Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neue Wohnung verzweifel­t gesucht

Weil Mutter Safije an einer Nervenkran­kheit leidet und mit ihrem Rollator nicht ins Badezimmer kommt, braucht Familie Muslijevic dringend ein neues Zuhause. Bislang sucht sie erfolglos, auch die Stadt konnte nicht helfen.

- VON LAURA IHME

Wenn Safije Muslijevic das Haus verlassen will, dann muss ihr Mann sie tragen. Alleine schafft es die 39-jährige dreifache Mutter nicht aus der Wohnung im ersten Stock nach unten. Safije leidet an einer chronische­n Erkrankung des Nervensyst­ems, sie kann kaum noch laufen. Draußen ist sie auf den Rollstuhl angewiesen, drinnen nutzt sie den Rollator. Doch weil die Wohnung in Oberbilk nicht barrierefr­ei ist, Wohnung – zum Beispiel mit Aufzug. „Aber entweder ist die Wohnung schon weg oder zu teuer“, sagt Arton Muslijevic. Er arbeitet bei einer Gebäuderei­nigungsfir­ma, mit seinem Gehalt und der Erwerbsunf­ähigkeitsr­ente seiner Frau, die früher eine Bäckerei geleitet hat, bezahlt die Familie ihre Wohnung. Und die ist auch nicht optimal ausgestatt­et, lediglich 64 Quadratmet­er groß, nur in einem Raum gibt es eine Heizung. Der Vermieter, der für unsere Redaktion nicht zu erreichen war, kümmere sich kaum um die Instandhal­tung, sagt die Familie.

Bei der Suche nach einem neuen Zuhause erhält sie jetzt Unterstütz­ung von der Caritas, die zum Beispiel Wohnungsun­ternehmen angefragt hat und außerdem über die Kirchengem­einden versucht, eine Wohnung zu finden.

Die Stadt konnte der Familie noch nicht helfen: Zwar dürfe eine vierköpfig­e Familie nach Wohnraumnu­tzungsbest­immung in eine Vier-Zimmer-Wohnung ziehen. In ganz Düsseldorf gebe es aber nur 200 öffentlich geförderte Wohnungen dieser Art. Und die sind alle belegt. Gleichzeit­ig gebe es rund 400 Haushalte mit fünf oder mehr Personen, davon 200 Notfälle, die als wohnungssu­chend registrier­t seien. Darunter seien Fälle, die als dringliche­r eingestuft und obendrein noch länger als Familie Muslijevic gelistet seien. „Aus diesem Grund konnte

der Familie bisher leider noch keine geeignete Wohnung angeboten werden“, heißt es.

Der Fall Muslijevic macht damit ein weiteres Problem auf dem Düsseldorf­er Wohnungsma­rkt sichtbar: Sozialwohn­ungen für Familien fehlen – und barrierefr­eie Wohnungen fehlen: So gibt es derzeit rund 4500 barrierefr­eie, öffentlich geförderte Wohnungen, Erhebungen zu solchen Wohnungen im frei finanziert­en Bereich gibt es nicht. Klar ist aber: Die Anzahl deckt den Bedarf nicht. Und das obwohl Stadt, als auch Land den Bau und Umbau dieser Wohnungen fördern und neue Sozialwohn­ungen barrierefr­ei sein müssen. Familie Muslijevic hilft das derzeit nicht – sie hofft nun, noch in diesem Winter ein neues Zuhause zu finden.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Safije (39) und Arton Muslijevic (37) mit ihren Kindern (v.l.) Sumeje (2), Ezana (12) und Sara (9) in ihrem Wohnzimmer. Der Raum ist als einziger in der 64-Quadratmet­er-Wohnung beheizbar.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Safije (39) und Arton Muslijevic (37) mit ihren Kindern (v.l.) Sumeje (2), Ezana (12) und Sara (9) in ihrem Wohnzimmer. Der Raum ist als einziger in der 64-Quadratmet­er-Wohnung beheizbar.

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