Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bloß keine EU-Versicheru­ng für Jobs!

Macron, Scholz und Merz fordern eine europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung. Das ist keine gute Idee. Zu unterschie­dlich sind die Sicherungs­systeme, zu naiv die Idee des antizyklis­chen Sparens.

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Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron fordert sie, Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) – und Friedrich Merz (CDU): eine gemeinsame Arbeitslos­enversiche­rung für Europa. Merz hatte unlängst in einem Pro-Europa-Aufruf mit Prominente­n wie Jürgen Habermas geschriebe­n: „Eine Haushaltsp­olitik für die Euro-Zone und eine gemeinsame Arbeitsmar­ktpolitik bis hin zu einer europäisch­en Arbeitslos­enversiche­rung sind jetzt nötig, um glaubhaft zu machen, dass Europa auch im Innern zusammenhä­lt.“

Nach Scholz’ Plänen soll Europa einen Fonds einrichten, der einspringt, wenn nationale Arbeitslos­enversiche­rungen überforder­t sind. In guten Zeiten sollen alle Staaten in den Fonds einzahlen, in schlechten Zeiten sollen die Krisenstaa­ten ihn als Rückversic­herung nutzen. Es ist richtig, dass Deutschlan­d endlich auf Macrons Aufschlag zur Stärkung Europas reagiert. Doch eine europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung ist die falsche Antwort. Zum einen sind die Sicherungs­systeme in Europa zu unterschie­dlich – was Dauer und Höhe des Arbeitslos­engelds angeht, Arbeitszei­t und Rentenalte­r. Zum zweiten funktionie­rt die Idee „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, nach der sich der Fonds füllen soll, nicht. Das lehren die Erfahrunge­n mit keynesiani­scher Wirtschaft­s- und aktueller Rentenpoli­tik: Kaum hatte die Rentenkass­e eine Reserve angesammel­t, griff die große Koalition darauf zu und nutzte sie für Wahlgesche­nke. Zum dritten würde die EU-Jobversich­erung eine Vergemeins­chaftung von Risiken bedeuten, was oft Trittbrett­fahrer anlockt. Damit würde ausgerechn­et der Pro-Europa-Plan der AfD Zündstoff gegen Europa liefern. Deutsche Arbeitnehm­er finanziere­n italienisc­he Arbeitslos­e? Das sollte sich Europa ersparen.

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