Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Sabine Meyer wirbelt in der Tonhalle
(kau) Sabine Meyer umtost Jubel in der Tonhalle. Die Klarinettistin, deren Karriere in den 1980ern mit Karajan, den Berliner Philharmonikern und der Klatschpresse begann, weiß mit fast 60 Jahren ihr Instrument wie keine andere in Szene zu setzen. Perlend wirbelt sie in Webers Tongirlanden herum, macht sein f-Moll-Konzert auch beim x-ten Wiederhören zu einer kleinen Sensation. Wie sie die Spitzentöne heraustrompetet, das macht ihr so schnell keiner nach. Man mag auch Einwände haben: die Attitüde, bei Tempoverschärfungen das Orchester hinterherhecheln zu lassen; die Unsitte, das Soloinstrument brillant einen Tick zu hoch einzustimmen. Schwamm drüber: Die Meyer ist klasse.
Spannend jedoch ist die Musizierkultur der Kammerakademie Potsdam. Die hat Wagners „Siegfried-Idyll“im Gepäck, ein Drahtseilakt für alle Beteiligten. Die Streicher hauchen im fast Unhörbaren unendliche Melodien, die Bläsersätze könnten delikater kaum sein. Und erst die Hörner. Antonello Monacorda weist mit gefühlvoller Geste den jungen Musikern den Weg ins gefährdete Zuckerguss-Land. Es gibt noch eine zauberhafte „Schottische“von Mendelssohn, bei der dann vier Naturhornisten den Laden aufmischen. Diese Ansatz- und Stopfkünstler wandeln immerwährend am Abgrund, machen ihre Sache in weiten Teilen grandios. Das gilt auch für Reiner Wehle am Bassetthorn, der mit seiner Gattin an der Klarinette Mendelssohns Konzertstück Nr.1 zu spielen hat. Erquickend.