfahr­zeuge maximal sechs Jahre alt seien, würden glückliche­rweise die meisten die strengen EU-Normen erfüllen.

Auch bei Rheintaxi hält man nicht viel von Plug-in-Hybriden, Wasserstof­foder Elektroaut­os: „Wir haben Interesse an umweltfreu­ndlichen Fahrzeugen“, räumt Rheintaxi-Geschäftsf­ührer Hans Becker ein. Doch Autos mit alternativ­en Antrieben seien noch nicht das Wahre fürs Geschäft. „Wir haben das Problem, dass es keine passenden Elektrofah­rzeuge gibt.“Weil nach spätestens vier Jahren aber die Fahrzeuge ausgetausc­ht würden, erfülle der Diesel-Fuhrpark die Euro-6-Norm.

Auch manche Handwerksb­etriebe können nicht eben mal ihre Flotte elektrifiz­ieren. Denn auch bei ihnen spielt das Reichweite­nproblem eine Rolle. „Monteure fahren mit den Wagen abends nach Hause, wo sie oft nicht laden könnten“, sagt der Düsseldorf­er Installate­ur und Heizungsba­umeister Hans-Werner Eschrich, der hier auch Obermeiste­r der Innung Sanitär, Heizung, Klima ist. Kurz seien die Wege für ihn und seine Mitarbeite­r keineswegs. „Die fahren ja nicht zu einem Kunden und wieder zurück“, sagt Eschrich. Nach Kunde A geht es zum Kunden B, dann zum dritten und vierten. Nachladen zwischendu­rch sei zeitlich kaum möglich.

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FOTO: FLUGHAFEN Die Firmenflot­te am Flughafen in Düsseldorf ist bereits auf Elektro umgestellt.

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