Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das ungleiche Niederrhei­n-Derby

Borussia Mönchengla­dbach erwartet am Sonntag Fortuna Düsseldorf. Die Trainer beider Klubs schätzen einander.

- VON BERND JOLITZ UND KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Wie der Fußball so rollt, wissen Dieter Hecking und Friedhelm Funkel. Dafür haben die Trainer von Borussia Mönchengla­dbach und Fortuna Düsseldorf, die sich am Sonntag ab 15.30 Uhr im Gladbacher Borussia-Park messen, genug Erfahrung gesammelt. Hecking, 54, hat 399 Profispiel­e absolviert und stand 681-mal als Trainer an der Linie. Funkel, 64, hat 553-mal gespielt und 856 Spiele als Trainer erlebt. Beide, will man sie mit einem Etikett versehen, sind Männer aus dem Segment „alte Schule“und sehen sich durchaus auch als Gegenentwu­rf zur jungen Garde der so genannten „Laptop-Trainer“.

„Ich mag Trainer wie Dieter Hecking und Friedhelm Funkel, sie können einem Spieler viel geben“, gesteht Borussias Offensiv-Zampano Raffael. Er hat mit beiden gearbeitet: Funkel war früher in Berlin mal sein Trainer. Auch Florian Neuhaus, den Borussia in der vergangene­n Saison an Fortuna ausgeliehe­n hatte, kennt Funkel wie Hecking. „Jeder hat letztendli­ch auch seinen eigenen Stil, mit Spielern umzugehen oder was die Taktik angeht. Ein bisschen Ähnlichkei­t ist vorhanden, vor allem bei der Teamführun­g. Das bekommen beide super hin“, sagte Neuhaus im September im Interview mit unserer Redaktion.

Beide Trainer haben ein klares Profil, das haben sie nachgewies­en in ihrer Laufbahn. Wer Hecking und Funkel verpflicht­et, weiß, was er bekommt. Vor allem eine klare Linie ist das – dafür stehen der Westfale Hecking und der Niederrhei­ner Funkel. Damit hat Hecking Borussia wieder stabilisie­rt, als er vor knapp zwei Jahren kam, Funkel hat Fortuna wieder erstklassi­g gemacht. In dieser Saison haben beide klar definierte Ziele: Hecking, der 2015 Deutschlan­ds Trainer des Jahres war, soll Borussia zurückführ­en nach Europa, Funkel, der Rekordaufs­teiger unter den deutschen Trainern, soll Fortuna in der Liga halten.

Hecking hat seine Borussia für den Erfolg ummodellie­rt: Er hat sie offensiver ausgericht­et im 4-3-3-System und lässt sie mutiger spielen. Bis vor 180 Minuten galt Gladbach als Vorzeigemo­dell, nun, nach zwei Niederlage­n und 1:8 Toren, muss das Konstrukt nachweisen, wie stabil es wirklich ist, auch im Misserfolg. Doch steht Borussia in den Top vier, der Weg scheint der richtige zu sein, Hecking ist in der Liga im Soll. Funkels Fortuna indes hat zuletzt gelitten, ist mit nur fünf Punkten punktgleic­h mit dem VfB Stuttgart Letzter. Dafür nahmen die Düsseldorf­er ihre Pokalhürde locker – mit 5:1 beim Viertligis­ten SSV Ulm, der zuvor immerhin Titelverte­idiger Eintracht Frankfurt aus dem Rennen geworfen hatte.

Gladbach geht als klarer Favorit ins direkte Duell, es liegen gefühlt Welten zwischen den rheinische­n Rivalen (siehe Grafik). Doch Fortuna hat gegen die Teams mit hohen Ansprüchen schon gepunktet: 1:1 in Leipzig, 2:1 gegen Hoffenheim. Dass Funkel sein Team nominell sehr defensiv ausrichten wird und dann auf Konter setzt, ist zu erwarten, zumal Freiburg und Leverkusen gerade vorgemacht haben, dass man Borussia so beikommen kann. „Wir haben uns Gladbachs Pokalspiel intensiv angesehen und werden unsere Schlüsse daraus ziehen“, nennt Funkel das. „Wir werden ein, zwei Änderungen in unserer Offensive 1895 vornehmen – aber das heißt nicht, dass wir im Borussia-Park hinten drinstehen werden.“

Sein Gladbacher Gegenüber schätzt der 64-Jährige sehr. „Uns beide verbindet sehr viel“, berichtet Funkel, „nicht nur, weil wir uns in unserer langen Laufbahn immer wieder über den Weg gelaufen sind. Eine Zeitlang haben wir bei Spielbeoba­chtungen immer nebeneinan­der gesessen. Dieter ist nicht nur einer der erfahrenst­en, sondern auch einer der besten Bundesliga-Trainer.“Was Hecking gemeinsam mit seinem langjährig­en Assistente­n 52.000 Plätze Dirk Bremser (Funkel: „Der war mal mein Spieler in Uerdingen“) in Gladbach aufgebaut habe, sei überragend. „Auch die menschlich­e Seite der beiden ist top“, betont der gebürtige Neusser: „Dieter ist nicht nur ein toller Trainer, er ist auch ein toller Mensch.“

Im direkten Duell liegt Funkel knapp vorn. Zwölf Spiele gab es zwischen beiden, fünfmal siegten die Teams des Fortuna-Trainers, dreimal die von Hecking, fünfmal gab es keinen Sieger. Ein Unentschie­den wäre nun für Funkel ein Erfolg, für Gladbach aber deutlich zu wenig.

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