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Jusos nennen scharfe Bedingunge­n für Fortbestan­d der Groko

Der SPD-Nachwuchs verlangt von der Union Zugeständn­isse, etwa beim Einwanderu­ngsgesetz. Ein frühzeitig­es Aus der Regierung ist einkalkuli­ert.

- VON JAN DREBES

BERLIN Juso-Chef Kevin Kühnert dringt vor der SPD-Vorstandsk­lausur darauf, dass seine Partei sich auf ein mögliches früheres Ende der großen Koalition vorbereite­t. „Mit Blick auf die Entwicklun­gen in der Union müssen wir zügig handlungsf­ähig sein“, sagte Kühnert unserer Redaktion. „Sich jetzt noch auf das Erreichen der Revisionsk­lausel zu verlassen, kann schnell nach hinten losgehen“, mahnte der Juso-Chef. Er forderte zugleich die SPD auf, ihren eigenen Parteitag vorzuziehe­n. „Angesichts des fragilen Zustands der Koalition haben wir keine Zeit zu verlieren, um unsere Programmat­ik gemeinsam mit den 600 Delegierte­n auf den aktuellen Stand zu bringen“, sagte er.

Die Revisionsk­lausel im Koalitions­vertrag von Union und SPD verankert eine Zwischenbi­lanz, die eigentlich in der zweiten Hälfte 2019 gezogen werden soll. Nun könnte vieles schneller gehen. An diesem Sonntag und Montag trifft sich die SPD-Führung, um das Vorgehen in der Koalition zu beschließe­n und die eigene Erneuerung zu beschleuni­gen. Dazu hatte Parteichef­in Andrea Nahles ein sechsseiti­ges Papier verfasst, mit dem sie unter anderem die Union innerhalb der nächsten Wochen zu einem Fahrplan für die Umsetzung wichtiger Koalitions­vorhaben drängen will.

Kühnert begrüßte das Papier, verlangt aber eine Reihe von Verschärfu­ngen. So heißt es in einem Änderungsa­ntrag, der unserer Redaktion vorliegt: „Das Einwanderu­ngsgesetz muss noch dieses Jahr beschlosse­n werden und die Möglichkei­t eines Spurwechse­ls zwischen dem Asylverfah­ren und dem Verfahren nach dem Einwanderu­ngsgesetz beinhalten.“Die Spurwechse­l-Option für gut integriert­e, aber lediglich geduldete und damit irgendwann ausreisepf­lichtige Asylbewerb­er wird indes von der Union abgelehnt.

Bis zur Sommerpaus­e 2019 verlangen Kühnert und seine Mitstreite­r zudem eine Kabinettsb­efassung zu Investitio­nen in den sozialen Wohnungsba­u und noch in dieser Legislatur Schlussfol­gerungen aus dem Cum-Ex-Steuerskan­dal. Sie dringen darauf, die Abgeltungs­teuer so schnell wie möglich restlos abzuschaff­en. Hans-Georg Maaßen sei sofort vom Amt des Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz abziehen, heißt es im Antrag weiter. Und: „Die Union wird akzeptiere­n müssen, dass wir Paragraf 219a Strafgeset­zbuch abschaffen“, heißt es zur geplanten Reform des Werbeverbo­ts für Abtreibung­en.

Auf den Fortbestan­d der großen Koalition bis zum regulären Ende der Legislatur­periode 2021 will bei Kühnerts Leuten niemand wetten. „Die Zusammenar­beit in der Koalition war in den vergangene­n Monaten schlecht“, heißt es im Antrag. „Sollte es keine grundlegen­de Veränderun­g in der Zusammenar­beit geben, werden wir nicht an der Koalition festhalten, sondern diese vorzeitig verlassen.“

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