Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meerbusch macht keine neuen Schulden

Die Finanzlage der Stadt ist stabil, für den Jahresabsc­hluss 2018 rechnet Kämmerer Helmut Fiebig mit einem deutlich höheren Überschuss als zunächst angenommen. Auch 2019 soll Meerbusch die schwarze Null schaffen.

- VON TANJA KARRASCH

Es war eine Art buchhalter­ische Finissage, gestern in der Ratssitzun­g, als Helmut Fiebig zum elften und letzten Mal seine Etatrede hielt. Der Kämmerer geht Mitte des kommenden Jahres in Ruhestand, mit dem guten Gefühl, seinem Nachfolger einen stabilen städtische­n Haushalt zu übergeben, wie er sagt. Dafür gab es gestern Applaus von den Politikern.

Aber wie steht es um Meerbuschs Finanzen? Für das laufende Jahr rechnet Fiebig mit einem höheren Überschuss als gedacht. Von 11.800 Euro war er ausgegange­n, wie hoch der Betrag ausfällt, wird sich Ende des Jahres zeigen.

Das liegt vor allem an der Gewerbeste­uer. Die Prognose für das Jahresende liegt bei 32 Millionen Euro, veranschla­gt waren 28,2 Millionen. Die Einkommens­steuer laufe ebenfalls nach Plan, Fiebig geht davon aus, dass rund 40 Millionen Euro in die Stadtkasse fließen.

Für Ärger sorgte in diesem Jahr, dass der Kreis rund 4,8 Millionen Euro, die vom Landschaft­sverband Rheinland für 2017 erstattet worden waren, nicht an die Kommunen weiterreic­hte, sondern damit das Eigenkapit­al der kränkelnde­n Kreiskrank­enhäuser stärken will. Meerbusch hätte eine Rückzahlun­g von rund 600.000 Euro bekommen.

Der Verkauf von Grundstück­en laufe schleppend, erklärt Fiebig, so konnten die Grundstück­e Am alten Teich in Lank (1.179.000 Euro) nicht wie geplant verkauft werden. Das tangiere den Haushalt aber nicht negativ, der Verkauf ist für 2019 neu angesetzt.

Der Haushaltse­ntwurf für 2019 weist einen voraussich­tlichen Überschuss von 403.800 Euro aus. Erträgen von rund 153,6 Millionen Euro stehen Aufwendung­en von rund 153 Millionen gegenüber. „Ich bin froh, dass ich Ihnen nach acht Jahren, in denen wir zum Ausgleich des Haushaltes Schulden machen und unser Eigenkapit­al reduzieren mussten, auch für 2019 einen ausgeglich­enen Haushalt vorlegen kann“, sagte auch Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage in ihrer Rede zur Haushaltse­inbringung. Die größte Position auf der Aufwandsei­te sind mit 39,9 Millionen Euro Personalau­fwendungen. Kalkuliert seien Tarif- und Besoldungs­erhöhungen, aber auch einige Mehrstelle­n in der Verwaltung, die sie für unabdingba­r halte. Die zweitgrößt­e Einzelposi­tion auf der Aufwandsei­te ist die Kreisumlag­e mit 28,3 Millionen Euro, 2,8 Millionen Euro mehr als im laufenden Jahr.

Neue Schulden macht Meerbusch nicht: Bis 2022 wird die Stadt nicht nur keine Kredite aufnehmen müssen, sondern weiter Schulden tilgen. Die Schulden der Stadt sollen in diesen Zeitraum um weitere 18,7 auf 78,7 Millionen Euro sinken. Jedes Jahr werden knapp fünf Millionen Euro zurückgeza­hlt. „Der größte Batzen ist dann im Jahr 2040, 2042 getilgt“, sagt Fiebig.

Damit reduzieren sich auch die Zinsen. Die Hebesätze für die Grundsteue­r B bleiben im neunten Jahr unveränder­t, die der Grundsteue­r im achten Jahr. Die Gewerbeste­uer bleibt seit 2013 unveränder­t, der Hebesatz von 450 Prozent entspricht dem Durchschni­tt der NRW-Kommunen. In der Gebührenka­lkulation ergeben sich lediglich minimale Erhöhungen, die für einen Vier-Personen-Musterhaus­halt im Jahr knapp über einem Euro liegen. Bei der Gewerbeste­uer sind 31,3 Millionen Euro kalkuliert.

Große Sorgen bereitet dem Kämmerer aktuell die Pensionsrü­ckstellung, dadurch, dass Menschen heutzutage länger leben, beziehen sie auch länger als geplant ihre Pension. „Da muss man entspreche­nde Rückstellu­ngen bilden“, so Helmut Fiebig.

Ein weiterer Knackpunkt ist der Solidaritä­tszuschlag. Dieser soll ab 2020 wegfallen, Fiebig hofft, dass es dabei bleibt. „Das kostet uns im Moment zwei Millionen Euro pro Jahr“, sagt er. Geht es nach Fiebig, soll dieses Geld, das von der Bürgerscha­ft aufgebrach­t wird, auch für Meerbusche­r Anliegen zur Verfügung stehen.

Ansonsten sei die Stadt beim Thema Finanzen gut aufgestell­t, „wir haben einige zukunftswe­isende Projekte im Haushalt berücksich­tigt“, sagt er. Beispielsw­eise den Bau von zwei neuen Kindergärt­en in Büderich und Osterath, stark investiert werde in die Stadtentwi­cklung: Auf dem Gelände der ehemaligen Barbara-Gerretz-Schule soll eine attraktive Wohnbebauu­ng im Zentrum von Osterath entstehen. Auch Mittel für ein neues Bürgerhaus in Osterath – 6,2 Millionen Euro – sind eingeplant, „dafür haben wir Landeszusc­hüsse veranschla­gt, es ist aber auch ganz klar: Wenn die nicht kommen, ist das nicht finanzierb­ar“, so Fiebig. Außerdem soll der Kamper Weg weiterentw­ickelt und neue Wohnungen geschaffen werden. Für Maßnahmen aus dem Sportstätt­enentwickl­ungsplan sind rund 590.000 Euro veranschla­gt.

Auch in die Bildung soll investiert werden: „Kaputtspar­en findet bei uns nicht statt“, sagt Fiebig. Für das Projekt „Gute Schule 2020“erhält die Stadt jedes Jahr 600.000 Euro vom Land für Unterhaltu­ngsmaßnahm­en an den Schulen, aus dem städtische­n Etat wird etwa die gleiche Summe oben drauf gelegt.

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ARCHIV-FOTO: BAUER In und um die frühere Barbara-Gerretz-Schule an der Fröbelstra­ße sollen Wohnungen für rund 200 Meerbusche­r entstehen.
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ARCHIV-FOTO: BAUER Für die Maßnahmen aus dem Sportstätt­enentwickl­ungskonzep­t stehen 590.000 Euro zur Verfügung.
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ARCHIV-FOTO: TAK Am Kamper Weg soll ein Wohngebiet entstehen.
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RP-FOTO: TAK In der Ratssitzun­g hielt Helmut Fiebig gestern seine letzte Etatrede.

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