Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Das Halloween-Haus von Uerdingen
Seit einigen Jahren rüstet eine Uerdinger Familie ihr Haus zu einem Halloween-Gruselhaus um, das besonders Kinder ansprechen soll. Die Besucher sollen einen angenehmen Grusel abseits jeden Horrors verspüren.
Spinnweben spannen sich zwischen dunklen Grabstätten, aus denen weißliche Gebeine herausragen, von einem Balkon baumelt eine Mumie herab, über die zwei blaue Riesenspinnen krabbeln. Den Hauseingang bewachen zwei Knochenmänner mit Sensen, deren schwarze Kapuzenumhänge im Abendwind flattern. Ein Gerippe daneben ist nach der in der Halloween-Szene weit verbreiteten „Steampunk-Mode gekleidet. Die dahinter an der Hauswand angebrachte Tafel mit skurrilen Maschinenteilen verweist auf dieses Genre, das Strömungen moderner Technik mit viktorianischer Mode verbindet und seit den achtziger Jahren zu einem eigenständigen Zweig der Mode-Subkultur geworden ist. Das Zentrum der gespenstischen Szenerie der von Flackerlichtern erhellten Grabstätten bildet der schwarze Ghost-Train, bedient von einem bleichen Knochenmann. Von Zeit zu Zeit lässt eine Nebelmaschine mit einem Schwall grauen Dampfes die Konturen der Vorgarten-Szene verschwimmen. Schrille, auf- und abschwellende Musik mit Geistergeheule verstärkt die gruslige Atmosphäre, die zur Halloween-Zeit viele Neugierige in den stillen Hohenbudberger Deichweg zieht, darunter erstaunlich viele Kinder.
„Was wir hier machen, soll kindgerecht sein“, erklärt Hausherr Georg Schloten. „Wir lassen die Besucher sich ein wenig gruseln. Uns ist aber wichtig, dass der Grusel nicht in Horror abdriftet.“Für die jungen Besucher am Halloween-Tag, an dem sie ihr Haus ab 18 Uhr mit offenem Ende für Besucher öffnen, haben sie 100 Tüten mit Süßigkeiten gepackt, um zu vermeiden, dass ihnen „Saures“angedroht wird. Im Vorjahre zählten sie 230 Besucher. „Leute, die ihre Hunde auf dem Rheindeich in das Naturschutzgebiet „Spey“ausführen, fragen uns immer wieder: ‚was macht ihr denn als nächstes’“, erzählt der Hausherr. „Da müssen wir passen, denn viele Ideen kommen erst beim Basteln.“
Infiziert wurden Silke und Georg Schloten mit dem Halloween-Bazillus, als sie noch zur Miete wohnten. Für ihre beiden Söhne stellten sie in der Wohnung beleuchtete Kürbisse auf, was den Jungen sichtlich Spaß machte. Der Durchbruch kam, als sie an den Deichweg zogen. Nun wurde die Bastelei unter ein Jahresmotto gestellt – wie Ghost-Train in diesem Jahr oder im letzten Jahr eine bei Ebay ersteigerte Pferdekutsche, auf deren Bock der Sensenmann als Kutscher ein Brautpaar zur „Todeshochzeit“kutschierte. In diesem Jahr legten die Schlotens noch eins drauf. Kurzerhand wurden ihre Autos aus dem Carport verbannt und dieser in ein „Ghost-Train-Museum“umgewandelt, durch dessen sechs Geisterbahn-artige Räume man sich hindurchwinden muss, deren Effekte durch Beamer und allerlei digitale Steuerungen für ständig weit aufgerissene Augen sorgen.
„In diesem Jahre haben wir mit den Vorbereitungen bereits im Sommer begonnen, ähnlich wie die Karnevalisten beim Bau ihrer Zugwagen“, sagt Georg Schloten. Das Ehepaar ergänzt sich auf ideale Weise. Er sorgt für die kreativen Ideen, und sie für deren Umsetzung. So hat Silke Schloten die wuchtige Geisterlok ganz alleine zusammengebaut. Die bekennenden Uerdinger tauschen sich über eine Facebook-Gruppe mit anderen Halloween-Enthusiasten aus.
Dabei würden die Niederländer den Vogel abschießen, was verrückte Arrangements beträfe. „Soweit wollen wir aber nicht gehen“, fügt Sohn Sebastian Schloten augenzwinkernd an. „Wir wollen hier keinen Freizeitpark. Wir greifen einfach einen alten irischen Brauch auf und vertreiben die bösen Geister.“