Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Nebulöses im November
Anna Schriever stellt in der Evangelischen Kirche ihre schemenhaften Porträts aus.
Schemenhaft, zurückgenommen, geheimnisvoll – so präsentieren sich die Personen, die Anna Schriever auf die Leinwand oder auf Papier bannt. Der Betrachter sollte genau hinsehen und die wie ein farbiger Schleier wirkende transparente äußere Hülle beiseite schieben.
Ein vorsichtiges Herantasten an den unvollendet dargestellten Menschen ermöglicht es, ihn und seine Aussage zu interpretieren. Die Künstlerin aus Velbert ( Jahrgang 1961) schreibt über diese im Rahmen des Projekts „Kunst in der Apsis“zu sehenden Bilder „Die Geburt des Trotzdem – das Gute sehen.“Dazu erklärt Marlies Blauth: „Anna Schriever vermittelt bildnerisch, dass auch die Gedenktage im grauen November ein ‚Trotzdem‘ zulassen und damit einen Aufbruch signalisieren.“
Die Initiatorin der Kunst-Reihe in der Evangelischen Kirche Osterath und Anna Schriever kennen sich aus der Studienzeit. Jetzt hat die Kunst sie wieder zusammengeführt. „Ich sah die Arbeiten und wusste, dass sie unsere Ausstellungen abrunden“, sagt Marlies Blauth. Tatsächlich war die Kunst der Absolventin des Studiengangs Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal schon häufiger in Kirchenräumen zu sehen. „Ich versuche, Stimmungen einzufangen, zeige Menschen in bestimmten Situationen und schaffe mit mehreren Farbschichten eine Oberfläche, die ähnlich vielseitig ist, wie die einzelner Persönlichkeiten“, ergänzt Anna Schriever.
Anregungen entnimmt sie dem Alltäglichen, aus Presseveröffentlichungen oder selbst wahrgenommenen Eindrücken: „Die Entstehung eines Bildes ist ein längerer Prozess. Er entwickelt sich, und darauf reagiere ich.“Sie arbeitet in der Regel an mehreren Arbeiten parallel, immer experimentell und verwendet pastellfarbene sanfte Acrylfarbe in Mischtechnik als Grundlage. Mit Stiften setzt sie Akzente oder nutzt den Spachtel, um auch nachträglich Farben und Konturen zu reduzieren, zu übermalen, zu vermischen.
In den Bildern in der Apsis selbst und im Gemeinderaum wird die zu ahnende Verletzlichkeit der Menschen deutlich, aber auch die Hoffnung, die Kraft gibt, sich unterschiedlichen Situationen zu stellen. Details spielen in der Kunst von Anna Schriever keine Rolle. Sie lebt von Andeutungen und damit schärft die Künstlerin den Blick für das Wesentliche, überlässt die Fertigstellung der Porträts gewissermaßen dem Betrachter.
Vernissage: Sonntag, 11.15 Uhr, Einführung: Marlies Blauth. Bis 2. Dezember. Werktags 9-12 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 02159 50442. Evangelische Kirche Osterath. Alte Poststraße 15.